Wer wünscht sich schon ein Date mit sich selber? Sich schick machen, Ewigkeiten vor dem Spiegel stehen bis alles sitzt und passt - nur für sich selber, das tönt trist. Die Lust auf Masturdating gehört jedoch zum neusten Trend.
Ein Date mit sich selbst
Dieses Phänomen, dessen Bezeichnung sich aus den beiden Begriffen «Masturbation» und «Date» zusammensetzt, hat jedoch nichts Obszönes an sich. Es ist eine weitere hypernarzisstische Ausprägung in unserer Ich-Gesellschaft. Sogar die prickelnde Vorfreude auf das Rendezvous mit sich selber verspürt ein Masturdater – als hätte er ein klassisches Date.
Für die Zweisamkeit mit seinem Ego sieht ein Masturdater auch mal gerne andere Menschen. Aber nur als Publikum. Darum wählt er in einem Restaurant keinen Platz in einer einsamen Ecke. Zur Selbstinszenierung sitzt er mitten im Raum und studiert ausgiebig die Speisekarte: mindestens ein Dreigang-Menü soll den Abend krönen.
Ein Date in Eigenregie ist zusätzlich eine gute Gelegenheit, um herauszufinden, was man wirklich will und sich schon immer gewünscht hat. Etwa auch seine persönlichen Vorlieben für Film und Musik.
Warum Masturdating uns gut tut?
Ob dieser Trend die Selbstliebe fördert, die der Psychoanalytiker Erich Fromm als Voraussetzung für eine gute Paarbeziehung ansah, ist noch nicht erforscht.
Sicher ist, dass das erste Masturdate genauso viel Mut braucht wie etwa das erste Date zu zweit. Sobald jedoch ein Masturdater die Vorzüge eines Rendezvous mit sich selber entdeckt hat, wird er sich wundern wie befreiend so ein Abend sein kann, sich seine Seele selber zu streicheln…