Die beiden Brüder Enver* (21) und Besmir S.* (24) aus Dietikon ZH konnten es kaum erwarten, endlich in die Ferien zu verreisen. Ihr Weg führt sie am vergangenen Samstag schnurstracks durch Kroatien, sie haben ihre Wurzeln nahe der serbisch-kosovarischen Grenzstadt Bujanovac.
Am Steuer des roten Mercedes CLS 63 AMG sitzt Besmir. Kurz vor der Landesgrenze setzt er zum Überholen an, lenkt dann zurück auf die rechte Spur – und verliert plötzlich die Kontrolle über den 557-PS-Boliden. Die Karosse überschlägt sich mehrfach, landet meterweit neben der Autobahn im Gras und fängt Feuer. Nur durch Zufall werden sie von Strassenunterhaltsarbeitern entdeckt, berichtet die kroatische Zeitung «24 sata».
Vom Boliden bleibt nur Schrott übrig
Ein Krankenwagen bringt sie ins Spital nach Vinkovci. Diagnose: Der jüngere Bruder Enver, der auf dem Beifahrersitz sass, wurde schwer verletzt. Er erlitt einen Rippenbruch und muss länger im Spital bleiben. Fahrer Besmir kommt mit leichten Verletzungen davon. Vom Boliden, der in 3,7 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen kann, bleibt nur ein Haufen Schrott übrig. Der kroatische Polizeisprecher Domagoj Dzigumovic sagt zu BLICK: «Die beiden Brüder waren angegurtet. Das hat ihnen das Leben gerettet.»
Der Schock sitzt auch Tage nach dem schrecklichen Unfall noch tief. Nachbar Artan Shabani (36) kennt die beiden Brüder und sagt: «Es ist sehr schlimm, was passiert ist. Das Auto ist komplett zerstört, aber zum Glück leben die beiden noch, das ist das Wichtigste.»
Fuhren die Brüder zu schnell?
Offiziell gilt die Unfallursache noch als ungeklärt. Shabani sagt zu BLICK, dass er von «Öl auf der Fahrbahn» gehört habe. Dies hätte den roten Mercedes wohl ins Schleudern gebracht. Polizeisprecher Dzigumovic sagt lediglich: «Im Fokus der Ermittlungen steht die übersetzte Geschwindigkeit des Unfallfahrzeugs.»
Passiert ist der Unfall auf der kroatischen Autobahn A3. Die Transitachse war einst der grosse Stolz Ex-Jugoslawiens, heute ist die Strecke beliebt bei Heimkehrern aus den Balkanländern. Offiziell darf hier fast durchgehend 130 km/h gefahren werden. Viele wissen aber, dass die Polizei selbst bei 150 km/h auf dem Tacho meist ein Auge zudrückt.
Und wenn sie doch einschreitet, gibt es im Vergleich zur Schweiz nur milde Strafen. Pikant: In der aktuellen Feriensaison sorgte ein Schweizer Raser für negative Schlagzeilen. Er bretterte mit satten 228 Stundenkilometern durchs Land. Das kroatische Gesetz fordert dafür vergleichsweise läppische 2250 Franken Busse und ein Fahrverbot – in Kroatien.
* Namen geändert