Unterwegs in Finnland
Das Land der 1000 Seen

Diesen Namen hat Finnland verdient. Die «Lakelands» im Süden des Landes bieten Erholung, Abenteuer und überraschende Erlebnisse.
Publiziert: 11.06.2019 um 09:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2019 um 15:23 Uhr
Die berühmte Seenplatte zieht sich über den Süden Finnlands und gibt dem Land seinen Beinamen – «Land der tausend Seen».
Foto: Getty Images
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Erna Jonsdottir

Der Norden ruft. Vergiss die Wetter-App», denke ich mir beim Packen. Die Launen der Götter sind unberechenbar. Dementsprechend wähle ich meine Outfits aus. Das kurze Schwarze und die High Heels bleiben zu Hause, sie haben in der wilden Natur nichts zu suchen. Denn genau dorthin gehts: ins finnische Outdoor-Eldorado im Süden des Landes, das sich Lakeland nennt.

Der Wettergott meint es gut mit uns. Das Flugzeug taucht in den Sonnenuntergang über Helsinki. Von oben sieht die Landschaft aus wie ein Bild der modernen Kunst: In der tiefblauen Ostsee leuchten über 300 Inseln, die der finnischen Hauptstadt vorgelagert sind, wie grüne Smaragde der sinkenden Sonne entgegen.

Die Fahrt zu den ersten grossen Gewässern der finnischen Seenplatte führt denn auch durch zauberhafte Birken- und Kiefernwälder voller Beeren, Pilze, Wildkräuter und Tiere. Wir können uns den Jubelschrei nicht verkneifen, als uns der Fahrer beim Blockhaus am See entlässt – es ist das perfekte nordische Idyll.

Familienbetrieb mit alter Rauchsauna

Seit 1967 vermietet die Familie Yrjölä in Lehmonkärki ihre Blockhäuser. Das inzwischen beachtliche Resort verfügt über ein Restaurant, eine Saunalandschaft und hat vom kleinen roten Hexenhäuschen bis hin zur Villa für jeden Geschmack etwas auf Lager. Die Fläche ist so gross, dass man sich nicht auf den Füssen herumtrampelt – im Gegenteil, hier geht es familiär zu. Darauf legen nicht nur Ari und seine Frau Marjo grossen Wert. Die ganze Region ist für ihre kleinen sympathischen Betriebe bekannt.

Ari heizt die Sauna mit Seeblick ein und erzählt, dass in seiner 100 Jahre alten Rauchsauna nebenan früher Fleisch geräuchert wurde und auch Kinder zur Welt kamen. Heute ist die Rauchsauna ein teurer Hype. Das kommt daher, dass sie stundenlang mithilfe eines Holzofens befeuert werden muss. Weil es keinen Schornstein gibt, bleibt der Rauch drin. Gelüftet wird erst kurz vor dem Saunieren – eine geniale Erfahrung, genauso wie der Sprung in den eiskalten See, dessen Wasser so sauber ist, dass er die Region und Helsinki mit Trinkwasser versorgt.

Hier wird nichts versteckt!

Saunieren gehört fest zur finnischen Kultur. Mindestens drei Millionen Saunen gibt es im ganzen Land. Mit einer Einwohnerzahl von 5,5 Millionen Menschen ergibt das eine Sauna pro 1,8 Personen! Wer in Finnland sauniert, findet keine farbigen Lichter oder aromatische Düfte. In «echten» Saunas riecht es nach Birke und Teer. Zudem gelten strenge Regeln. Ein Beispiel: Eine Einladung in die Sauna ist eine Ehre. Absagen ist zwar erlaubt, braucht jedoch einen triftigen Grund. Durch den gemeinsamen Saunabesuch entsteht nämlich eine gewisse Bindung.

Saunieren gehört fest zur finnischen Kultur. Mindestens drei Millionen Saunen gibt es im ganzen Land. Mit einer Einwohnerzahl von 5,5 Millionen Menschen ergibt das eine Sauna pro 1,8 Personen! Wer in Finnland sauniert, findet keine farbigen Lichter oder aromatische Düfte. In «echten» Saunas riecht es nach Birke und Teer. Zudem gelten strenge Regeln. Ein Beispiel: Eine Einladung in die Sauna ist eine Ehre. Absagen ist zwar erlaubt, braucht jedoch einen triftigen Grund. Durch den gemeinsamen Saunabesuch entsteht nämlich eine gewisse Bindung.

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Überraschende Küche und ausgeprägter Umweltschutz

Nach dem Trekking durch den Wald und der Fahrt mit dem Ruderboot bittet Ari zu Tisch. Finnland zeichnet sich durch eine moderne Spitzenküche aus, die hauptsächlich auf ökologische und regionale Lebensmittel setzt. Als Vegetarier werde ich auf der gesamten Reise durch Lakeland mit den kreativsten Gerichten überrascht.

Auch in Sachen Umweltschutz sind die Finnen vorbildlich und kreativ: Die Einheimischen sollen «klug» reisen – sprich: Velo statt Auto, öffentlicher Verkehr anstatt Flugzeug. Ehrgeizige Pläne hat die achtgrösste Stadt Finnlands Lahti. Sie hat 120'000 Einwohner und will bis 2040 klimaneutral sein. Derzeit gehört sie sogar zu den nominierten Kandidaten für die Europäische Umwelthauptstadt 2021.

Zum Schluss nach Helsinki

Unsere Reise führt uns noch nach Helsinki und in die Städte Jyväskylä und Tampere mit ihren hippen Industrial-Vintage-Stil. Im historischen Hotel Tori, das einst das höchste Gebäude Finnlands war, blicke ich über Stadt und Land und muss mir eingestehen, dass es mich total erwischt hat: Ich bin verliebt in dieses Land, seine Menschen und ihre Philosophien.

Gut zu wissen

Hinkommen: Mit Finnair direkt ab Genf (bis zu zweimal täglich) oder Zürich (bis zu viermal täglich). Flugzeit beträgt rund 3½ Stunden.

Roadtrip: Theoretisch ist Finnland via Polen auch mit dem Auto erreichbar. 2500 Kilometer lang ist die Fahrstrecke von Zürich nach Helsinki. Wer sich für einen Mietwagen entscheidet und im Sommer reist, sollte diesen früh genug aus der Schweiz buchen. Spannend: Finnland lässt sich auch sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr entdecken. Mit der Bahn und dem Schiff sind Abenteuer garantiert.

Geld: Das Bezahlen – auch von kleineren Beträgen – geht in Finnland meistens bargeldlos mit Kreditkarte. Ein Tipp: Bezahlen Sie in der Verkaufswährung (Euro) und überlassen Sie die Umrechnung in Schweizer Franken der Kreditkartenfirma. Das kommt in der Regel günstiger.

Mücken: Eines sei vorweggenommen: Städte sind mückenfrei – allerdings nicht auf dem Land im Sommer. Aktiv sind die kleinen Stecher zwischen Ende Juni und Anfang August auf dem Land in Sumpfnähe. Deshalb ist es ratsam, einen guten Mückenspray griffbereit zu haben.

Alkohol: Der Alkohol ist im Vergleich zur Schweiz relativ teuer. Über 18-Jährige dürfen lediglich Bier und Wein mit höchstens 22 Volumenprozent kaufen. Alkoholische Getränke jeglicher Art sind ab 20 Jahren erlaubt und in Alko-Geschäften (Staatsmonopol) erhältlich. Lebensmittelgeschäfte dürfen nur Bier verkaufen.

Infos: www.visitlahti.fi; www.visitcentralfinland.com; www.visittampere.fi; www.visitfinland.com

Hinkommen: Mit Finnair direkt ab Genf (bis zu zweimal täglich) oder Zürich (bis zu viermal täglich). Flugzeit beträgt rund 3½ Stunden.

Roadtrip: Theoretisch ist Finnland via Polen auch mit dem Auto erreichbar. 2500 Kilometer lang ist die Fahrstrecke von Zürich nach Helsinki. Wer sich für einen Mietwagen entscheidet und im Sommer reist, sollte diesen früh genug aus der Schweiz buchen. Spannend: Finnland lässt sich auch sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr entdecken. Mit der Bahn und dem Schiff sind Abenteuer garantiert.

Geld: Das Bezahlen – auch von kleineren Beträgen – geht in Finnland meistens bargeldlos mit Kreditkarte. Ein Tipp: Bezahlen Sie in der Verkaufswährung (Euro) und überlassen Sie die Umrechnung in Schweizer Franken der Kreditkartenfirma. Das kommt in der Regel günstiger.

Mücken: Eines sei vorweggenommen: Städte sind mückenfrei – allerdings nicht auf dem Land im Sommer. Aktiv sind die kleinen Stecher zwischen Ende Juni und Anfang August auf dem Land in Sumpfnähe. Deshalb ist es ratsam, einen guten Mückenspray griffbereit zu haben.

Alkohol: Der Alkohol ist im Vergleich zur Schweiz relativ teuer. Über 18-Jährige dürfen lediglich Bier und Wein mit höchstens 22 Volumenprozent kaufen. Alkoholische Getränke jeglicher Art sind ab 20 Jahren erlaubt und in Alko-Geschäften (Staatsmonopol) erhältlich. Lebensmittelgeschäfte dürfen nur Bier verkaufen.

Infos: www.visitlahti.fi; www.visitcentralfinland.com; www.visittampere.fi; www.visitfinland.com

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Highlights

Elche zum Anfassen: Nicht alle haben das Glück, Elche, Rentiere oder Damhirsche in freier Natur in Finnland zu entdecken. Deshalb lohnt sich zur Sicherheit ein Besuch im Elchpark. Das Moose Manor Hirvikartano in Jämsä ist die einzige Zuchtstätte der Tiere. Hier trifft man auf zutrauliche Exemplare, die an Menschen gewöhnt sind. Zum Glück – Mr. Moose ist grösser als erwartet! Besuchen Sie auch das 150 Jahr alte Landgut. Dort gibts frisches Gebäck und viel finnische Kultur.

Skurrile Geschichten: Sie liegt unweit von Jyväskylä und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe: Die rund 250 Jahre alte reformierte Holzkirche im Örtchen Petäjävesi. Sie gilt heute nicht nur als am besten erhaltene, sondern auch als Finnlands schönste Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Eine Besonderheit, die ihr den besonderen Charme verleiht, ist die Tatsache, dass das Holz innen wie aussen unlackiert blieb und so über die Jahrhunderte eine seidige Patina entwickelte. Lediglich der nachträglich angebaute Glockenturm erhielt im oberen Teil einen Anstrich.

Hausboot-Ferien: Ruhe und Erholung abseits der Strassen finden Sie ab Jyväskylä auf dem Wasser. Die Universitätsstadt liegt eingebettet in Wälder am nördlichen Ufer des Päijänne-Sees, der sich bis nach Asikkala in den Süden erstreckt. Am Hafen stehen diverse Schiffs-Variationen bereit, die eines gemeinsam haben: die Sauna an Bord. Die «schwimmenden Saunas» lassen sich einfach navigieren und können an Inseln oder in Häfen des Päijänne-Sees angelegt werden. Einen Bootsführerschein braucht es nicht. Sie müssen lediglich beweisen, dass Sie älter als 15 Jahre sind.

Serlachius-Museen: Früher war Mänttä ein bedeutender Standort der Holzindustrie. In den 1930er-Jahren wurde die Stadt von der Familie Serlachius geprägt. Ihr sind heute zwei Museen gewidmet: Das Kunstmuseum Gösta zeigt Klassiker sowie zeitgenössische Kunst und verfügt über das beste Museums-Restaurant in ganz Finnland. Das «Gustaf», ehemaliger Hauptsitz der G.A. Serlachius Oy, führt die Besucher zurück in die Zeit von anno dazumal – Lacher inklusive!

Elche zum Anfassen: Nicht alle haben das Glück, Elche, Rentiere oder Damhirsche in freier Natur in Finnland zu entdecken. Deshalb lohnt sich zur Sicherheit ein Besuch im Elchpark. Das Moose Manor Hirvikartano in Jämsä ist die einzige Zuchtstätte der Tiere. Hier trifft man auf zutrauliche Exemplare, die an Menschen gewöhnt sind. Zum Glück – Mr. Moose ist grösser als erwartet! Besuchen Sie auch das 150 Jahr alte Landgut. Dort gibts frisches Gebäck und viel finnische Kultur.

Skurrile Geschichten: Sie liegt unweit von Jyväskylä und gehört zum Unesco-Weltkulturerbe: Die rund 250 Jahre alte reformierte Holzkirche im Örtchen Petäjävesi. Sie gilt heute nicht nur als am besten erhaltene, sondern auch als Finnlands schönste Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Eine Besonderheit, die ihr den besonderen Charme verleiht, ist die Tatsache, dass das Holz innen wie aussen unlackiert blieb und so über die Jahrhunderte eine seidige Patina entwickelte. Lediglich der nachträglich angebaute Glockenturm erhielt im oberen Teil einen Anstrich.

Hausboot-Ferien: Ruhe und Erholung abseits der Strassen finden Sie ab Jyväskylä auf dem Wasser. Die Universitätsstadt liegt eingebettet in Wälder am nördlichen Ufer des Päijänne-Sees, der sich bis nach Asikkala in den Süden erstreckt. Am Hafen stehen diverse Schiffs-Variationen bereit, die eines gemeinsam haben: die Sauna an Bord. Die «schwimmenden Saunas» lassen sich einfach navigieren und können an Inseln oder in Häfen des Päijänne-Sees angelegt werden. Einen Bootsführerschein braucht es nicht. Sie müssen lediglich beweisen, dass Sie älter als 15 Jahre sind.

Serlachius-Museen: Früher war Mänttä ein bedeutender Standort der Holzindustrie. In den 1930er-Jahren wurde die Stadt von der Familie Serlachius geprägt. Ihr sind heute zwei Museen gewidmet: Das Kunstmuseum Gösta zeigt Klassiker sowie zeitgenössische Kunst und verfügt über das beste Museums-Restaurant in ganz Finnland. Das «Gustaf», ehemaliger Hauptsitz der G.A. Serlachius Oy, führt die Besucher zurück in die Zeit von anno dazumal – Lacher inklusive!

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