Ein Paradies in der Toskana
Schweizer Ehepaar baut Traumhaus aus einer Ruine

Vor 30 Jahren sind Liliane (57) und Bruno (71) Benz aus der Ostschweiz nach Italien ausgewandert. Aus einer Ruine haben sie sich in der Toskana ein Paradies geschaffen.
Publiziert: 28.02.2021 um 09:48 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 18:31 Uhr
So präsentierte sich das verwahrloste Haus mit den Olivenbäumen 1988, als Liliane und Bruno Benz es in ihren Ferien in der Toscana erstmals sahen. Das Paar kaufte das alte Haus in Forcoli in der Provinz Pisa, rund eine Stunde von Florenz entfernt.
Foto: Zvg
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Corine Turrini Flury

Das Ehepaar Liliane (57) und Bruno (71) Benz ist schon in jungen Jahren immer gern nach Italien in die Ferien gefahren. 1987 sah das Paar bei einem Freund in Forcoli, rund eine Autostunde von Florenz entfernt, eine Ruine mit viel Umschwung und altem Olivenbaumbestand.

Das inspirierte das Paar, dieses seit 1950 verlassene Gebäude zu kaufen und selber komplett zu renovieren. Für rund 75’000 Franken kauften sie 1988 das Gebäude inklusive sechs Hektaren Land. «Wir haben nicht wirklich geplant auszuwandern, sondern haben uns einfach mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft in dieses Abenteuer gestürzt und wollten ausprobieren, was sich daraus ergibt», so der Ehemann im Gespräch mit BLICK.

Die Idee hinter dem Hauskauf war, ökologischen Landbau zu betreiben und die traditionellen Olivenbaum-Sorten der Toskana auf dem eigenen Land zu rekultivieren. Dafür stand den beiden Enthusiasten aber viel Arbeit bevor.

Rudimentäres Wohnen auf der Baustelle

Ein Jahr später startete das Paar mit den Umbauarbeiten im alten Haus. Zuerst musste das undichte Dach neu gedeckt werden. «Ich habe den Handwerkern beim Dachdecken mitgeholfen. Bei einem starken Sturm flogen die Ziegel aber weg», erzählt der gelernte technische Stickereizeichner. «Von da an habe ich sämtliche Arbeiten selber gemacht und mir fast alles handwerkliche Wissen selber angeeignet.»

Die ersten beiden Jahre lebte das Paar sehr rudimentär. Die Böden im verwahrlosten Haus waren aus Beton. Fenster und Türen fehlte; gekocht wurde in einer provisorischen Küche der Marke Eigenbau. «Das war eine lustige Zeit. Als meine Frau aber schwanger wurde, machten die Schwiegereltern Druck und unterstützen uns auch, dass der Umbau vorankam», sagt Bruno Benz.

Arbeit bis zum Burnout

Geheiratet haben Liliane und Bruno Benz erst 1996. Ihre drei Kinder Nora (29), Lea (27) und Basil (25) waren da bereits geboren. «Wir sind Freigeister und leben eher unkonventionell», so der Rentner.

Die ersten zehn Jahre pendelte der selbstständige Stickereizeichner zwischen der Schweiz und Italien. Für den Lebensunterhalt war er jeweils eine Woche in der Schweiz auf Kundenbesuch. «Mein Geschäft lief immer gut, und mit diesem Geld und Ersparnissen konnte ich meine Familie unterhalten.»

Daneben hat die Familie über die Jahre ihre Ruine zu einem Landhaus mit Ferienwohnung und Pool umgebaut. Gegen tausend Olivenbäume hat sie auf dem terrassenförmigen Gelände gepflanzt und einen grossen Gemüsegarten angelegt. Alles biologisch, versteht sich.

«Wir sind hier fast Selbstversorger und essen, was wir ernten», so der naturverbundene Benz. Die eigenen Oliven werden von Oktober bis Anfang Dezember von der Familie geerntet, gepresst und verkauft.

Davon leben kann die Familie aber nicht. «Subventionen, wie sie die Bauern in der Schweiz erhalten, gibt es hier nicht», erklärt Bruno Benz. Darum hat er einige Jahre noch zusätzliches Geld als Webmaster, sowie mit Bauberatungen und -leitung in Italien verdient. Bis der dreifache Familienvater 2013 ein Burnout hatte und die Reissleine zog.

Bescheidenes Leben aber mit viel Qualität

Nach einem Coaching fand er wieder zu neuer Energie – und geniesst seither mit seiner Frau wieder mehr auch mal «Dolce far niente» im sonnigen Süden. Wenn es die Arbeiten am Haus und dem Garten mit dem weitläufigen Grundstück zulassen.

«Wir sind nur zwei Kilometer vom Dorf entfernt, und beim Apéro trifft man immer mal Freunde zum Plaudern», erzählt Bruno Benz. Ferien haben Liliane und Bruno Benz all die Jahre nicht gemacht. Einzig in der Schweiz waren sie immer wieder – bei Freunden und Lilianes Eltern und vor drei Jahren eine Reise nach Thailand.

«Wir leben ein einfaches Leben und brauchen nicht mehr als 1000 Euro im Monat. Mit meiner Pension leben wir hier gut», sagt der rüstige Rentner. An eine Rückkehr in die Schweiz denkt das Ehepaar nicht. «Wir haben hier unser Paradies und mehr Lebensqualität.»

Denkbar ist auch, dass vielleicht Sohn Basil die Azienda Agricola Barcarelli dereinst übernimmt und weiterführt.

Enger Familienzusammenhalt über die Landesgrenze hinaus

Alle drei Kinder des Schweizer Ehepaars haben die Schulen in Italien besucht und abgeschlossen. Sohn Basil hat in der Schweiz seine Lehre als Landschaftsgärtner absolviert und in dieser Zeit bei den Grosseltern in St. Gallen gewohnt.

Seit einem Jahr lebt er wieder auf der Azienda seiner Eltern und hilft seinem pensionierten Vater bei der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung. Tochter Nora lebt im Tessin, und Lea ist momentan wieder bei den Eltern, nachdem sie einige Zeit in der Schweiz gelebt und gearbeitet hat.

Bei der Olivenernte in der Toscana waren aber immer alle drei Kinder dabei und haben mitgearbeitet. «Schon als sie noch zur Schule gingen, haben unsere Kinder viel mitgeholfen und alle sind auch jetzt immer gern und oft bei uns», sagt Familienvater Benz.

Aus der Ruine von damals wurde in den 30 Jahren, durch viel gemeinsame Arbeit der Schweizer Familie, ein stattliches Landgut mit ökologischem Familienbetrieb. Selbst wenn jetzt nicht mehr alle erwachsenen Kinder der Familie Benz im gleichen Land leben – diese Familie hat einen starken und engen Zusammenhalt.

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