«Wenn wir etwas Neues kaufen, muss etwas Altes weg»
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Die Panos leben im Tiny House:«Wenn wir etwas Neues kaufen, muss etwas Altes weg»

Ehepaar Pano hat sich seinen Wohntraum im Tiny House erfüllt
Tiny House mit Luxuszone

Ihr Reihenhaus haben Franziska (52) und Giovanni Pano (57) verkauft und wohnen seit 2018 in ihrem Tiny House in Bernhardzell SG. Damit hat das Ehepaar auch für das Alter vorgesorgt.
Publiziert: 12:23 Uhr
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Aktualisiert: 12:42 Uhr
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So sah das Grundstück in Bernhardzell SG beim Kauf aus. Auf rund 1300 Quadratmetern standen zwei Wohnwagen, ein Gartenhaus und ein gepflegter Rasen mit Sitzplatz.
Foto: Zvg
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

Franziska Pano war schon etwas länger auf der «Minimalismusschiene», wie das Ehepaar lachend erzählt. «Inspiriert hat mich vor allem Anne Donath mit ihren Büchern, die schon seit 30 Jahren minimalistisch lebt», sagt Franziska Pano. Ganz so radikal wie die deutsche Buchautorin, ohne Wasser und Strom auf wenigen Quadratmetern zu wohnen, war aber für das Ehepaar Pano kein Thema. «Wir leben nicht asketisch. Es war aber ein bewusster Entscheid, uns zu reduzieren. Unser Reihenhaus vorher hatte drei Stockwerke. Genutzt haben wir aber nur ein Stockwerk», sagt Franziska Pano. Für Panos machte das weder ökologisch noch ökonomisch Sinn. Zudem hatte das Ehepaar das Bedürfnis nach mehr Freiraum im Garten, mit mehr Privatsphäre, als in der Reihenhaussiedlung fast Fenster an Fenster mit der Nachbarschaft. 

Eigene Baupläne von Profis umgesetzt

Mit dieser Ausgangslage startete das Ehepaar aus der Ostschweiz die Suche nach passenden Wohnalternativen in der Region. Fündig wurde es in Bernhardzell SG, wo in der Intensiverholungszone auch ein Campingplatz am Ende einer Sackgasse mit Mobil Homes ist. Giovanni Pano, der in der Entwicklung von Kaffeemaschinen tätig ist, kam dort zufällig ins Gespräch mit einer Parzellenbesitzerin, die ihr Grundstück mit zwei Wohnwagen und Gartenhaus verkaufen wollte. Panos zögerten nicht und sahen das Potenzial für die Verwirklichung ihres Wohntraums. Zwei Jahre lang war der Wohnwagen fortan ihr Domizil am Wochenende, wo das Ehepaar das reduzierte Wohnen proben und sich auch mit dem Ort vertraut machen konnte. Parallel dazu entwarfen sie auch Ideen und Pläne für ihr eigenes Mobilhome aus Holz. «Die Gemeinde machte uns dann darauf aufmerksam, dass wir nicht nur auf einer Etage bauen dürfen, sondern die Höhe von sechs Metern ausnutzen und wir ein Tiny House erstellen könnten», sagt der Ehemann. Mit Glovital AG aus Arbon, eine Firma, die sich seit längerem auf Kleinwohnformen spezialisiert hat, war das Ehepaar schon früher in Kontakt und kam darauf zurück, mit der neuen Idee eines Tiny House auf dem eigenen Grundstück. Die Pläne erstellte Giovanni Pano, die Ausführung überliessen sie den Spezialisten. 

Im Mai 2018 fuhren die Bagger auf und kurz darauf wurden auf dem vorbereiteten Grundstück, die vorgefertigten Elemente aus naturbelassenem Holz angeliefert und aufgebaut. Isoliert ist das Minihaus mit Schafschurwolle, geheizt wird mit einem Pelletofen. Schon im Sommer war das Tiny House auch im Innenbereich fertig und Panos konnten mit ihren beiden Katzen vom Wohnwagen in ihr schlüsselfertiges Häuschen mit 30 Quadratmetern ziehen. Kostenpunkt für das Tiny House: rund 150'000 Franken. 

«Luxus» auf wenig Wohnraum

Im Erdgeschoss ist neben der kleinen Küche mit Essbereich, ein Schlafzimmer und das Badezimmer mit relativ grosser Dusche und Waschmaschine mit Trocknerfunktion. «Wenn nötig, wäre später im Bad alles rollstuhlgängig», erklärt Giovanni Pano. Die Raumhöhe haben Panos bis unter das Dach ausgenutzt und im oberen Bereich eine Galerie mit einem Büro- und Nähplatz sowie ein gemütliches Schlafsofa. So wirkt das Minihaus grösser. «Das Obergeschoss ist unser Luxusraum, den wir nicht unbedingt brauchen, aber den wir uns aufgrund der Bauvorschriften gönnen wollten», sagt die Ehefrau. Zusätzlicher «Luxus» ist der Heizstrahler im Bad, für die kältere Jahreszeit und auch auf die Geschirrspülmaschine in der Küche wollten Panos nicht verzichten. Dem Ehepaar reicht der Platz im Minihaus. «Wir haben das Haus für uns beide konzipiert und wir haben alles, was wir brauchen. Bei Besuch in der kälteren Jahreszeit, ist es manchmal etwas eng», gibt der Ehemann zu. Ein Vorteil des Tiny House ist dagegen, dass viel weniger Putzarbeit anfällt und mehr Zeit zum Geniessen bleibt. «Aber auf so wenig Platz ist es umso wichtiger, dass alles immer aufgeräumt ist, sonst wird es ungemütlich im Haus», erklärt Franziska Pano. 

Naturgarten als erweiterter Wohnraum im Freien

Der Lieblingsbereich des naturverbundenen Ehepaars ist aber sowieso im Freien. Dafür haben Panos einen grosszügigen Aussenbereich und haben statt englischem Rasen einen traumhaften Naturgarten mit Blumen und Sträuchern, den sie sich mit Vögeln, Insekten und Igeln teilen. «Der Naturgarten war mir vor allem wichtig. Ich bin vor allem für die Blumen zuständig», sagt Franziska Pano, die neben ihrer kaufmännischen Tätigkeit neu an ihrem Wohnort in die Selbständigkeit im Bereich Alternativmedizin gestartet ist. Auch da hat das Ehepaar auf Nachhaltigkeit gesetzt und das bestehende alte Gartenhaus auf dem Grundstück selber aufgehübscht. 

Tragbarkeit auch im Rentenalter gesichert

Das Ehepaar fühlt sich wohl in seinem Minihaus mit dem Garten und bereut den Schritt zur Reduktion überhaupt nicht. Panos haben zu zweit ausreichend Wohnraum zum Leben auch im fortgeschrittenen Alter. Zudem kann das Ehepaar die Kosten ihres kleinen Eigenheims auch im Rentenalter noch tragen und kann ruhig schlafen. Giovanni Pano: «Neben Nachhaltigkeit und Reduktion, war auch die Tragbarkeit mit der AHV eine Überlegung, die wir uns in unserem Alter vor dem Kauf gemacht haben.» 

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