Was bedeuten die Träume der BLICK-Leser?
«Ich musste einen Mord vertuschen»

Wir wollten von den BLICK-Leserinnen und -Lesern wissen, von welchen Träumen sie nachts heimgesucht werden. Nun erklärt uns eine Expertin, was diese bedeuten könnten.
Publiziert: 21.01.2021 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2021 um 17:42 Uhr
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Foto: Blick
Community-Team

Eigentlich träumen wir jede Nacht – nur können wir uns häufig nicht daran erinnern. Sobald wir schlafen, übernimmt unser Unterbewusstsein und zeigt uns Bilder, die manchmal schön, ab und zu aber auch ganz schön erschreckend sein können.

Wir haben unsere Community gebeten, uns von ihren Träumen zu erzählen. Leserinnen und Leser schilderten uns daraufhin teilweise erschreckende Geschichten – von vertuschten Morden, Hexen und Flugzeugabstürzen. Es sind aber auch schöne Träume dabei. So berichten etwa einige davon, im Schlaf fliegen zu können.

Nun beschäftigt uns alle natürlich die Frage, was all das überhaupt bedeuten könnte. Wir haben deshalb mit Susanne Toepfer, Lehranalytikerin und Psychotherapeutin, darüber gesprochen. Im Interview erzählt sie uns, warum es schwierig ist, die eigenen Träume korrekt zu interpretieren und was die gängigsten Motive aussagen könnten.

BLICK: Susanne Toepfer, vielleicht zuerst ganz allgemein: Was sind Träume?
Susanne Toepfer:
Da gibt es natürlich verschiedene Ansätze. In der psychoanalytischen Theorie basieren Träume auf dem Unbewussten. Nachts sind wir sozusagen Regisseure und stellen unbewusst unseren eigenen Film zusammen. Das Material dazu basiert auf Wünschen und Ängsten, aber auch auf sogenannten Tagesresten. Beispielsweise treffe ich jemanden am Tag zuvor, der dann in meinem Traum auftaucht.

Welche Rolle spielen Träume in der Psychoanalyse?
Eine grosse! Bei Freud sind sie der «Königsweg zum Unbewussten». Ich bespreche häufig Träume mit meinen Patienten. Dabei entstehen Assoziationsketten, die uns bei der Aufschlüsselung helfen.

Heisst das, ich kann auch meine eigenen Träume analysieren?
Eine oberflächliche Deutung ist nicht allzu schwierig. Dann beschränkt man sich aber meistens auf den sogenannten manifesten Trauminhalt. Richtig spannend wird es erst, wenn man in die Tiefe geht und versucht, die latenten Inhalte zu entschlüsseln.

Was ist denn der Unterschied zwischen manifest und latent?
Als Beispiel: Man träumt von einem Lehrer. Das ist ein eindeutiges Bild, also manifest. Unbewusst könnte damit aber auch gar nicht der Lehrer gemeint sein, sondern der Chef oder der Vater. Oder es geht latent gar nicht um eine Person, sondern eher um ein Gefühl in Bezug auf einen Persönlichkeitsanteil oder einen ungelösten inneren Konflikt. Die latenten Trauminhalte stellen also den «verborgenen» Sinn des Traums dar.

Die konkreten Bilder, die wir im Traum sehen, sind also gar nicht so entscheidend für ihre Bedeutung?
Sagen wir so: Die Motive sind ersetzbar. Wenn man das alles eins zu eins überträgt, ist das zu einfach und kommt selten gut.

Gibt es klassische Motive, die Ihnen immer wieder begegnen?
Am Anfang der Pandemie berichteten viele Leute, dass sie intensiver träumen. Darin kam dann zum Beispiel oft das Bild des Erstickens vor. Das könnte eine Form der Verarbeitung sein. Man weiss nicht, was auf einen zukommt und sucht eine Lösung für die unausweichliche Situation.

Wo hat denn die Traumforschung ihre Grenzen?
Ich glaube, es ist falsch, wenn die einzelnen Bilder oder Symbole zu sehr verallgemeinert werden. Der Traum von einer Schlange muss nicht immer ein sexuell bedeutender Traum oder ein Angsttraum sein, sondern kann vieles bedeuten. Träume sind so individuell wie wir Menschen.

Schauen wir uns ein paar beispielhafte Träume der BLICK-Leser an. Mehrere berichten etwa, dass sie im Traum fliegen können.
Das ist ein Klassiker. Meiner Erfahrung nach handelt es sich dabei oft um ängstliche Leute, die sich im Alltag nicht trauen, über eigene Grenzen zu gehen, um Neues zu erfahren. Wir Menschen können im reellen Leben nicht fliegen, aber im Traum können wir diese Begrenzung überwinden.

Einige Leser berichten auch, dass sie ihre Träume steuern können.
Das behaupten viele. Ich bin da immer etwas skeptisch. Klar, es gibt luzide Träume – das heisst, dass man sich bewusst wird, dass man gerade träumt – und das kann man nutzen. Am Ende basiert der Trauminhalt aber auf dem Unbewussten, und dieses lässt sich nicht steuern. Unser Bewusstsein ist beim Träumen ausgeschaltet. Es ist also höchstens die Illusion von Kontrolle.

Ein Leser schreibt, er träume nach Jahren noch häufig von seiner Ex-Partnerin, obwohl er in einer neuen, glücklichen Beziehung ist.
Hier ist die Ex-Freundin eben nur der manifeste Inhalt. Vielleicht ist damit auch die jetzige Partnerin gemeint oder seine Ängste. Es könnte zum Beispiel sein, dass er sich nicht zutraut, diese neue Beziehung glücklich zu führen.

Eine andere Leserin träumte von einem Flugzeugabsturz und erzählt, dass am nächsten Tag tatsächlich eine Maschine verunglückt ist. Naiv gefragt: Können Träume die Zukunft vorhersagen?
Das glauben manche Menschen. Für mich stimmt das aber definitiv nicht. Wenn man auf diese Weise kausale Zusammenhänge zwischen Träumen und realen Ereignissen herstellt, landet man schnell beim Aberglauben. (nei)

Die spannendsten Träume der BLICK-Leserinnen und -Leser findest du oben in der Galerie.

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