Es ist eine endlose Liste, die der Drucker von Tanja Dürst (35) ausspuckt. Die alleinerziehende Mutter aus Riedern GL notiert seit ihrer Trennung von ihrem Mann vor zwei Jahren jede Ausgabe für Brot, jedes Parkticket – einfach alles, wofür sie Geld ausgibt.
Fast 3000 Quittungen hat sie in dieser Zeit ins Portemonnaie gesteckt und konsequent jeden zweiten Tag die Beträge in den Computer getippt.
Dieses sogenannte Kleinausgaben-Tracking ist im Trend. In den USA, wo es von Geldexperten wimmelt, hat Bestsellerautor David Bach (52) dazu gerade den Begriff des Latte Factor lanciert. Dieser bezieht sich auf den beliebten Caffè Latte zum Mitnehmen, der in der Schweiz rund fünf Franken kostet.
Bach weist darauf hin, wie viel Geld wir im Alltag für Kleinigkeiten ausgeben, ohne uns dessen bewusst zu sein. Allen voran Take-away-Produkte. Er empfiehlt: Finde etwas, auf das du verzichten kannst, und investiere es in Wertpapiere.
Bach rechnet vor, wie aus fünf gesparten Dollar pro Tag bei einem jährlichen Gewinn von zehn Prozent in vierzig Jahren 948'611 werden, also fast eine Million.
Gipfeli, Sushi-Boxen, gesunde Säfte
Wie realistisch ein solcher Gewinn ist, sei dahingestellt. Sicher ist: Wer auf einen Kaffee to go für fünf Franken am Tag verzichtet, spart bereits in einem Jahr 1825 Franken. Geld, mit dem sich schöne Ferien finanzieren liessen.
Wer sich am Morgen zusätzlich ein Gipfeli kauft, sich zum Mittagessen einen Sandwich oder einen Fertigsalat holt, dazwischen noch einen gesunden Saft aus einem Automaten lässt und abends eine Sushi-Box mit nach Hause nimmt, ist schnell einmal dreissig Franken los. Pro Jahr sind das mehr als 10'000 Franken für Take-away-Produkte.
Der Becherkafi am Morgen auf dem Weg zur Arbeit, der Fertigsalat in der Mittagspause Bier oder Softgetränk auf dem Heimweg: Das Geschäft mit der Schnellverpflegung, sprich der Verkauf sogenannter Convenience-Produkte durch Kleinstläden, läuft. Und wie! Den Boom belegen Zahlen von Alix Partners. Das Beratungsunternehmen hat Konsumenten befragt und eine Hochrechnung erstellt: 4,5 Milliarden Franken Umsatz erzielten die Minishops Coop to go, Avec, Migrolino und Co. 2018. Seit 2013 seien die Umsätze stetig um vier Prozent gewachsen. Mit dem Verkauf von verzehrfertigen Salaten, Obst, Sandwiches und Getränken in kleinen Shops erreiche der Detailhandel eine «hochmobile Zielgruppe». Diese sei bereit, einen Preisaufschlag zu bezahlen, sagt Alix-Expertin Beatrix Morath. Sie sagt auch, dass sich viele Konsumenten Zusatzservices wie mobiles und kassenloses Bezahlen und Kundenbindungsprogramme wünschen.
Der Becherkafi am Morgen auf dem Weg zur Arbeit, der Fertigsalat in der Mittagspause Bier oder Softgetränk auf dem Heimweg: Das Geschäft mit der Schnellverpflegung, sprich der Verkauf sogenannter Convenience-Produkte durch Kleinstläden, läuft. Und wie! Den Boom belegen Zahlen von Alix Partners. Das Beratungsunternehmen hat Konsumenten befragt und eine Hochrechnung erstellt: 4,5 Milliarden Franken Umsatz erzielten die Minishops Coop to go, Avec, Migrolino und Co. 2018. Seit 2013 seien die Umsätze stetig um vier Prozent gewachsen. Mit dem Verkauf von verzehrfertigen Salaten, Obst, Sandwiches und Getränken in kleinen Shops erreiche der Detailhandel eine «hochmobile Zielgruppe». Diese sei bereit, einen Preisaufschlag zu bezahlen, sagt Alix-Expertin Beatrix Morath. Sie sagt auch, dass sich viele Konsumenten Zusatzservices wie mobiles und kassenloses Bezahlen und Kundenbindungsprogramme wünschen.
«7,5 Zigaretten pro Tag kosten mich 1164 Franken pro Jahr»
«Am meisten hat mich überrascht, wie viel ich für Geschenke ausgebe», sagt Tanja Dürst. «Grosse Geschenke» lässt sie sich rund 100 Franken kosten, doch meistens handelt es sich um Kleinbeträge von zehn bis 20 Franken für Gemeinschaftsgeschenke. «Trotzdem kommen pro Jahr 2400 Franken zusammen.»
Oder ihr kleines Laster: Dürst raucht am Wochenende Zigaretten, wenn sie zum Beispiel mit den Freunden aus der Guggenmusik unterwegs ist. Oder in den Ferien am Strand. Im Schnitt sind das 7,5 Zigaretten pro Tag. «Pro Jahr gibt das einen Betrag von 1164 Franken!»
Wenn Tanja Dürst gut gelaunt ihre Ausgaben vorrechnet, kriegen es Menschen, die sich darüber keine Gedanken machen, mit der Angst zu tun. Sie weiss auswendig, dass sie jeden zweiten Monat einen Sack Katzenfutter kaufen muss, und hat immer den Überblick, wie viel Geld sich in ihrem Portemonnaie befindet. «Sind es 80 Franken statt 92 Franken, habe ich versehentlich etwas nicht aufgeschrieben.»
Warum tut sie sich das an? «Mein Ex-Mann fand immer, dass ich zu viel Geld ausgebe. Heute weiss ich, dass das nicht stimmt.» Als Angestellte der Schuldenberatung Glarnerland gibt Dürst ihr Wissen an Menschen weiter, die mit ihren Finanzen hadern. Das Aufschreiben von Kleinausgaben sei ein gutes Mittel, um herauszufinden, wofür man sein Geld ausgebe, sagt Dürst. Noch wichtiger sei zu wissen, wie viel man überhaupt erst zur Verfügung habe.
423 Franken bleiben übrig für Ferien
Bei ihr selbst sind das mit ihrem Lohn für ein 40-Prozent-Pensum, Zulagen für die beiden Töchter Sarina (10) und Leona (9) und Unterhaltszahlungen pro Monat 6624 Franken. «Davon können wir gut leben, aber ich muss jonglieren zwischen dem, was wir brauchen, und dem, was wir uns leisten wollen.»
Von den 6642 Franken gehen fast ein Drittel für die Miete weg. Dürst gibt pro Monat durchschnittlich 380 Franken für Freizeit und Coiffeur aus – doppelt so viel wie es Budgetrichtlinien für ihre Einkommensklasse empfehlen. Um das zu kompensieren, gesteht sie sich mit 65 Franken pro Monat nur halb so viel für Kleiderausgaben zu als sie laut Richtlinien dürfte.
Übrig bleiben am Monatsende 423 Franken. «Die gehen hauptsächlich für Ferien mit den Kindern drauf. Weil ich darauf nicht verzichten möchte, kann ich im Moment nicht wirklich sparen.»
Ist sie deswegen verbittert? «Überhaupt nicht», sagt Dürst. «Als ich noch verheiratet war, hatten wir 10'000 Franken pro Monat zur Verfügung aber keinen Budget-Plan. Das Geld hat oft nicht gereicht und wir mussten aufs Ersparte zurückgreifen.»
So viel kosten Kaffee to go und Co. aufs Jahr mit 365 Tagen gerechnet:
Caffè Latte «tall» von Starbucks für 5.90 Fr.: 2153.50 Fr. pro Jahr
Gipfeli von Avec: 1 Franken: 365 Fr. pro Jahr
Thon-Wrap von K-Kiosk für 7.95 Fr.: 2901.75 Fr. pro Jahr
Betty-Bossi-Caesar-Salat von Coop für 5.95 Fr.: 2171.75 Fr. pro Jahr
Alnatura-Orangensaft 330 ml von Migros für 1.75 Fr.: 638.75 Fr. pro Jahr
8 Sushi «California Inside Out» von Yooji's Zürich für 14.90 Fr.: 5438.50 Fr. pro Jahr
Total pro Jahr: 13'669.25 Franken
So viel kosten Kaffee to go und Co. aufs Jahr mit 365 Tagen gerechnet:
Caffè Latte «tall» von Starbucks für 5.90 Fr.: 2153.50 Fr. pro Jahr
Gipfeli von Avec: 1 Franken: 365 Fr. pro Jahr
Thon-Wrap von K-Kiosk für 7.95 Fr.: 2901.75 Fr. pro Jahr
Betty-Bossi-Caesar-Salat von Coop für 5.95 Fr.: 2171.75 Fr. pro Jahr
Alnatura-Orangensaft 330 ml von Migros für 1.75 Fr.: 638.75 Fr. pro Jahr
8 Sushi «California Inside Out» von Yooji's Zürich für 14.90 Fr.: 5438.50 Fr. pro Jahr
Total pro Jahr: 13'669.25 Franken
Tanja Dürst berechnet Ihre Ausgaben auf dem Franken genau und kann so perfekt einteilen. Wie sparen Sie, liebe Community, Ihr wohlverdientes Geld? Schreiben Sie uns Ihre Methode in die Kommentarspalte.
Tanja Dürst berechnet Ihre Ausgaben auf dem Franken genau und kann so perfekt einteilen. Wie sparen Sie, liebe Community, Ihr wohlverdientes Geld? Schreiben Sie uns Ihre Methode in die Kommentarspalte.