Neun Monate Schwangerschaft treiben den Zeiger der Waage in die Höhe. Bei mancher Frau sinds nur einige Kilos, bei anderen etliche mehr. Möglichst schnell soll der Speck auf den Rippen wieder weg. Und dafür werden krasse Massnahmen bis hin zur Nulldiät ergriffen.
Ein gefährlicher Weg, warnen Fachleute. Denn immer mehr Mütter landen in der Magersucht oder Bulimie, also Ess-Brech-Sucht.
«Essstörungen haben enorm zugenommen», sagt der Münchner Experte Andreas Schnebel. Und bei Müttern bedeute der Schlankheitswahn Gefahr für zwei Menschen gleichzeitig.
Das Krankheitsbild der postnatalen Anorexie, also der nachgeburtlichen Magersucht, ist Schnebel zufolge nicht neu. Er unterscheidet zwei Typen von Frauen: Die erste Gruppe hat schon vor der Geburt Essstörungen gehabt und rutscht nun wieder in das Problem hinein. Der zweite Teil gerät während oder nach der Schwangerschaft in die Anorexie hinein.
Andreas Schnebel hat die Gründe erforscht: Zum einen liessen sich viele Frauen von den Schlankheitsidealen der Gesellschaft unter Druck setzen. Dann kämen persönliche Erfahrungen in der Familie oder im Freundeskreis dazu, wo nur über das Essen und die Figur geredet werde. Und schliesslich könne eine Diät wie eine Einstiegsdroge wirken.
Die Folgen für Mutter und Kind: Wenn keine ausgewogene Ernährung da sei, bedeute dies ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Und der Nachwuchs könne sich das Hungern unter Umständen abschauen. Schnebel rät deshalb dringend davon ab, sich an den Massen der Models zu messen.