Darum gehts
- Bäume sind bessere Schattenspender als Sonnenschirme und kühlen aktiv die Umgebung
- Bäume reinigen Luft, binden CO₂, produzieren Sauerstoff und bieten Lebensraum
- Platanen verdunsten Wasser und kühlen die Umgebung sogar bei 39 Grad
Das Thermometer zeigt über 30 Grad, der Schweiss rinnt aus jeder Pore, und die Sonne brennt vom Himmel: In diesem Sommer sind Schattenplätze heiss begehrt. Glücklich ist, wer einen Platz unter einem Sonnenschirm ergattert, noch glücklicher, wer unter einem Baum sitzen darf – denn Bäume sind die besseren Schattenspender als Sonnenschirme. Doch woran liegt das?
Sonnenschirme erwärmen sich und geben einen Teil der Hitze nach unten ab, während die Sonnenstrahlen bei einem Baum nur auf die obersten Blätter und Äste scheinen: Die Blätter heizen auf diese Weise weniger auf. Zusätzlich verdunstet an der Oberfläche der Blätter Wasser, was die Luft unter dem Baum um einige Grade aktiv abkühlt. Dort ist die Luft erfrischter und mit mehr Sauerstoff angereichert.
Kühlung bei über 39 Grad
Manche Bäume verdunsten auch bei zunehmender Hitze noch Wasser. Diese Erkenntnis ist neu, denn bis vor kurzem ging man davon aus, dass Bäume ab 30 bis 35 Grad ihre Poren schliessen, um sich vor dem Austrocknen zu schützen. Neue Ergebnisse eines Forschungsteams der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigen jedoch, dass Platanen sogar bei 39 Grad und mehr weiterhin Wasser verdunsten und die Umgebung kühlen. Dies konnten die Forscher anhand von Messungen an acht Platanen im Genfer Vorort Lancy beweisen.
Bäume leisten auch sonst still und von vielen unbemerkt Grosses: Sie spenden nicht nur Schatten, schützen vor UV-Strahlung und kühlen wie eine Klimaanlage, sondern sie reinigen die Luft auch von Staub, Pilzsporen und Bakterien und dämpfen Lärm. Sie schützen das Klima und verbessern die Luftqualität, indem sie Schadstoffe, Kohlendioxid (CO₂) und Feinstaub binden und wertvollen Sauerstoff zum Atmen bilden.
Treibhausgas absaugen
Dieser Vorgang des CO₂-Schluckens ist für den Baum selbst lebensnotwendig, um zu wachsen: Der Baum saugt das klimaschädliche Treibhausgas aus der Luft und wandelt es im Rahmen der sogenannten Photosynthese mithilfe von Sonnenlicht und Wasser zu Zucker, den der Baum als Energielieferant braucht.
Als Nebenprodukt entsteht der für Menschen und Tiere lebensnotwendige Sauerstoff. Je älter der Baum ist, desto mehr CO₂ kann er aufnehmen und speichern. Und zwar im Holz – wenn es verbrannt wird oder verrottet, entweicht das CO₂ wieder in die Atmosphäre.
Ein natürlicher Schwamm
Das Wasser, das die Bäume verdunsten, haben sie vorher über die Wurzeln aufgesaugt. Selbst besonders grosse Bäume schaffen es, im Innern Wasser bis zu 100 Meter in ihre Baumkrone hochzupumpen. Bäume fangen Regen auf und verringern das Risiko von Überschwemmungen und Erdrutschen. Dadurch wirken sie wie ein natürlicher Schwamm, der zu mehr als 50 Prozent aus Wasser besteht. Die Wurzeln geben den Bäumen bei Niederschlägen auch in Hanglagen Halt, sie filtern den Regen und sorgen für sauberes Grundwasser.
Auf einem einzigen Baum können sich unzählige Lebewesen tummeln: Bäume sind Lebensraum von Moosen und Pflanzen, Pilzen, Insekten und Säugetieren. Eichhörnchen, Fledermäuse und Vögel finden auf Bäumen ein breites Nahrungsangebot sowie ihre Nist- oder Schlafplätze. Biologisch gesehen sind Bäume langlebige Pflanzen mit einem verholzten Stamm, im Gegensatz zu vielen andern Pflanzen können sie jedoch aussergewöhnlich alt werden. Bestimmte Arten wie Fichten, Linden, Eichen, Föhren, Bergahorne, Buchen und Eiben können ein Alter von mehreren Hundert Jahren und mehr erreichen.
Abkühlung in Städten
Dass der Mensch Bäume seit jeher als Nahrungsquelle oder zum Bauen von Möbeln, Werkzeugen und Häusern oder als Brennstoff zum Kochen und Heizen nutzt, kann auch für Probleme sorgen, wenn gleichzeitig nicht aufgeforstet wird.
Bäume sorgen insbesondere in Innenstädten für Abkühlung und ein besseres Klima – das wissen alle, die schon einmal unter einem Baum ein Schattenplätzchen zum Ausruhen gesucht haben.