Darum gehts
- Sugar Glider: Exotische Beuteltiere als Haustiere mit komplexen Bedürfnissen
- Artgerechte Haltung erfordert viel Platz, Fachwissen und spezielle Ernährung
- Mindestanforderungen: 8 m² Voliere, 3-4 Meter Höhe, Gruppenhaltung
Die sogenannten «Sugar Glider» gehören zur Familie der Gleitbeutler und stammen ursprünglich aus den Wäldern Australiens, Neuguineas und Indonesiens. Bei uns werden sie Kurzkopfgleitbeutler genannt. Die niedlichen Tierchen, die gerade auch auf Social Media zu kleinen Berühmtheiten heranwachsen, sind Beuteltiere und gleiten mithilfe einer dünnen Hautmembran zwischen ihren Gliedmassen von Baum zu Baum. Unter optimalen Bedingungen legen sie dabei Distanzen von bis zu 50 Metern zurück. Die Tiere, von denen es 44 bekannte Arten auf der Welt gibt, sind auch unter den Namen «Zuckergleiter» oder «Flughörnchen» bekannt, obwohl sie eigentlich nicht fliegen, sondern gleiten und mit Eichhörnchen gar nichts zu tun haben.
Die Gleitfähigkeit ist übrigens kein einfacher Trick, sondern überlebenswichtig im dichten Wald. Wer also wirklich darüber nachdenkt, einen Sugar Glider zu halten, sollte sich bewusst sein: Die Tiere brauchen viel Raum – denn in der Natur durchstreifen sie mehrere Hektar am Tag.
Haltung nur unter strengen Voraussetzungen möglich
Rechtlich gesehen dürfen die putzigen Sugar Glider in der Schweiz gehalten werden – allerdings ausschliesslich in Gruppen, da es sich um äusserst soziale Tiere handelt, die Einzelhaltung ist tierschutzwidrig. Zudem müssen Halterinnen und Halter eine tiergerechte Unterbringung nachweisen können.
Die gesetzlichen Mindestanforderungen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sehen für kleine Gleitbeutler eine Voliere von mindestens 8 m² Fläche und 3 bis 4 Meter Höhe vor. Diese muss Klettermöglichkeiten, Nistkästen sowie geschützte Rückzugsorte enthalten und gegen Wetter, Raubtiere und Lärm geschützt sein.
Die Tiere sind dämmerungs- und nachtaktiv. In einem Wohnumfeld, das tagsüber laut ist oder ihnen keinen ruhigen Rückzugsort bietet, geraten sie schnell in Dauerstress – mit schwerwiegenden Folgen für ihre Gesundheit.
Anspruchsvolle Ernährung und Pflege
Die Fütterung ist ein weiterer Knackpunkt: In freier Wildbahn ernähren sich Sugar Glider von Baumsäften, Insekten, Blütennektar, Früchten und kleinen Wirbeltieren. Als Haustier benötigen sie eine ausgewogene Mischung aus frischem Obst, spezialisierten Pellets, tierischem Eiweiss (z. B. Mehlwürmer oder Heimchen) sowie Kalziumpräparaten, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Eine falsche Ernährung kann zu Knochenschwund oder Organschäden führen.
Auch die Hygiene ist aufwendig: Sugar Glider markieren ihr Revier mit Duftdrüsen und Urin – was nicht nur stark riecht, sondern eine regelmässige und gründliche Reinigung der Voliere erfordert.
Was hat es mit dem «japanischen Sugar Glider» auf sich?
Im Zusammenhang mit Gleithörnchen als Haustiere hört man gelegentlich vom sogenannten «japanischen Sugar Glider». Dabei handelt es sich nicht um eine eigene Art, sondern meist um spezielle Farbvarianten oder Zuchtformen des klassischen Sugar Gliders (Petaurus breviceps). Diese Zuchtformen, die in Japan und anderen Ländern gezielt vermehrt werden, unterscheiden sich vor allem optisch – etwa durch ein helleres oder sogar weisses Fell (Albino-Varianten) oder auffällige Zeichnungen. Der Japanische Sugar Glider kommt auf den japanischen Inseln Honshu, Shikoku und Kyushu vor.
Für Halterinnen und Halter ist wichtig zu wissen: Farb- oder Zuchtvarianten verändern nichts an den grundsätzlichen Bedürfnissen der Tiere. Auch die japanischen Sugar Glider benötigen viel Platz, eine artgerechte Ernährung und eine soziale Gruppe, um psychisch und physisch gesund zu bleiben. Aufgrund der gezielten Zucht kann es jedoch manchmal zu genetischen Problemen oder erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten kommen – ein weiterer Grund, sich die Haltung gut zu überlegen und auf verantwortungsbewusste Züchter zu achten.
Tierschutzorganisationen sind skeptisch
Viele Fachleute und Tierschutzorganisationen raten klar von der privaten Haltung ab. Die Gründe: Die artgerechte Haltung ist teuer, platzintensiv und verlangt viel Fachwissen. Werden die Tiere nicht konsequent sozialisiert und gehalten, entwickeln sie Verhaltensstörungen – bis hin zur Selbstverletzung. Zudem werden viele Jungtiere aus fragwürdiger Zucht importiert oder unter schlechten Bedingungen vermehrt, um die Nachfrage zu bedienen.
Ein weiterer Punkt: Die herzigen Tierchen werden selten zahm. Wer sich ein verschmustes Haustier wünscht, wird enttäuscht sein – diese Tiere sind Beobachtungstiere und eignen sich gar nicht zum Kuscheln. Viele Halter geben die Tiere aus Enttäuschung nach kurzer Zeit wieder ab – in Tierheimen sind sie jedoch schwer vermittelbar und oft bereits stark traumatisiert.
Kein Haustier für Anfänger – oder überhaupt?
Wer ernsthaft erwägt, Sugar Glider zu halten, muss sich nicht nur über die gesetzlichen Anforderungen, sondern auch über die ethische Verantwortung im Klaren sein. Es handelt sich um Wildtiere mit komplexen Bedürfnissen – und diesen wird man in privater Haltung nur selten gerecht.
Wer Tiere liebt und etwas Exotisches sucht, sollte sich lieber nach Alternativen umsehen. Arten wie Chinchillas oder Degus sind zwar ebenfalls anspruchsvoll, lassen sich aber deutlich besser artgerecht halten und stammen nicht aus dem Regenwald. Oder wie wär’s mit einem Besuch im Wildpark oder in der Masoala-Halle im Zürcher Zoo? Dort kann man exotische Tiere aus nächster Nähe beobachten – ganz ohne Käfig, Stress oder Tierleid.