Proteste gegen Steuern
Libanons Regierung kündigt nach Massenprotesten Reformen an

Nach den Massenprotesten gegen Misswirtschaft und Korruption will die Regierung des Libanons die Lage mit einer Reihe von Massnahmen beruhigen. Das Kabinett stimmte am Montag einem Plan zu, den Ministerpräsident Saad Hariri vorgelegt hatte.
Publiziert: 21.10.2019 um 18:35 Uhr
|
Aktualisiert: 22.10.2019 um 10:12 Uhr
1/6
Ministerpräsident Saad Hariri sagte nach einer Kabinettssitzung, die Demonstrationen hätten dafür gesorgt, dass die Reformen gebilligt worden seien. Nach seinen Worten sollen die Gehälter von Ministern und Parlamentsabgeordneten um die Hälfte gekürzt werden.
Foto: DALATI NOHRA HANDOUT

Regierung zieht Steuererhöhung zurück

Die Demonstrationen hätten dafür gesorgt, dass die Reformen gebilligt worden seien, sagte Hariri nach der Kabinettssitzung. Ihm zufolge sollen unter anderem die Gehälter von Ministern sowie Parlamentsabgeordneten um die Hälfte gekürzt werden. Regierungseinrichtungen sollen geschlossen oder zusammengelegt werden.

Neue Steuern würden im kommenden Jahr nicht erhoben werden, versprach der Ministerpräsident weiter. Der Staat habe die Verpflichtung, friedliche Demonstrationen zu schützen.

Vertrauen in Regierung verloren

Demonstranten in der Hauptstadt Beirut zeigten sich nach Hariris Ankündigungen unzufrieden und forderten den Rücktritt der Regierung. Sie riefen unter anderem «Revolution, Revolution». Die Erklärung des Premiers sei enttäuschend, sagte ein Student.

Andere erklärten, sie hätten kein Vertrauen in die Regierung. «Sie versuchen, uns ein Schmerzmittel zu geben», sagte ein Demonstrant. Wegen der Proteste waren am Montag viele Geschäfte und Banken in Beirut geschlossen.

Warum kam es zu Protesten?

Die Proteste hatten am Donnerstag begonnen. Auslöser war unter anderem die Ankündigung der Regierung, künftig eine tägliche Gebühr auf die Nutzung von Kommunikationsdiensten wie WhatsApp zum Telefonieren zu erheben. Demonstranten blockierten Strassen und zündeten Barrikaden an. Menschenrechtler kritisierten, Sicherheitskräfte seien mit übermässiger Gewalt vorgegangen.

Das kleine Land am Mittelmeer mit rund sechs Millionen Einwohnern kämpft mit einer Wirtschafts- und Finanzkrise und leidet unter dem Krieg im benachbarten Syrien. Die Staatsverschuldung liegt bei 86 Milliarden US-Dollar, was einer Quote von etwa 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Es ist eine der höchsten Schuldenquoten weltweit. Kritiker werfen der Regierung vor, Reformen über Jahre verschleppt zu haben. (SDA)

Krieg in Syrien

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
Fast jede dritte weltweit verkaufte Waffe hatte in den vergangenen fünf Jahren einen Abnehmer im Nahen Osten. (Symbolbild)
KEYSTONE/AP/STR

Seit 2011 tobt der syrische Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und verschiedenen Rebellen-Gruppen. Dort engagieren sich auch ausländische Mächte, allen voran Russland und die USA oder die Türkei.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?