Diese Pflanzen gehören nicht ins Schlafzimmer
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Probleme für Allergiker:Diese Pflanzen gehören nicht ins Schlafzimmer

Der grüne Schein trügt
Wie nachhaltig sind deine Zimmerpflanzen?

Zimmerpflanzen sind beliebt, doch ihre Herkunft bleibt oft im Dunkeln. Viele werden klimaschädlich aus tropischen Gebieten importiert und mit Pestiziden behandelt. Bio-Alternativen sind selten.
Publiziert: 14:02 Uhr
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Mit Zimmerpflanzen lässt sich ein Wohnzimmer in ein grünes Paradies verwandeln.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Zimmerpflanzen sind beliebt, aber ihre Herkunft oft undurchsichtig
  • Transportwege sind verschlungen, viele Setzlinge werden klimaschädlich eingeflogen
  • 97 Prozent der Pflanzen in Gartencentern wiesen Rückstände von Pestiziden auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Die Natur ins Wohnzimmer bringen mit Zimmerpflanzen: Für viele sind Monstera, Ficus, Aloe Vera und Co. in der Stube Ausdruck eines grünen Lebensstils und fester Bestandteil der Wohnungseinrichtung geworden. Sie sind beliebt als Hintergrund fürs Onlinemeeting im Homeoffice, werden gehegt und gepflegt und fast wie Haustiere auf Social Media präsentiert.

Bei allem grünen Willen machen sich jedoch die wenigsten Gedanken darüber, wo die Zimmerpflanzen eigentlich herkommen. Anders als bei Lebensmitteln ist das Bewusstsein für die nachhaltige Produktion von Zimmerpflanzen in unserer Gesellschaft noch nicht angekommen.

Gerade bei tropischen Trendpflanzen lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn selbst Pflanzenfreunde mögen dunkel erahnen, dass ihr Gummibaum wohl nicht direkt vor der Haustüre gewachsen ist. Woher kommen die grünen Lieblinge aus dem Baumarkt, dem Gartencenter und dem Möbelhaus?

Undurchsichtige Herkunft

Die Transportwege der meisten Zierpflanzen sind verschlungener als Lianen im Dschungel: Zwar steckt in jedem Topf ein Pflanzenpass. Darauf ist aber nur das Land vermerkt, in dem die Pflanze zuletzt gewachsen ist oder das letzte Mal umgetopft wurde. Das ist häufig Spanien oder die Niederlande. Ursprünglich stammen sie aus einem tropischen Gebiet irgendwo auf der Welt.

Viele Setzlinge werden klimaschädlich aus Afrika oder Lateinamerika eingeflogen oder eingeschifft und dann in europäischen Gewächshäusern grossgezogen. In Kenia oder im beheizten holländischen Treibhaus herrschen noch die richtigen klimatischen Bedingungen. Ganz im Gegensatz zu vielen schweizerischen Wohnungen, in denen die Pflanzen nach dem Kauf manchmal nicht lange überleben. Gut fürs Geschäft, schlecht für die Umwelt.

Illegal ausgegraben

Die meisten herkömmlich angebauten Pflanzen sind mit umweltschädlichen Pflanzenschutzmitteln belastet: 97 Prozent der Pflanzen in Gartencentern, Super- und Baumärkten wiesen gemäss einer Greenpeace-Studie von 2014 Rückstände von Pestiziden auf. Um die grosse Nachfrage zu bedienen, werden geschützte Kakteen, Sukkulenten und Orchideen sogar illegal ausgegraben, teilweise auch in Naturschutzgebieten. Die kalifornische Sukkulente Dudleya (USA) etwa ist inzwischen geschützt.

Nicht nur die Herkunft und Aufzucht der Pflanzen vergrössern ihren ökologischen Fussabdruck, sondern auch die Substrate und Töpfe. Am nachhaltigsten ist torffreie Pflanzenerde, die es im Handel zu kaufen gibt. Noch immer wird in der Schweiz torfhaltige Erde verkauft, die dafür verantwortlich ist, dass im Ausland wertvolle Moore und Biotope zerstört werden. Auch die Kunststoff-Pflanzentöpfe verursachen viel Plastikmüll, der oft auf Deponien landet. Inzwischen gibt es auch Pflanzen, die in recycelten Töpfen verkauft werden.

Doch was ist die Alternative für umweltbewusste Pflanzenfans? Produkte in Bioqualität sind rar, denn im Zierpflanzenmarkt ist Bio noch eine Nische. Zwar ist die Nachfrage nach Schnittblumen, Beet- und Balkonpflanzen in Bioqualität in den letzten Jahren gemäss Bio Suisse stetig gestiegen. Ganz anders sieht es bei den Zimmerpflanzen aus. «Bio-Zimmerpflanzen werden in der Schweiz noch fast keine produziert», hält der Marktspiegel Zierpflanzen 2025 von Bio Suisse fest.

Ableger ziehen und tauschen

Am nachhaltigsten ist die Zimmerpflanze, die bereits existiert. Deshalb bietet es sich an, Stecklinge oder Ableger zu vermehren. Das geht bei den meisten Pflanzen ganz leicht und braucht nur etwas Zeit. Bei einer Monstera beispielsweise reicht es, einen Pflanzenteil mit zwei Blättern und einer Luftwurzel abzuschneiden und in ein grosses Wasserglas zu stellen.

Nach ein paar Wochen haben sich Wurzeln gebildet und die Pflanze ist bereit für die Erde. Es macht Spass und spart Geld, diese Setzlinge selber zu behalten oder mit Freunden und Bekannten zu tauschen. Wirst du im Freundes- und Bekanntenkreis nicht fündig? Dann schau dich auf Pflanzentauschbörsen in der Gemeinde oder im Quartier um, in Gratisinseraten, auf Onlineplattformen oder in Social-Media-Gruppen zum Thema Pflanzen. So lässt sich der urbane Dschungel im Wohnzimmer nachhaltiger vergrössern.

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