So entsteht ein Déjà-vu

ZÜRICH – Das habe ich doch schon mal erlebt! Das habe ich doch schon mal erlebt! Ein Déjà-vu entsteht in den merkwürdigsten Momenten. Jetzt haben Forscher neue Theorien über das Phänomen.
Publiziert: 27.03.2009 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 21:10 Uhr
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Fast jeder hatte schon einmal ein Déjà-vu. Es entsteht bei Gesichtern, bei Gerüchen oder Situationen – man hat das Gefühl, etwas schon mal erlebt zu haben. Für die Forschung ein schwieriges Feld. Wie soll man ein Phänomen erforschen, das subjektiv wahrgenommen wird?

Die Wissenschaft versucht das Phänomen zu entschlüsseln und gibt verschiedene Theorien ab. Eine Erklärung könnte sein, dass Sinnesreize, die über die Augen aufgenommen werden, nicht gleichzeitig im Gehirn eintreffen. Daher hätten die Personen den Eindruck, das Gleiche noch einmal zu erleben. Dagegen spricht, dass sich die Informationen der beiden Augen sehr früh im Sehprozess vermischen – lange bevor eine Szene wahrgenommen wird. Hinzu kommt: Auch blinde Menschen haben Déjà-vus.

Jetzt hatte die Psychologin Anne Cleary der Colorado State University eine neue Theorie, berichtet das Wissenschaftsmagazin «New Scientist»: Ein Déjà-vu fühlt sich so an, als würden Menschen vergangene Erlebnisse noch einmal durchleben, weil es auf eine ganz bestimmte Art wirklich so ist.

1. Theorie: Nicht inhaltliche Erinnerung

Sie untersuchte das Phänomen, dass uns «etwas auf der Zunge liegt» oder wir ein Gesicht erkennen, es aber nicht zuordnen können und suchte nach Parallelen zum Déjà-vu. Sie kommt zum Schluss, dass es «sich um einen Erinnerungsprozess handeln könnte». «Einige Dinge in einer neuen Situation könnten bereits aus einer vorherigen Situation bekannt sein.»

So einfach ist die Erklärung allerdings nicht: Denn ein Déjà-vu ist ja nicht nur ein vertrautes Gefühl, sondern es fühlt sich auch falsch an. Eine Möglichkeit wäre, dass ein Déjà-vu auf der Erinnerung an eine Struktur beruht. In einem Versuch zeigten die Wissenschaftler Probanden verschiedene Bilder. Etwa von einer Bar, Landschaften oder Räumen eines Hauses. Dann sahen die Versuchspersonen Bilder, von denen die Hälfte vollständig neu war. Die anderen Bilder ähnelten den vorangegangenen zwar in der Gestaltung, doch nicht im Inhalt. Die Teilnehmer berichteten über ein vertrautes, aber auch mulmiges Gefühl.

2. Theorie: Vertraut, aber vergessen

Chris Moulin von der Universität Leeds ist nicht überzeugt von der Theorie. Er vermutet, dass ein Déjà-vu die Folge der Trennung von Vertrautheit und Erinnerung ist. Sein Versuch mit Hypnose: Eine Gruppe musste ein Puzzle lösen. Während sie in Hypnose waren, befahlen die Forscher ihnen, sich nicht mehr daran zu erinnern. Einer anderen Gruppe suggerierten die Forscher, dass ihnen das Puzzle bekannt vorkommen wird, obwohl sie es noch nie gesehen hatten. In beiden Fällen war also die Erinnerung nicht mehr vorhanden. Alle Versuchsteilnehmer berichteten über eine seltsame Vertrautheit, die sie mit einem Déjà-vu verglichen.

3. Theorie: Ablenkung

Der Psychologe Alan Brown machte mit seinen Versuchspersonen noch einmal andere Experimente: Er konnte das Déjà-vu auslösen, indem er die Personen ablenkte, nachdem sie einen kurzen Blick auf eine Szene erhascht hatten und dann einige Minuten später länger hinschauten. Er kommt zum versöhnlichen Schluss: «Genau wie man durch verschiedene Ursachen Magenschmerzen bekommen kann, gibt es auch unterschiedliche Ursachen für ein Déjà-vu.» (num)

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