Die Ehen der Schweizerinnen und Schweizer werden nicht mehr im Himmel geschlossen, sondern im Internet. Ein Drittel der Frauen und Männer suchen und finden ihren Partner oder ihre Partnerin im Internet. Zusammengebracht werden sie von mathematischen Formeln, sogenannten Algorithmen, die dafür sorgen, dass Paare sich finden, die auch zusammen passen. Liebescoach und Psychologin Barbara Beckenbauer (48) erklärt, wie das geht.
BLICK: Frau Beckenbauer, wie funktionieren diese Algorithmen, die Menschen zu Paaren machen?
Barbara Beckenbauer: Diese Algorithmen machen eigentlich nichts anderes als das, was Freunde machen, wenn sie eine Frau und einen Mann verkuppeln wollen: Sie sorgen dafür, dass zwei Menschen dauerhaft zusammenpassen.
Wie machen die das genau?
Die Algorithmen sind gespiesen mit allen uns bekannten Gesetzmässigkeiten im zwischenmenschlichen Verhalten und suchen mit diesem gesammelten Wissen nach Menschen, die gemäss diesen Erkenntnissen zusammen passen. Dazu werten sie die Fragebogen aus, die Partnersuchende bei Online-Vermittlern ausfüllen.
Da gibt es aber Fragen, die mir nicht so wichtig scheinen. Zum Beispiel, ob man bei offenem Fenster schläft oder wie man reagiert, wenn man auf einer Bananenschale ausrutscht.
Täuschen Sie sich nicht. Diese Frage scheint simpel, ist aber sehr wichtig und wird vom Algorithmus stark gewichtet. Wenn ein Mensch immer bei offenem Fenster geschlafen hat, wird er grösste Mühe haben, sich einem Menschen anzupassen, der nur bei geschlossenem Fenster schläft. Es sind die kleinen Dinge, die Unzufriedenheit schaffen und letztendlich zum Scheitern einer Beziehung führen können.
Und die Frage mit der Bananenschale?
Hier geht es darum, wie ein Mensch in einer Stresssituation reagiert – gelassen, genervt, selbstironisch. Auch ganz wichtig und im Algorithmus stark gewichtet.
Gibts noch mehr solche heimlichen Wichtigkeiten?
Neu ist sicher der Umgang mit dem Handy wichtig. Wenn der eine ständig am Smartphone hängt und das den anderen nervt, ist das keine gute Ausgangslage. Auch beim Rauchen, Essen und beim Alkohol sollte Übereinstimmung herrschen.
Kann man sich nicht an die Marotten des anderen gewöhnen?
Das geht für sechs Monate, wenn man verliebt ist und sowieso alles rosarot ist. Danach nervts nur noch.
Dann stimmt also, was der Volksmund sagt: Gleich zu gleich gesellt sich gern.
Ja, in gewissen Bereichen des Lebensstils. Es hilft, wenn beide die gleichen oder ähnliche Interessen haben, wie Sport oder Kultur. Ein Sportfan und ein Bewegungsmuffel passt nicht. Oder ein naturverbundener Wanderfreak und eine kunstinteressierte Museumsgängerin könnte schwierig werden.
Es heisst doch aber auch, Gegensätze würden sich anziehen. Stimmt das etwa nicht?
Doch, das stimmt in gewissen Bereichen auch. Aus Gegensätzen entsteht Leidenschaft! Es braucht Unterschiede zwischen den Menschen, damit Spannung und Erotik entstehen kann. Gut ist das beim Verhalten: Zwei Alphatiere kommen miteinander genauso wenig klar wie zwei Couch-Potatoes. Grundsätzlich gilt: So viele Gemeinsamkeiten wie möglich, so wenig Unterschiede wie nötig.
Konkret?
Gut passt ein Paar zusammen, bei dem der eine Teil dominanter ist als der andere. Zum Beispiel die Inititiative fürs Ferienprogramm übernimmt und der andere Teil sich führen lässt.
Sind Paare, die sich im Netz kennengelernt haben, glücklicher?
Laut einer Studie der Universität Zürich sind Paare, die sich im Internet kennengelernt haben, zufriedener und haben eine stabilere Beziehung.