Pflegeexperte Dirk Sven Kircher (44) aus Wigoltingen TG ist überzeugt, Opfer eines rassistischen Vorfalls geworden zu sein. Er klagt: «Ich kann nicht einmal baden gehen, ohne dass man versucht, mich totzufahren!»
Es ist Dienstag, der 2. Juli. Kircher badet an diesem Tag im Vago-Weiher, einer schmucken Badegelegenheit in der Gemeinde. Gegen 17.45 Uhr trifft er auf René Kistler (56), den Präsidenten des Weiher-Vereins.
«Der behauptete, ich müsste 30 Franken Jahresgebühr zahlen, um hier baden zu dürfen. Das ist doch ein Witz!» Der Weiher sei für Wigoltinger gratis. Und er bezahle schliesslich Steuern hier, so Kircher.
Streit um Weiher-Mitgliedschaft eskaliert
Kistler widerspricht: «Zugang haben nur die Familien der Vereinsmitglieder. Die Beiträge setzen wir für den Unterhalt der Anlage ein.» Als Präsident führe er daher regelmässig Kontrollen durch.
Gemeindepräsidentin Sonja Wiesmann bestätigt den Sachverhalt. Doch Kircher selbst will von der Gemeinde die Rückmeldung erhalten haben, zutrittsberechtigt zu sein. Klar ist: Die Wogen gehen hoch. «Er sagte mir, ich solle mich nach Deutschland verziehen, wenn es mir hier nicht passt», so der eingebürgerte Kircher.
Nazi-Vorwürfe und ein Sturz vom Velo
René Kistler will dagegen vom ungebetenen Gast als «elender Schweizer Nazi» bezeichnet worden sein. Noch während er mit der Polizei telefoniert habe, sei Kircher dann aber einfach davongeradelt.
Einige Hundert Meter weiter gerät Dirk Sven Kircher auf dem Velo mit dem Lenker eines Pick-ups aneinander. «Der hat mich dann brutal in den Zaun gerammt», schildert der Vater zweier Kinder.
Er habe sich eine Gehirnerschütterung, Prellungen und ein Schleudertrauma zugezogen. Mit blutender Nase filmt Kircher den vermeintlichen Übeltäter: Hans D.* (54), der dem Velofahrer seinerseits Sachbeschädigungen an seinem Fahrzeug vorwirft.
Rammstoss aus Fremdenhass oder inszenierter Crash?
«Ich habe beim Sturz kurz das Bewusstsein verloren. Als ich aufgestanden bin, habe ich auf seine Motorhaube geschlagen und den Seitenspiegel eingeklappt. Dann hat mich dieser Mann mit der Faust zu Boden geschlagen», erklärt Kircher.
D. habe sich dann auf ihn gesetzt, sodass er kaum noch Luft bekommen habe. Zum Schluss habe dieser auch noch sein teures Karbon-Velo demoliert. Kircher: «Ich hatte Todesangst und kann seither nicht mehr schlafen.»
Bei D., ebenfalls Mitglied im Weiher-Verein, soll es sich um einen Handlanger handeln. «Ich habe ja gehört, wie ihn Präsident Kistler herbeigerufen und aus purem Fremdenhass auf mich gehetzt hat!»
Ein Sachverhalt – zwei völlig unterschiedliche Versionen
Der Weiher-Chef weist die Vorwürfe zurück. Sein Verdacht: «Schon im Gespräch mit mir wollte er mich dazu verleiten, ihn zu schlagen. Vielleicht um Schmerzensgeld zu kassieren oder um mich zu verklagen!»
Fahrer D. will sich nicht im Detail äussern: «Der hat mein Auto beschädigt und behauptet jetzt, ich hätte ihn über den Haufen gefahren. Das ist mir zu blöd.»
Laut Staatsanwaltschaft sind von beiden Seiten Anzeigen eingegangen.
* Name geändert