Darum gehts
- Schweizer Tourismus boomt: Rekord bei Übernachtungen und internationale Gäste
- Sechs Tourismusfachleute teilen Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen der Branche
- 2024: 42,8 Millionen Übernachtungen, 22 Millionen davon ausländische Gäste
Sommerzeit ist Ferienzeit – während Schweizer Familien nach Italien, Frankreich oder Spanien fahren, zieht es Reisende aus aller Welt in die Schweiz.
Der Tourismus ist hierzulande ein bedeutender Wirtschaftszweig, macht er doch laut Bundesamt für Statistik fast 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Mit 42,8 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr verzeichnete die Schweizer Hotellerie sogar einen neuen Rekord.
Dabei stieg die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste gegenüber 2023 um 5,1 Prozent auf 22 Millionen – besonders dank Touristinnen und Touristen aus den USA, China und Indien. Auch Deutschland, Frankreich und Grossbritannien gehören weiterhin zu den wichtigsten Herkunftsländern.
Doch was wäre die Schweizer Tourismusbranche ohne die fleissigen Menschen im Hintergrund, die Gäste empfangen, durch die Städte führen oder bewirten? Blick hat mit sechs Schweizer «Touristenmachern» gesprochen.
«Amerikaner zeigen ihre Begeisterung offen» – Claudia Lang (55), Stadtführerin in Luzern
«Seit 2011 begleite ich Gäste aus aller Welt durch die Gassen und zu den Sehenswürdigkeiten meiner Stadt. In der Hochsaison von April bis Oktober bin ich fast täglich im Einsatz, aber auch in den kühleren Monaten begleite ich Gruppen durch Luzern – oder führe sie auf den Pilatus oder den Titlis. An meinem Beruf liebe ich besonders, dass ich viel draussen bin und miterlebe, wie sich die Natur verändert. Und natürlich die strahlenden Gesichter der Gäste. Oft führe ich Gruppen aus Nord- oder Lateinamerika; neben Deutsch spreche ich deshalb auch regelmässig Englisch und Spanisch. Schweizer Gäste sind oft etwas zurückhaltend, sodass ich nie ganz sicher bin, ob ihnen die Führung gefällt. Das erfahre ich meist erst nach der Führung – Amerikaner hingegen zeigen ihre Begeisterung offen. Viele Touristinnen und Touristen sind beeindruckt von der Sauberkeit und Schönheit Luzerns wie auch von den Brücken und dem See. Einmal fragte mich eine indische Touristin auf der Kapellbrücke, wo denn das Bild der Mona Lisa hänge. Sie hatte Luzern offenbar mit dem Louvre verwechselt. In den letzten Jahren hat der Tourismus in Luzern stark zugenommen. Es macht mich stolz, dass Menschen aus der ganzen Welt so gerne hierherkommen.»
«Wir schätzen die körperliche Bewegung, die Begegnungen und die abwechslungsreichen Tage» – Isabell Michel (34) und Tobias Helmik (36), Gastgeber Pizolhütte
«Nach einigen Jahren im Gesundheits- und Marketingbereich haben wir uns vor zwei Jahren dazu entschieden, in die Welt der Berggastronomie einzutauchen. Nach der Betriebsleitung des Berggasthauses Zanuz am Pizol in Bad Ragaz vergangenen Winter führen wir diesen Sommer erstmals das höher gelegene Bergrestaurant Pizolhütte. An unserer Arbeit schätzen wir besonders die körperliche Bewegung, die Begegnungen sowie die abwechslungsreichen Tage. Schön ist auch: Während wir im Büro oft monatelang an einem Projekt gesessen sind und die Arbeit mit nach Hause nehmen mussten, ist hier unser Projekt am Abend abgeschlossen – mit der letzten Gondelfahrt ins Tal beginnt unser Feierabend. Natürlich kann es stressig werden, doch das positive Feedback zu unserer Herzlichkeit wiegt diesen Stress bei weitem auf. Nicht nur Gäste aus dem Ausland, sondern auch Einheimische sind immer wieder von der überwältigenden Bergkulisse des Pizolgebiets und den vielen schönen Wanderungen rund um die zahlreichen Seen begeistert. Eine Begegnung, an die wir gerne zurückdenken, war jene mit einem türkischen Gast, der ausschliesslich Türkisch sprach. Dank Google Translate konnten wir uns problemlos verständigen und ihm auch bei seinen speziellen Essenswünschen entgegenkommen.»
«Es macht mich stolz, Menschen aus aller Welt durch die Schweiz zu begleiten» – Sabrina Fanelli (33), Zugbegleiterin Glacier Express
«Da ich direkt am Bahnhof in Zermatt VS wohne, sah ich den Glacier Express schon während meiner Tätigkeit als Hotel-Rezeptionistin immer wieder ein- und ausfahren – der Zug hat mich einfach schon immer fasziniert. Seit fünf Jahren begleite ich nun Fahrgäste aus der Schweiz und dem Ausland auf ihrer Reise mit dem Glacier Express durch die Kantone Wallis, Uri und Graubünden. Mein grosses Plus für den Job ist, dass ich sechs Sprachen beherrsche. Die Abwechslung zwischen den Regionen und die Vielfalt der Kulturen machen diesen Job für mich zum Traumberuf. Es macht mich stolz, Menschen aus aller Welt durch die Schweiz zu begleiten und ihr Staunen über unsere Landschaft zu erleben. Viele Touristen sind überrascht, dass bei uns Tiere frei durch die Landschaft ziehen. Ein schönes Erlebnis war, als ich bei der Ticketkontrolle bei einem thailändischen Pärchen feststellte, dass die Frau Geburtstag hatte – und dass das Paar einen Teil der Flitterwochen im Glacier Express verbrachte. Gemeinsam mit dem Oberkellner organisierte ich ein kleines Geschenk: Da das Paar gerne fotografierte, führte ich sie zu einem kleinen Panoramafenster, das man öffnen konnte – so konnten sie Bilder ohne Spiegelung machen. Das stimmte sie so froh, dass sie mich umarmten.»
«Sprachliche Hürden gibt es kaum» – Manuela Zanini (55), stv. Teamleiterin Verkauf Arosa Bergbahnen
«Seit November 2023 arbeite ich bei den Arosa Bergbahnen – und liebe es. Ich mag Menschen und möchte unseren Gästen das Gefühl von Ferien vermitteln. Die meisten Bergbahngäste kommen aus der Schweiz, aber auch mit Touristinnen und Touristen aus Deutschland, England oder Italien kommen wir immer wieder in Kontakt. Besonders britische Touristen sind von unserem Land begeistert. Sprachliche Hürden gibt es kaum, denn die meisten Gäste sprechen Deutsch, Englisch oder Italienisch. Im Sommer erhalten alle Übernachtungsgäste die ArosaCard, mit der sie nebst anderen Vergünstigungen kostenlos sämtliche Bergbahnen wie die Weisshorn- oder die Hörnlibahn benutzen dürfen. Arosa ist im Sommer nicht nur für Wanderungen, sondern auch bei Bikern sehr beliebt. Unsere Gäste erwarten, dass alles reibungslos funktioniert. Bei starkem Wind sind die Bahnen manchmal nur eingeschränkt in Betrieb – dafür fehlt oft das Verständnis, obwohl es um die Sicherheit der Gäste geht. Es kommt vor, dass manche ihren Frust bei uns Mitarbeitenden an der Kasse abladen – das darf man aber nicht persönlich nehmen. Und auch positives Feedback erreicht uns immer wieder: Letzten Winter hat uns ein Pärchen sogar einen Kuchen vorbeigebracht.»
«Gerade im Sommer wirds international» – Vladislav Weiss (29), Manager Front of House und Revenue Grandhotel Giessbach
«Seit sechs Monaten leite ich die Rezeption des Grandhotel Giessbach, seit kurzem bin ich auch für die Preisstrategien zuständig. Ich motiviere mein Team und sorge dafür, dass alles reibungslos läuft: Bei Beschwerden bin ich die erste Ansprech- und für unsere Stammgäste die Empfangsperson. Die meisten Gäste kommen aus der Schweiz, doch gerade im Sommer wirds international. Für viele ist die Schweiz ein Sehnsuchtsort. Manche Gäste, die zum ersten Mal über den Brienzersee blicken, sagen, es sei wie im Märchen. Und wir als Team dürfen diesen Traum täglich lebendig machen. Jeder Gast bringt andere Erwartungen mit – manche suchen Ruhe, andere Abenteuer. Einige möchten formell bedient werden, andere lieber locker. Die Kunst an der Front ist es, all diese Wünsche zu erkennen, bevor sie ausgesprochen werden. Es sind die leisen, oft unscheinbaren Momente, die die Arbeit bezahlt machen: ein Lächeln am Morgen, ein kurzer Blick voller Dankbarkeit oder ein Gast, der beim Auschecken sagt, er nehme mehr mit als Erinnerungen – vielleicht ein Stück Ruhe oder ein neues Lebensgefühl. Für mich ist das der wahre Lohn der Gastfreundschaft: Wenn man spürt, dass man jemandem durch echte Aufmerksamkeit etwas Gutes getan hat.»
- 42,8 Millionen Hotelübernachtungen (– darunter auch Geschäftsreisen –) verzeichnete die Schweizer Hotellerie letztes Jahr. Das sind 2,6 Prozent mehr als noch 2023.
- Zuletzt 1972 waren die ausländischen Übernachtungen fast so hoch wie 2024: Damals waren es 21,7 Millionen, letztes Jahr sogar 22 Millionen.
- Im Schnitt übernachteten Hotelgäste im Jahr 2024 zwei Nächte in einem Schweizer Hotel.
- In den letzten 20 Jahren nahm die Zahl der Hotels in der Schweiz um knapp ein Fünftel ab – von rund 5’000 auf knapp 4’000. Die Anzahl Hotelzimmer nahm in dieser Zeit jedoch leicht zu.
- Die Stadt Luzern zählte im vergangenen Jahr rund 1,43 Millionen Hotelübernachtungen – das ist etwa 17 Mal so viel wie ihre Einwohnerzahl von 85'000.
- Pro Einwohner verzeichnete Zermatt VS letztes Jahr 280 Hotelübernachtungen.
Nationen-Ranking
Wer 2024 in der Schweiz logierte
Schweiz: 48,5 Prozent
Deutschland: 17,3 Prozent
USA: 15,9 Prozent
Frankreich: 6,8 Prozent
Spanien: 4,1 Prozent
China: 2,7 Prozent
Andere Nationen: 4,7 Prozent
- 42,8 Millionen Hotelübernachtungen (– darunter auch Geschäftsreisen –) verzeichnete die Schweizer Hotellerie letztes Jahr. Das sind 2,6 Prozent mehr als noch 2023.
- Zuletzt 1972 waren die ausländischen Übernachtungen fast so hoch wie 2024: Damals waren es 21,7 Millionen, letztes Jahr sogar 22 Millionen.
- Im Schnitt übernachteten Hotelgäste im Jahr 2024 zwei Nächte in einem Schweizer Hotel.
- In den letzten 20 Jahren nahm die Zahl der Hotels in der Schweiz um knapp ein Fünftel ab – von rund 5’000 auf knapp 4’000. Die Anzahl Hotelzimmer nahm in dieser Zeit jedoch leicht zu.
- Die Stadt Luzern zählte im vergangenen Jahr rund 1,43 Millionen Hotelübernachtungen – das ist etwa 17 Mal so viel wie ihre Einwohnerzahl von 85'000.
- Pro Einwohner verzeichnete Zermatt VS letztes Jahr 280 Hotelübernachtungen.
Nationen-Ranking
Wer 2024 in der Schweiz logierte
Schweiz: 48,5 Prozent
Deutschland: 17,3 Prozent
USA: 15,9 Prozent
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China: 2,7 Prozent
Andere Nationen: 4,7 Prozent