Darum gehts
Blick: Sie arbeiten seit 2006 mit Jugendlichen im Übergang von der Schule in die Lehre. Was hat sich seither verändert?
Gregor Loser: Ich begleite vor allem Jugendliche in der 2. Oberstufe, also 14- bis 15-Jährige. Viele wirken gestresster, teilweise auch freudloser als früher, und sie können sich weniger gut konzentrieren. Wenn man dann noch sieht, dass laut Unicef rund ein Drittel der Jugendlichen mit psychischen Belastungen zu kämpfen hat, überrascht das leider nicht.
212'274 Lehrverhältnisse wurden laut Bundesamt für Statistik 2024 registriert. Den höchsten Anteil erreichten mit fast 95 Prozent die beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Die beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) kamen auf einen Anteil von über 5 Prozent.
62'565 Jugendliche schlossen 2024 eine berufliche Grundbildung ab. Davon haben 45 Prozent ihre obligatorische Schulzeit mit einer Lehre beendet.
54'500 Lehrverträge wurden fürs Jahr 2025 bis Ende Mai abgeschlossen. Das sind ungefähr 1300 mehr als im Vorjahr.
16'000 Lehrstellen waren zu jenem Zeitpunkt für den Lehrstart 2025 noch auf dem Lehrstellennachweis (Lena) ausgeschrieben.
24 Prozent aller Lernenden lösen ihren Lehrvertrag vorzeitig auf. Zu den Hauptgründen für Lehrabbrüche gehören Schwierigkeiten mit dem Betriebsklima, fehlende Passung zwischen Jugendlichen und Beruf sowie psychische Belastung und Stress. Die meisten Lehrabbrüche erfolgen laut Swissinfo im ersten Lehrjahr.
Webseiten wie Yousty und Berufsberatung.ch bieten eine Übersicht über offene Lehrstellen und sind wichtige Anlaufstellen für die Lehrstellensuche.
212'274 Lehrverhältnisse wurden laut Bundesamt für Statistik 2024 registriert. Den höchsten Anteil erreichten mit fast 95 Prozent die beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Die beruflichen Grundbildungen mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) kamen auf einen Anteil von über 5 Prozent.
62'565 Jugendliche schlossen 2024 eine berufliche Grundbildung ab. Davon haben 45 Prozent ihre obligatorische Schulzeit mit einer Lehre beendet.
54'500 Lehrverträge wurden fürs Jahr 2025 bis Ende Mai abgeschlossen. Das sind ungefähr 1300 mehr als im Vorjahr.
16'000 Lehrstellen waren zu jenem Zeitpunkt für den Lehrstart 2025 noch auf dem Lehrstellennachweis (Lena) ausgeschrieben.
24 Prozent aller Lernenden lösen ihren Lehrvertrag vorzeitig auf. Zu den Hauptgründen für Lehrabbrüche gehören Schwierigkeiten mit dem Betriebsklima, fehlende Passung zwischen Jugendlichen und Beruf sowie psychische Belastung und Stress. Die meisten Lehrabbrüche erfolgen laut Swissinfo im ersten Lehrjahr.
Webseiten wie Yousty und Berufsberatung.ch bieten eine Übersicht über offene Lehrstellen und sind wichtige Anlaufstellen für die Lehrstellensuche.
Gibt es auch positive Entwicklungen?
Ja, ich erlebe, dass Themen wie Achtsamkeit, Meditation oder Atmung, die vor ein paar Jahren noch belächelt wurden, heute aktiv nachgefragt werden. Auch das Umfeld hat sich professionalisiert. Lehrbetriebe investieren heute viel mehr in die Begleitung der Lernenden. Das finde ich grossartig.
Wie erklären Sie sich den erhöhten Leistungsdruck?
Der Einfluss von Smartphones und Social Media ist enorm und für viele Jugendliche eine grosse Belastung. Die Jungen stehen heute unter dem ständigen Druck, möglichst früh eine gute Lehrstelle zu haben und sich optimal zu präsentieren.
Welchen Rat geben Sie den Jugendlichen im Umgang mit Social Media?
Es kann ein riesiger Energieräuber sein, aber auch ein genialer Türöffner. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Statt sich stundenlang von Videos berieseln zu lassen, könnten die Jugendlichen zum Beispiel ein Instagramprofil erstellen und darauf ihre Hobbys oder Stärken zeigen. Das ist eine super Möglichkeit, sich in Bewerbungen positiv hervorzuheben. Denn vielen ist nicht bewusst, dass sich Firmen über Social Media informieren.
Was sind die grössten Herausforderungen beim Start in die Lehre?
Ich sehe vier Hauptpunkte. An erster Stelle: der Leistungsdruck. Viele Jugendliche haben Mühe, mit Erwartungen oder kritischem Feedback umzugehen. In der Schule wird ihnen vieles abgenommen, aber in der Lehre müssen sie Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen. Beim zweiten Punkt geht es um Durchhaltevermögen. Am Anfang der Lehre sind viele motiviert, aber sobald die Routine einsetzt, bricht diese Motivation oft weg. Zu erkennen, dass es in jedem Beruf auch monotone Phasen gibt, ist ein Lernprozess. Der dritte Punkt betrifft soziale Kompetenzen. In der Schule waren die Jugendlichen mit Gleichaltrigen in der Klasse, die sie teilweise seit dem Kindergarten kannten. In der Lehre müssen sie sich in ein neues Team mit unterschiedlichen Altersgruppen und Persönlichkeiten einfinden.
Und der vierte Punkt?
Da geht es um die Frage, wie man sich organisiert. Vielen Jugendlichen fällt es schwer, Fristen einzuhalten, Aufgaben zu planen und sich eine Erinnerung zu setzen. Nur weil sie ständig am Handy sind, heisst es nicht, dass sie digital kompetent sind.
Welche Tipps geben Sie Jugendlichen, um besser organisiert zu sein?
Zuerst müssen sie sich fragen, was sie bevorzugen: digital oder analog? Dann rate ich ihnen, ein System zu suchen, das zu ihnen passt. Wer digital unterwegs ist, kann Apps wie Microsoft To Do nutzen, und wer lieber analog arbeitet, greift zu Notizblöcken, Visual Boards oder Wochenplänen. Dabei arbeitet man mit Magneten oder Farbcodes, was die Organisation greifbarer macht. Manchen hilft auch ein motivierendes Plakat an der Zimmertür als tägliche Erinnerung an Ziele und Aufgaben. Das wirkt vielleicht banal, aber es funktioniert. Entscheidend ist, dass man sich eine Struktur schaffen muss, wenn man nichts vergessen will. Das ist oft ein Aha-Erlebnis für die Jungen.
Was sind die wichtigsten Fähigkeiten für einen erfolgreichen Start in die Lehre?
Selbstverantwortung, Kommunikationsfähigkeit, Motivation und das Bewusstsein über die eigenen Stärken. Wer weiss, worin er gut ist, strahlt automatisch mehr Selbstbewusstsein aus. Wertvoll sind auch Hobbys oder das Engagement im Verein. Dort entwickeln Jugendliche Teamfähigkeit oder Verantwortungsbewusstsein.
Gregor Loser (52) ist Jugend- und Erwachsenenbildner und leitet unter anderem den Workshop «Fit für die Lehre» mit dem Ziel, Jugendliche zu stärken, damit sie mit Zuversicht und Motivation in die Berufswelt starten. Er arbeitete zuvor als Primarlehrer und Radiojournalist, später war er Leiter einer Kommunikationsagentur. Er absolvierte ein Nachdiplomstudium in Positiver Psychologie an der Universität Zürich und engagierte sich acht Jahre im Schulrat von Rorschach SG. Heute führt Gregor Loser die Denkfit.ch GmbH, ist Präsident der Stiftung pro Jugend und Berufsbildung Schweiz und Mitglied der Swiss Positive Psychology Association.
Gregor Loser (52) ist Jugend- und Erwachsenenbildner und leitet unter anderem den Workshop «Fit für die Lehre» mit dem Ziel, Jugendliche zu stärken, damit sie mit Zuversicht und Motivation in die Berufswelt starten. Er arbeitete zuvor als Primarlehrer und Radiojournalist, später war er Leiter einer Kommunikationsagentur. Er absolvierte ein Nachdiplomstudium in Positiver Psychologie an der Universität Zürich und engagierte sich acht Jahre im Schulrat von Rorschach SG. Heute führt Gregor Loser die Denkfit.ch GmbH, ist Präsident der Stiftung pro Jugend und Berufsbildung Schweiz und Mitglied der Swiss Positive Psychology Association.
Wie können Eltern ihre Kinder optimal beim Berufseinstieg begleiten?
Ich verstehe, dass der gesellschaftliche Druck enorm ist. Doch er überträgt sich auf die Kinder, und das ist problematisch. Eltern sollten gelassener sein und ihre Kinder begleiten, anstatt sie zu kontrollieren. Das heisst, präsent bleiben, Interesse zeigen, Mut machen und kleine Fortschritte würdigen. Ich empfehle, mit den Kindern richtige Gesprächstermine zu vereinbaren, um über das Thema Lehrstelle zu sprechen, statt sie zwischen Tür und Angel mit Fragen zu löchern. Jugendliche sollen eigene Entscheidungen treffen und aus Fehlern lernen dürfen. Soft Skills wie Freundlichkeit, Verlässlichkeit und Kommunikationsfähigkeit können Eltern stärken, indem sie diese Fähigkeiten vorleben.
Was tun, wenn ein Jugendlicher noch nicht bereit ist für eine Lehre oder noch keinen Platz gefunden hat?
Dann sage ich: Ein Jahr früher oder später spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, es gibt einen Plan. Sprachaufenthalte oder Brückenangebote sind tolle Möglichkeiten, ein Zwischenjahr zu gestalten. Das nimmt enorm viel Druck raus. Ich habe Jugendliche erlebt, die nach so einem Jahr total gefestigt und mit viel Klarheit in die Lehre gestartet sind.