Darum gehts
Bei der Partnersuche spielen Äusserlichkeiten eine grosse Rolle. So gross, dass eine Netflix-Serie, die das Gegenteil behauptet, längst zum Dauerhit geworden ist. In «Love is Blind» daten sich Paare hinter einer Wand. Sie hören nur die Stimme des anderen und sehen ihn oder sie erst, wenn sie sich verloben. Ein radikales Experiment, das gerade deshalb fasziniert, weil es im echten Leben fast unmöglich scheint.
«Es gibt Eigenschaften, die besser ankommen als andere», bestätigt Andrea Klausberger (59). So haben Singles zwischen 30 und 40 mit krisensicherem Beruf und Ausgleichsmöglichkeiten in der Datingwelt bessere Karten.
Was Partnervermittlerin Andrea Klausberger in ihrem Büro beobachtet
Klausberger vermittelt Paare noch nach alter Schule: Sie trifft die Menschen persönlich, erstellt Steckbriefe und Profile von ihnen und verkuppelt sie dann. Schwierig vermittelbare Eigenschaften beziehen sich wenig überraschend auf Alter und Grösse. «Bei Frauen über 60 dauert es länger, jemanden zu finden. Bei Männern ist es umgekehrt.» Hier hätten vor allem die Jüngeren Mühe.
Auch bei der Grösse gibt es entgegengesetzte Geschlechtsunterschiede. Während grosse Frauen mehr Mühe haben, sind kleinere Männer im Nachteil. Klausbergers Devise in diesem Fall? «Grosse Frauen brauchen einen selbstbewussten Mann.»
Ein geschlechterübergreifendes Merkmal, das schwieriger zu vermitteln ist, ist Übergewicht. «Frauen sind beim Gewicht etwas toleranter, aber auch da gibt es eine Grenze.» Und: Auch Rauchen kommt selten gut an. In Klausbergers Erfahrung ist es das No-Go Nummer eins.
Eine Frage des Kompromisses
Die Partnervermittlerin ist ihren Singles gegenüber in diesen Punkten stets transparent. «Ich möchte keine falschen Hoffnungen machen und sage deshalb manchmal, dass es ein wenig Geduld braucht.»
Nichtsdestotrotz hat sie schon oft erlebt, dass Menschen nach einem Treffen offener geworden sind. «Der Geruch und die Stimme sind sehr wichtig. Wenn beides stimmt, sind viele oft kompromissbereit», sagt sie.
Psychologin Lisa Fischbach weiss, wie man online punktet
In der digitalen Welt läuft vieles anders. Während Klausberger noch persönlich verkuppelt, übernimmt beim Online-Dating ein Algorithmus die Vorauswahl. Bei Elitepartner basiert das Matching auf einem wissenschaftlich basierten, psychologischen Fragebogen, den die Psychologin Lisa Fischbach (58) mitentwickelt hat.
Auch sie bestätigt, dass gewisse Eigenschaften besser ankommen, lehnt aber pauschale Urteile ab. «Es gibt keine expliziten Red Flags, die für alle gelten. Rauchen ist für die allermeisten Nichtraucher ein No-Go, aber es gibt auch Menschen, die nur nach Rauchern suchen.»
Wie wichtig ist dir, dass ...?
Deshalb nimmt der Fragebogen immer eine Gewichtung vor. Zum einen wird man gefragt, ob man selbst raucht, gelegentlich eine Zigarette geniesst oder komplett Nichtraucher ist. Zum andern wird gefragt, wie wichtig einem das beim Gegenüber ist. Hinzu kommen Kriterien wie Region (ist man stark ortsverbunden oder frei, zu reisen), Interessen, Kommunikationsstil oder Umgang mit Konflikten.
Am schwierigsten sei es aber, im Fragebogen Fähigkeiten wie Humor zu erfassen. Und gleichzeitig sei das einer der wichtigsten Aspekte bei den Profilen, so Fischbach. «Wie jemand schreibt und wie sympathisch das wirkt, ist wichtiger als der Algorithmus.»
Besonders gut kommen laut Fischbach humorvolle und reflektierte Profile an. Das gilt auch bei Menschen, die nicht in die bevorzugten Gruppen gehören. «Wer im Text zum Profil seine Grösse oder den Haarverlust humorvoll anspricht, kann damit punkten.»
Das Leben vorstellen, nicht nur die Person
Es hilft ausserdem, im Profil Einblick ins eigene Leben zu geben. Fischbach empfiehlt, Hobbys nicht einfach aufzuzählen, sondern erlebbar zu machen. «Statt nur ‹Garten› zu schreiben, sollte man lieber beschreiben, was das für einen bedeutet.» In diesem Fall könnte man beispielsweise schreiben: «Im Garten kann ich Stunden verbringen, da ich zur Ruhe komme, wenn ich mit den Händen arbeite und in der Natur bin.» So entsteht ein Bild, das andere emotional erreicht.
Was hingegen gar nicht geht, ist Unehrlichkeit. Fischbach rät dringend davon ab, ältere Fotos oder gar mit KI retuschierte Bilder zu verwenden. «Spätestens bei einem Treffen fliegt das auf, und Menschen reagieren sehr sensibel auf Unehrlichkeit, besonders zu Beginn einer Beziehung.»
In einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung von Elitepartner gaben 93 Prozent der Frauen und 85 Prozent der Männer an, dass ihnen Treue am wichtigsten ist. «Unter diesem Sammelbegriff haben wir auch Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit abgefragt», sagt Fischbach zur Studie.