Es glich einem gut eingespielten Ritual: Kaum hatte der Bund am Donnerstag die neusten Zahlen zur Einwanderung veröffentlicht – und betont, sie sei mit netto 55'000 Personen «stabil» geblieben, folgte sogleich die Antwort der SVP.
Die Partei bezeichnete die genannte Zuwanderung als «unerträglich» und rechnete vor, die Zahl sei fast sieben Mal höher, als der Bundesrat bei der Abstimmung über die Bilateralen versprochen habe. Ausrufezeichen!
Nun ist hinlänglich bekannt, dass sich die Prognose von rund 10'000 Einwanderern pro Jahr als ziemlich falsch herausgestellt hat. Zwanzig Jahre später noch immer diese Zahl zu zitieren, zeugt nicht gerade von Souveränität.
Und doch geben 55'000 Zuwanderer pro Jahr zu denken: Das entspricht den Einwohnern der Stadt Biel. Wobei das Problem weniger bei der Zahl an sich liegt – denn die Schweiz ist durchaus in der Lage, diese Menschen aufzunehmen. Doch will sie das erfolgreich tun, braucht es andere Ansätze in der Raumplanung. Schluss mit neuen Einfamilienhüsli auf der grünen Wiese! Schluss auch mit falsch verstandener Verdichtung à la Zürich, wo die Betonmassen der Europaallee jeden Passanten sofort das Weite oder das nächste Fleckchen Grün suchen lassen.
Stattdessen brauchen wir Städte und Gemeinden, in denen zwar das eine oder andere Hochhaus Platz findet – wo aber drum herum auch Bäume, Blumen und Wiesen wachsen dürfen. Der neu gewählte Nationalrat hat gerade das vom alten Parlament geplante Raumplanungsgesetz versenkt.
Nun kann er beweisen, dass er es besser kann.