Darum gehts
- Christian B., Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann, lebt obdachlos in Kiel
- Zwei Polizeibeamte begleiten ihn zum Schutz der Bevölkerung und seiner selbst
- Nach neun Tagen in Neumünster wurde der 48-Jährige von Anwohnern vertrieben
Das ganze Hab und Gut von Christian B.* passt in einen kleinen Rucksack. Mal schläft er in seinem Zelt auf einem Fussballplatz, mal irgendwo im Gebüsch. Der Hauptverdächtige im Vermisstenfall Maddie McCann lebt jetzt auf der Strasse in Kiel (D).
Zwei Polizeibeamte mit Schlagstock und Pistole begleiten ihn Tag und Nacht. Sowohl zum Schutz der Bevölkerung vor Christian B., als auch, um den 48-Jährigen selbst zu beschützen. Christian B. wurde in den letzten Wochen nämlich von wütenden und besorgten Anwohnern quer durch Norddeutschland gejagt, wie der «Spiegel» berichtete.
Vom Gefängnis auf die Strasse
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hält Christian B. für den Entführer und Mörder von Maddie McCann. Das damals dreijährige britische Mädchen verschwand 2007 im portugiesischen Praia da Luz.
Aufgrund mangelnder Beweise kam es aber nie zu einer Anklage. In letzter Zeit kamen aber neue Indizien ans Licht, die Christian B. belasten könnten.
Trotzdem sass Christian B. jahrelang im Knast. Wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen Touristin in Portugal verurteilte ihn die Staatsanwaltschaft Braunschweig 2019 zu einer mehrjährigen Haftstrafe.
Am 17. September wurde der 48-Jährige aus dem Gefängnis entlassen. Es startete ein Resozialisierungsversuch mit eigener Wohnung in der Stadt Neumünster im Bundesland Schleswig-Holstein.
Aus der Stadt gejagt
Christian B. bleibt nicht lange unentdeckt. Mehrere Medien, unter anderem die britische Boulevardzeitung «Sun», kriegen Wind von seiner neuen Bleibe. Neun Tage nach seinem Einzug wird der 48-Jährige von der Polizei abgeholt und verlässt Neumünster. Anwohner hätten ihn beschimpft und bedroht, erzählt er dem «Spiegel».
Christian B. fährt nach Kiel. Dort versucht er mehrmals, in Hotels unterzukommen. Jedes Mal wird er früher oder später des Hauses verwiesen, bis er schliesslich auf der Strasse landet.
Neben den zwei Polizisten wird er regelmässig von «Helfern» besucht, die dem 48-Jährigen Essen vorbeibringen.
*Name bekannt