Darum gehts
- Neues Material basiert auf lebendem Mycel des Pilzes
- Extrazelluläre Matrix sorgt für kontinuierliche Molekülproduktion
- Studie zeigt erste Anwendungen: Folie und Emulgator
Das Geheimnis des neuen Materials liegt darin, dass es lebt, wie die Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) am Dienstag mitteilte.
Als Grundlage für ihr neuartiges Material verwendeten die Forschenden das sogenannte Mycel des weit verbreiteten, essbaren Pilzes mit dem Namen «Gemeiner Spaltblättling». Mycelien sind Wurzel-ähnliche, fadenförmige Pilzstrukturen, die bereits rege als potenzielle Materialquellen erforscht werden.
Allerdings bringen natürliche Materialien eine Herausforderung mit sich: Sie sind zwar biologisch abbaubar, aber oft nicht stabil oder flexibel genug für praktische Anwendungen. Um diese Schwächen auszugleichen, werden sie häufig chemisch behandelt – was jedoch die Nachhaltigkeit mindert.
In bisherigen Versuchen wurden Mycelfasern normalerweise gereinigt und gegebenenfalls chemisch bearbeitet. Die Empa-Forschenden wählten einen anderen Ansatz. Anstatt das Mycel aufwändig aufzubereiten, verwenden sie es als Ganzes.
Beim Wachsen bildet der Pilz nämlich eine sogenannte extrazelluläre Matrix: ein Netz aus unterschiedlichen faserartigen Molekülen, Proteinen und weiteren biologischen Stoffen, die die lebenden Zellen absondern. Das neu entwickelte Material basiert auf dieser extrazellulären Matrix. Da das Material lebendig bleibt, produziert es die nützlichen Moleküle kontinuierlich weiter.
In ihrer in der Fachzeitschrift «Advanced Materials» erschienenen Studie zeigten die Forschenden erste Anwendungsmöglichkeiten. Sie stellten unter anderem eine kunststoffähnliche Folie sowie einen Emulgator her - ein Stoff, der in Lebensmitteln und Kosmetikprodukten hilft, unterschiedliche Flüssigkeiten miteinander zu verbinden.