Beschleunigung des Klimawandels
Schmelzwasserseen im arktischen Permafrost

Schmelzwasserseen im Permafrostboden der Arktis könnten den globalen Klimawandel nach Erkenntnissen von Wissenschaftlern erheblich beschleunigen. Durch sie tauten die Böden in der unmittelbaren Umgebung sehr viel schneller auf als bisher angenommen.
Publiziert: 22.08.2018 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:38 Uhr
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Das Arktis-Eis schmilzt rasant weiter: Die Arktis hat sich seit 1988 doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Welt.
Foto: KEYSTONE/AP/DAVID GOLDMAN / David Goldman

So würden in kürzerer Zeit auch deutlich mehr Treibhausgase wie Methan und Kohlendioxid frei, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Montag unter Berufung auf eine Untersuchung mit, an der es beteiligt war.

Doppelt so viel Treibhausgas wie bisher angenommen

Klimasimulationen berücksichtigten dieses beschleunigte Abtauen bisher nicht, warnte AWI-Experte Thomas Schneider von Deimling. Wie die Forscher kürzlich in der Fachzeitschrift «Nature Communications» berichteten, sollte der Effekt daher «unbedingt» in die Berechnungen einfliessen. Bis 2050 könnte so bereits doppelt so viel Treibhausgas aus den arktischen Permafrostböden aufsteigen wie heute angenommen.

«Abruptes Tauen» wegen Schmelzwasserseen

Über zehn Jahre beobachtete das internationale Forscherteam den Gasausstoss an Seen im US-Bundesstaat Alaska und kombinierte die Erkenntnisse mit der Auswertung von Satellitenbildern und Computersimulationen, um die Entwicklungen in einem weltweiten Massstab abzuschätzen. Sie stellten dabei fest, dass der Boden unter den sich im auftauenden Permafrost bildenden Schmelzwasserseen sehr schnell weiter auftaut.

Der Grund: Ab einer gewissen Wassertiefe gefriert das Wasser auch im Winter nicht mehr. Fäulnisbakterien zersetzen dann permanent die seit Jahrtausenden im Untergrund tiefgefrorenen Pflanzenreste, was vor allem das extrem starke Treibhausgas Methan freisetzt. Neu sei die Beobachtung, dass der Effekt tatsächlich so ausgeprägt sei, dass er als «abruptes Tauen» bezeichnet werden könne, betonten die Experten.

Permafrostböden bedecken weite Gebiete der Nordhalbkugel - vor allem in Russland, Kanada, Alaska und Westchina. Seit der jüngsten Eiszeit konservieren sie gigantische Mengen organischen Materials in teils hunderte Meter dicken Torfschichten. Wenn diese auftauen, beginnt die Zersetzung. Das Phänomen ist bereits seit längerem als möglicher sogenannter Kipppunkt im Klimasystem bekannt. Dies sind bestimmte Rückkopplungseffekte, die den Klimawandel unumkehrbar machen könnten. (SDA)

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Der Boden als natürliche Lebensgrundlage steht schon heute unter grossem Druck, und mit dem Klimawandel warten neue Bedrohungen. (Themenbild)
Der Boden als natürliche Lebensgrundlage steht schon heute unter grossem Druck, und mit dem Klimawandel warten neue Bedrohungen. (Themenbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

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