Gähnen ist ein Reflex auf einen ganz bestimmten Reiz. Woraus dieser Reiz besteht, weiss man nicht genau; lange Zeit ging man davon aus, dass es sich um einen Reflex auf akuten Sauerstoffmangel im Blut handle, der sich zum Beispiel mit Müdigkeit bemerkbar mache.
Es stimmt tatsächlich, dass durch das tiefe Einatmen mehr Sauerstoff ins Blut gelangt, allerdings haben amerikanische Forschende unlängst herausgefunden, dass auch trotz einer sehr guten Sauerstoffsättigung des Bluts gegähnt wird. Im Rahmen der Studie fanden die Forschenden auch heraus, dass bei jenen Teilnehmenden, die ein Luftgemisch mit erhöhter Kohlendioxidkonzentration atmeten, die Atemfrequenz zwar stieg, nicht aber die Frequenz des Gähn-Reflexes.
Was passiert beim Gähnen?
Beim Gähnen kommt es zu einer Streckung und Entspannung der Kiefermuskulatur. Zudem erhöht sich die Herzfrequenz; das Hirn wird mit mehr Sauerstoff versorgt. Bei machen Tierarten hat Gähnen eine soziale Funktion: Es übt eine Signalwirkung auf andere aus und steuert das Verhalten einer Gruppe. Gähnt einer, dann heisst das für alle: Schlafen gehen.
Forschende vermuten, dass Gähnen aus diesem Grund auch manchmal ansteckend ist. Bei Menschen steckt Gähnen an, wenn sie darüber lesen, davon hören oder den Reflex sehen. Einer Studie zufolge lässt sich jeder zweite Mensch von Gähnen anstecken. Bei einigen setzt der Reflex sofort ein, bei anderen kann das einige Minuten dauern.
Gähnen ist ein Indikator für Empathie
Die Beobachtungen führen Forschende zur Vermutung, dass Gähnen auch eine zwischenmenschliche Funktion zukommt: Sich vom Gähnen anstecken lassende Menschen seien demnach verständnisvoll und mitfühlend. Steven Platek von der Drexel University in Philadelphia konnte im Rahmen einer Studie anhand von Videoaufnahmen gähnender Menschen einen Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsstruktur eines Menschen und seiner Anfälligkeit, sich durch Gähnen anstecken zu lassen, nachweisen.
Die Studie erschien 2005 im Fachjournal «Cognitive Brain Research». (gup)