An der Oberfläche ist Ihr Problem rasch bereinigt: Kaufen Sie keine Süssigkeiten mehr, und essen Sie nichts beim Fernsehen. Aber erstens erfordert das einen stahlharten Willen, und zweitens ignoriert es die Frage, warum Sie Ihre Diätbemühungen torpedieren. Denn alles, was wir tun, tun wir aus einem Grund – und der liegt meist tief im Schatten unseres Bewusstseins verborgen.
Abnehmen erfordert einen stahlharten Willen
Dass es unsinnig und destruktiv ist, sich nach dem Abendessen vor dem Fernseher vollzustopfen, wissen Sie selbst – aber offenbar nicht, warum Sie es dennoch tun, was es Ihnen also bringt. Sonst wären Sie Ihrem Verhalten nicht ausgeliefert, sondern könnten es steuern.
Sie müssen selbst herausfinden, worin Ihr Gewinn genau besteht. Der muss übrigens nicht positiv sein: Es ist auch ein Gewinn, wenn man einen Beweis für die geheime Überzeugung findet, nicht liebenswürdig zu sein. Oder ihn, wie Sie, gleich selbst erbringt. Denn ein Mensch, der einsam vor dem Fernseher sitzt und sein Übergewicht pflegt, gibt eine tragische, ja abstossende Figur ab. Und wenn Sie sich selbst ablehnen, muss man sagen, dass Ihr Verhalten ebenso konsequent wie vernünftig ist. Dann ist es nur logisch, so mit sich umzugehen. Sie haben es schliesslich nicht anders verdient!
Ergründen Sie ihr Verlangen
In Ihnen tobt ein Widerstreit. Zwischen Ihrem heilen Ich, das gesund und glücklich sein will, und Ihrem kranken Ich, das Ihnen Beweise für Ihre Abscheulichkeit liefert. Woher kommt dieses kranke Ich? Ist es das Kind einer herzenskalten, unerreichbaren Mutter? Oder eines Vaters, dem nichts und niemand genügen konnte? Hier geht es nicht um Sport und Glace, hier geht es um alten Schmerz. Ergründen Sie ihn, dann erlischt auch das Verlangen, sich auf derart widersinnige Weise zu trösten – und es wird sich ein Weg zeigen, es auf hilfreiche Weise zu tun.