Hier liegen zwei verschiedene Probleme vor. Zum einen handelt es sich um einen klassischen Interessenkonflikt: Der eine will etwas, das dem Bedürfnis des anderen zuwiderläuft. Sie wollen Ruhe, Ihre Frau will Austausch. Beides ist legitim, aber nicht gleichzeitig möglich. Zum anderen scheinen Sie beide so überfordert mit dieser Situation, dass Sie bisher keinen Weg gefunden haben, konstruktiv damit umzugehen.
Eigene Bedürfnisse richtig zu artikulieren
Diese Unterscheidung ist wichtig, denn Ihr Streit ist nicht die Folge davon, dass Sie zu verschwiegen sind oder Ihre Frau zu geschwätzig ist, sondern dass Sie beide – beide! – ein Defizit haben, wenn es darum geht, die eigenen Bedürfnisse auf eine Weise zu artikulieren, dass der andere sich nicht vernachlässigt beziehungsweise bedrängt fühlt. Denn wie gesagt, beide Wünsche sind legitim: Sie hatten einen anstrengenden Arbeitstag und brauchen Erholung, während Ihre Frau vielleicht den ganzen Tag allein oder mit den Kindern verbracht hat und nun partnerschaftliche Intimität benötigt.
Kompromisse sind wichtig für eine erfolgreiche Beziehung
Anstatt sich also gegenseitig zu bekämpfen, indem Sie das eigene Bedürfnis über das des anderen stellen und die logischerweise daraus hervorgehenden Gefühle von Geringschätzung für die wahre Problematik halten, sollten Sie einen Kompromiss aushandeln. Der könnte so aussehen: Wenn Sie nach Hause kommen, dürfen Sie sich eine Stunde zurückziehen. Danach folgt eine Stunde der – möglichst persönlichen und offenen – Kommunikation. Und für die übrige Zeit des Abends bleiben Sie offen dafür, was beide in diesem Moment brauchen. So kommen beide auf ihre Kosten, und das zugunsten des anderen.
Wer eine erfolgreiche Beziehung führen will, muss immer wieder gleichberechtigte Kompromisse aushandeln. Wobei sich der Erfolg vermutlich allein durch das Aushandeln einstellt und noch nicht einmal durch die Kompromisse.