Die Faktenlage ist erdrückend. Wie eine dunkle Wolke schwebt sie über dem Traum vom Lebensglück: Für 19 von 20 Schweizern steht eine «glückliche Beziehung» ganz weit oben auf der Liste der persönlichen Lebensziele – nur für die Hälfte geht dieser Wunsch auch langfristig in Erfüllung.
Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen haben versucht herauszufinden, was so viele Paare auseinanderbringt – und was andere zusammenhält.
Hier sind die 10 Gründe der Trennung
1. Kinder
Obwohl kleine Kinder für Paare oft zu einer grossen Belastungsprobe werden, senken sie das Risiko einer Trennung etwa um die Hälfte. Zu diesem Ergebnis kamen Nadja Milewski vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels und ihr Kollege Hill Kulu von der Universität Liverpool. Die beiden Professoren haben für ihre Studie 5648 Eheschliessungen zwischen 1980 und 2009 untersucht.
2. Religion
Des Weiteren haben Milewski und Kulu herausgefunden, dass das Trennungsrisiko steigt, wenn die Partner unterschiedlichen Religionen angehören. Das Scheidungsrisiko bei unterschiedlicher Religionszugehörigkeit sei um ganze 60 Prozent höher als bei Partnern mit gleichem Glaubensbekenntnis.
3. Nationalität
Schädlich für eine Beziehung sind auch verschiedene Herkunftsländer. So sind etwa binationale Ehen in Deutschland scheidungsanfälliger, allen voran wenn Deutsche und Türken heiraten. Hingegen sind Partnerschaften zwischen Deutschen oder Migranten aus demselben Land, die in Deutschland geheiratet haben, stabiler.
4. Alter
Ein Patentrezept gibt es auch hier nicht, dennoch scheint es von Vorteil zu sein, wenn der Altersunterschied zwischen den Partnern nicht allzu gross ist. Statistisch gesehen halten Beziehungen zwischen Gleichaltrigen am besten. Am meisten gefährdet ist das gemeinsame Glück hingegen, wenn der Mann deutlich älter ist als die Frau.
5. Rollenbilder
Ehen mit klassischer Rollenverteilung halten länger. Das traditionelle Ernährermodell mit fester Rollenverteilung sei vielerorts auch heute noch so tief verwurzelt, dass es eine stabilisierende Wirkung auf die Partnerschaft hat, erklärt der deutsche Soziologe Christian Schmitt. Hat Frau hingegen Erfolg im Beruf, erhöht sich das Trennungsrisiko – «weil es ihr viel leichter fällt, im Krisenfall finanziell auf eigenen Beinen zu stehen», meint der Soziologe. So gehen heute denn auch rund 70 Prozent der Trennungen und Scheidungen von Frauen aus.
6. Konfliktfähigkeit
Streit gibt es auch in der besten Beziehung. Wichtig für die Stabilität einer Partnerschaft ist, wie die Partner mit Konflikten umgehen. Mangelnde emotionale Stabilität gilt als Risiko schlechthin für eine Langzeitbeziehung. Wer labil, ängstlich und unzufrieden mit sich und der Welt ist, hat Probleme beim Durchhalten einer Beziehung. Solche Menschen neigen zu verzerrten Interpretationen, legen mehrdeutiges Verhalten eher negativ aus, sagt Franz J. Neyer, Persönlichkeitspsychologe an der Universität Jena. Haben sie beispielsweise länger keine Liebesbekundung gehört, deuten sie dies als Ablehnung, während emotional stabilere Menschen in der Regel leichter damit umgehen.
7. Sex
Dass das sexuelle Interesse am Partner im Laufe der Zeit abnimmt, sei ganz normal und sage wenig über die Qualität und Stabilität einer Partnerschaft aus, sagt Lars Penke, Professor für Biologische Persönlichkeitspsychologie. Schuld seien biochemische Prozesse im Gehirn: «Wenn sich die Partner einander sicher sind, wird kaum noch Dopamin ausgeschüttet. Das Hormon wirkt bei frisch Verliebten wie eine Droge und versetzt sie in einen Flow-Zustand, der das sexuelle Verlangen schürt.» Aber: Wie ein deutsch-britisches Forscherteam herausgefunden hat, ist die Zufriedenheit oftmals selbst bei abnehmender Häufigkeit der Sexualkontakte noch nach vielen Jahren hoch. Für Langzeitpaare seien Zärtlichkeiten wie Kuscheln, Händchenhalten oder der Gutenachtkuss ohnehin wichtiger als Sex.
8. Bildung
Die meisten Paare in der Schweiz haben ein ähnliches Bildungsniveau. Doch mehrere Studien kamen zum Schluss: Gleiche Bildung macht nicht glücklicher. Am stabilsten sind Partnerschaften, in denen der Mann gebildeter ist als die Frau. Am meisten gefährdet sind hingegen diejenigen Beziehungen, in denen der Mann weniger gebildet ist als seine Partnerin.
9. Einstellung
Bei der Wahl des Partners ist es vorteilhaft, jemanden zu finden, der einem ähnlich ist. Langjährige Paare verbindet oft viel: Sie haben ähnliche Einstellungen, hören die gleiche Musik, haben die gleichen kulturellen Präferenzen und favorisieren die gleichen Reiseziele. «Gleich und gleich gesellt sich nicht nur gern, sondern bleibt auch eher zusammen als gegensätzliche Charaktere», sagt der Psychologe Franz J. Neyer.
10. Selbstwertgefühl
Ausserdem gilt: Jemand, der sich einen ähnlichen Partner sucht, ist mit sich zufrieden, was von einem gesunden Selbstwertgefühl zeugt. Und wer mit sich selbst im Einklang ist, ist auch mit seinem Partner insgesamt glücklicher, was wiederum einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl beider hat. Denn wie Neyer und sein Team in einer aktuellen Studie nachgewiesen haben, ist die Qualität einer Beziehung eng an das Selbstwertgefühl der Partner geknüpft. Das bedeutet aber auch: Bei wenig Bestätigung kann sich der Selbstwert eines Partners auch schnell wieder verringern. (Quelle: bild der wissenschaft)