Thomas Meyer rät
Zu streng mit sich selbst – was tun?

Wir möchten immer besser, kluger, schlanker oder gesünder sein. Manchmal sind wir dabei zu streng mit uns. Was können wir dagegen tun? Der Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer nimmt die Stellung zu dieser Lebensfrag in seiner Kolumne.
Publiziert: 24.05.2018 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:40 Uhr
Warum sind wir so streng zu uns?
Foto: Getty Images

Diese Einsicht ist nicht selbstverständlich. Wie oft sind wir hart, ungrosszügig und überhaupt lieblos mit uns, ohne uns dessen bewusst zu sein – und des Grundes dafür erst recht nicht. Warum sind Sie so streng? Was haben Sie davon, im Sinne eines Vorteils? Warum glauben Sie, so sein zu müssen? Was beweisen Sie dadurch? Bei dieser Forschung werden Sie auf interessante Glaubenssätze stossen, wie beispielsweise: «Nur wer etwas leistet, ist etwas wert», «Man muss sich alles verdienen» oder «Das Leben ist nicht zum Vergnügen da».

Warum sind wir so streng mit uns?

Das ist natürlich alles ausgemachter Unsinn, aber wir tragen eine Menge solcher Ideen mit uns herum, die wir von unseren Eltern übernommen haben und immer noch als die reine Wahrheit behandeln. Dadurch erlangen diese Überzeugungen jedoch enorme Macht über uns und halten uns von einem Leben fern, in dem wir uns voll entfalten. Schreiben Sie also alles auf, was Sie für eine unumstössliche Tatsache halten, und fragen Sie sich dann: Ist das wirklich wahr? Stimmt es, oder hat es lediglich mein Vater immer erzählt? Überzeugt es mich, oder wehrt sich etwas in mir dagegen? Würde ich es selbst so festlegen wollen, hätte ich die Möglichkeit?

«Sie genügen – egal, was sie tun»

Der Punkt ist: Sie haben diese Möglichkeit. Sie können jederzeit neue, eigene Überzeugungen erfinden, und zwar solche, die sich für Sie gut anfühlen. Vielleicht diese: «Ich bin immer wertvoll.» Oder einfach nur: «Ich genüge.» Denn darum geht es ja bei der Strenge: Man hält ein Mass an sich und anderen, das nur selten oder überhaupt nie erreicht wird. Es geht also darum, dieses Mass aus den Höhen der Fantasie auf den Boden der Realität zu führen. Und das geschieht, indem Sie sich immer wieder sagen, dass Sie genügen und liebenswert sind, egal, was Sie tun. Das mag anfangs wie ein Hohn auf Sie wirken. Aber es ist wahr.

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Der Drang nach einen guten Platz in der Gesellschaft treibt die Selbstoptimierung an.
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Thinkstock

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