Thomas Meyer rät
«Der Flieger geht eben nicht sowieso»

«Ich fliege gern spontan mit meiner besten Freundin in fremde Städte. Nun will sie nicht mehr mitmachen, wegen der Umwelt. Aber was machen zwei Passagiere schon für einen Unterschied?», schreibt unser Leser. Thomas Meyer nimmt Stellung zu dieser Lebensfrage.
Publiziert: 22.09.2018 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2018 um 11:03 Uhr
Der Flugverkehr stellt  eine extreme Belastung der Umwelt dar.
Foto: Getty Images

Keinen. Genauso wenig wie das eine Auto mehr, das in die Stadt fährt, und der eine Hamburger, der mehr gegessen wird. Die Handlung einer einzelnen Person belastet die Umwelt praktisch überhaupt nicht, weswegen der Verzicht Ihrer Freundin so gesehen überhaupt nichts bringt.

Eine kolossale Menge an Immissionen

In der Summe jedoch ergeben all die Handlungen der Menschheit eine kolossale Menge an Immissionen in die Umwelt. Das müssen wir uns endlich bewusst machen: Wir handeln nie als Einzelne, wir handeln immer als Kollektiv. Und als solches handeln wir ignorant, grobfahrlässig und destruktiv. Deswegen ist die Entscheidung Ihrer Freundin richtig und vor allem notwendig. Wir alle müssen uns dringend massiv einschränken.

Nebst dem Fleischkonsum, der den Regenwald zerstört und die Gewässer vergiftet, stellt auch der Flugverkehr eine extreme Belastung der Umwelt dar, da die sogenannten Treibhausgase in jenen Schichten der Atmosphäre erheblich langsamer aufgelöst werden als in Bodennähe – bis zu 100 Jahre wirken sie nach. Das heisst, die 100 000 Flüge, die der Mensch jeden Tag absolviert, vergrössern unablässig ein Problem, das schon jetzt viel zu gross ist, aber noch drei Generationen lang Schaden anrichten wird.

Zu viele Ausreden

Die populäre Ausrede «Der Flieger geht ja sowieso» funktioniert also leider nicht, denn der Flieger geht nur, weil die Passagiere ihn füllen. Würden die Leute weniger Tickets kaufen, blieben die Maschinen am Boden, und genau das sollten sie auch. Wir müssen viel weniger Fleisch essen, viel weniger verreisen, vor allem mit dem Flugzeug, und generell viel weniger konsumieren. Fehlen wird uns dadurch lustigerweise nichts. Die Freiheit, die wir mit unserer Masslosigkeit zu geniessen glauben, ist gar keine, sondern im Gegenteil eine Abhängigkeit. Aber welcher Süchtige gesteht sich schon seine Sucht ein?

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