Mein Mann (42) hat mir gestanden, dass er vor einem Jahr fremdgegangen ist. Ich (39) dachte, wir hätten immer eine tolle Beziehung gehabt, auch sexuell. Er kann mir nicht sagen, warum er das getan hat. Er beteuert auch, dass es nichts mit mir zu tun hat. Aber ich zerbreche mir den Kopf darüber, ob ich nicht gut genug war. Warum passiert so was und warum kann er keine Erklärung geben? Denise
Liebe Denise
Für viele Betrogene ist es ein grosses Bedürfnis, dass das Ereignis lückenlos aufgeklärt wird. Sie sehnen sich nach Antworten und Details, um im emotionalen Chaos und dem Scherbenhaufen der Beziehung wieder ein Stück Kontrolle und Klarheit zu finden.
Die ersehnten Antworten sind allerdings nicht etwas, das der fremdgegangene Partner oder eine Fachperson einfach aus dem Ärmel schütteln könnten. Nicht alle Taten und Beweggründe sind logisch, nicht alle Details können oder sollen geteilt werden.
Aktuell haben du und dein Mann das Problem, dass ihr euch nicht einig seid, wie ihr diesen Betrug bewerten und wie ihr mit ihm umgehen wollt. Du wünschst dir eine gründliche Klärung, dein Mann möchte gern zügig mit dem gewohnten Alltag weitermachen. Da sich diese beiden Dinge mindestens teilweise widersprechen, blockiert ihr euch, wenn ihr zu stark an ihnen haftet.
Jetzt geht es darum, in der Palette eurer Bedürfnisse Gemeinsamkeiten zu finden. Also Schritte zu definieren, die ihr beide als möglich und sinnvoll erachtet. Solche gemeinsamen Ziele zu finden, ist oft leichter, wenn man sich von einem Profi helfen lässt.
Für dich heisst das, dass du mindestens für den Moment auf die Antworten verzichten musst, nach denen du dich verständlicherweise sehnst. Wenn ihr aber gemeinsam in einen Beratungsprozess eintauchen könnt, gewinnt ihr vielleicht andere Erkenntnisse, die mindestens so kostbar sind.
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