Wenn Sie denn nur flirten würden! Dann wären Sie in der Tat nicht untreu. Aber mit WhatsApp flirtet man nicht, sondern heizt sich gegenseitig auf. Mit Texten, die erst keck sind, dann sexy, dann erotisch und schliesslich pornografisch, woraufhin es nur natürlich ist, die Botschaften mit entsprechenden Fotos zu illustrieren. Vor allem Männer sind da sehr ungezwungen und versenden ihre berüchtigten Penis-Porträts schon nach kürzester Zeit.
Mikrobetrug dank WhatsApp
Es gibt für diese Art des Fremdgehens auch schon einen Begriff: Micro-Cheating, also Mikrobetrug. Faktisch sind Sie treu, das stimmt – aber eben nur noch faktisch. Innerlich liegen Sie bereits in einem anderen Bett. Dank WhatsApp geht das schneller, als einem lieb ist.
Das Problem ist viel tiefer
Ob das nun geringfügig verwerflich ist oder extrem verwerflich, tut nichts zur Sache. Die moralische Diskussion ist auch hier müssig. Viel wichtiger ist, dass zwischen Ihnen und Ihrem Partner Distanz entstanden ist – so viel, dass Ihnen ein anderer Mensch überhaupt nahekommen konnte. Vielleicht schon so sehr, dass Sie dem Eindruck erliegen, sich zwischen diesen beiden Männern entscheiden zu müssen. Aber das ist ein Hirngespinst. Es geht weder um den einen noch um den anderen, sondern um Sie und Ihre Bedürfnisse: Was fehlt Ihnen in Ihrer Beziehung, die Sie ja noch haben? Haben Sie mit Ihrem Partner darüber gesprochen? Wenn nein, warum nicht? Was haben Sie selbst beigetragen, dass es so weit kommen konnte? Wollten Sie, dass es so weit kommt?
Ihr Flirt ist nur ein Symptom
Das Leben will Ihnen an dieser Stelle etwas Wichtiges beibringen. Über Sie, über Ihre seelischen Bedürfnisse, über Ihre Art, eine Beziehung zu führen, und über Ihre Art zu kommunizieren. Schauen Sie genau hin, lernen Sie und handeln Sie respektvoll und weise. Eine Beziehung ist auch eine Verantwortung.