Nachhaltig Reisen
Traumhafte Kreuzfahrt – und was ist mit der Umwelt?

Kreuzfahrten sind weltweit beliebter denn je, obwohl sie eine enorme Belastung für die Umwelt darstellen. Warum die Folgen weit über CO₂-Emissionen hinausgehen.
Publiziert: 15:01 Uhr
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Ein Kreuzfahrtschiff in der Bucht von Kotor in Montenegro.
Foto: galitskaya/iStock via Getty Images

Darum gehts

  • Kreuzfahrten boomen, verursachen aber hohe Emissionen und verschmutzen die Umwelt
  • Schiffe produzieren täglich Hunderttausende Liter Abwasser und schädigen Meeresökosysteme
  • Laut NABU bleibt die Branche beim Umweltschutz weit hinter Möglichkeiten zurück
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Kreuzfahrtbranche boomt. Mehr als 30 Millionen Menschen reisen jährlich per Schiff über die Weltmeere – auf der Suche nach Erholung, Komfort und exotischen Zielen. Doch kaum eine andere Reiseform ist so umweltschädlich. Kreuzfahrten verursachen hohe Emissionen, verschmutzen Meere und überfordern Hafenstädte. Was die schwimmenden Städte in vielerlei Hinsicht zu einem ökologischen Albtraum macht.

Die Klimabilanz einer Kreuzfahrt fällt verheerend aus. Pro Passagierkilometer verursacht ein Kreuzfahrtschiff deutlich mehr CO₂ als ein Flugzeug – und teilweise das Drei- bis Vierfache einer Zugfahrt. Der Grund: Der Energiebedarf an Bord ist enorm. Pools, Klimaanlagen, Restaurants und Entertainment laufen rund um die Uhr.

Kreuzfahrten sind noch schlimmer als Flugreisen

Hinzu kommt der Einsatz von Schweröl, einem besonders schmutzigen Treibstoff, der grosse Mengen Schwefeloxide und Feinstaub freisetzt. Selbst im Hafen bleiben die Motoren meistens in Betrieb, weil viele Häfen keinen Landstrom bieten. Städte wie Venedig, Marseille oder Hamburg leiden unter deutlich erhöhter Luftbelastung durch die Schifffahrt.

Auch die Meere zahlen einen hohen Preis. Kreuzfahrtschiffe produzieren täglich Hunderttausende Liter Abwasser, von dem ein Teil – trotz internationaler Vorschriften – ungeklärt ins Meer geleitet wird. Auch Abfall, Ölreste und Reinigungsmittel belasten die Ozeane. Zusätzlich verursacht der Unterwasserlärm der Schiffsmotoren Stress für Wale und Delfine.

Beim Ankern werden sensible Lebensräume wie Korallenriffe und Seegraswiesen beschädigt oder zerstört. Über das Ballastwasser, das grosse Schiffe für ihre Stabilisierung aufnehmen und ablassen, gelangen zudem fremde Arten in neue Ökosysteme – mit oft fatalen Folgen für die biologische Vielfalt.

Belastung im Meer und an Land

An Land hinterlassen Kreuzfahrten ebenfalls Spuren. In beliebten Hafenstädten wie Dubrovnik (Kroatien), Santorini (Griechenland) oder Bergen (Schweden) treffen täglich Tausende Touristen ein, die oft nur wenige Stunden bleiben. Die lokale Infrastruktur ist darauf selten ausgelegt. Der Massentourismus verdrängt regionale Angebote, belastet die Umwelt und führt in vielen Regionen zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung.

In Deutschland kritisiert der Umweltverband NABU, dass die Kreuzfahrtbranche beim Umwelt- und Klimaschutz weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe. Das aktuelle Kreuzfahrtranking 2024 zeigt, dass die meisten Reedereien zwar grüne Ziele kommunizieren, konkrete Fortschritte aber ausbleiben. Die Umrüstung auf Landstrom, Russpartikelfilter oder emissionsärmere Treibstoffe gehe zu langsam voran, oft bleibe Nachhaltigkeit ein Lippenbekenntnis.

Umweltfreundlichere Alternativen zur Kreuzfahrt

Zwar arbeiten einige Anbieter an saubereren Technologien und versprechen mehr Nachhaltigkeit. Doch Experten bezweifeln, dass die Kreuzfahrt jemals wirklich klimafreundlich werden kann. Zu gross sind die Schiffe, zu hoch der Energieverbrauch.

Wer umweltbewusst reisen möchte, findet andere Alternativen: Zugreisen durch Europa, Ferien in der Schweiz oder längere Aufenthalte mit kleinerem CO₂-Fussabdruck. Ein Perspektivenwechsel lohnt sich in jedem Fall. Denn bewusster zu reisen, bedeutet nicht, auf Erlebnis oder Komfort zu verzichten, sondern mit Rücksicht zu geniessen.

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