In Viviane Hurnis Zahnarztpraxis läuft «alles ein bisschen anders». Denn die Fribourger Zahnärztin hat bei der Schweizerischen Ärztegesellschaft für Hypnose (SMSH) eine Weiterbildung in medizinischer Hypnose absolviert. Das ist eine wissenschaftlich belegte Therapiemethode, bei der Patienten in Trancezustände unterschiedlicher Tiefe gelangen. In solchen Trancen lassen sich Wahrnehmungen wie Angst oder Schmerzen verändern – Gefühle, die viele Menschen mit Zahnarztbesuchen verbinden. So leidet dabei laut Umfragen etwa jeder vierte Erwachsene unter Angst und psychischem Stress. Um damit klarzukommen, eignet sich Hypnose besonders gut, wie eine Übersichtsstudie der Universitätsklinik Jena kürzlich zeigte.
Entspannungsübungen helfen
Für ihr Urteil werteten die Wissenschaftler 29 Studien mit insgesamt 3000 Teilnehmenden aus und verglichen verschiedene Massnahmen wie Entspannungsübungen oder ausführliche Information vor und während der Behandlung. Davon erwies sich Hypnose als wirksamste Methode, um den Zahnarztbesuch angstfrei zu gestalten.
Allerdings seien direkte Hypnosen, bei denen die Patienten in tiefe Trancezustände geführt werden, in der Zahnmedizin eher selten, sagt Zahnärztin Ruth Besimo von der SMSH. «Diese sind auch kaum nötig, sofern die Kommunikation im gesamten zahnärztlichen Team stimmt.» Sie spricht von der sogenannten hypnotischen Kommunikation: Das gezielte Einsetzen hypnotischer Elemente, ohne den Patienten in eine tiefe Trance zu versetzen, jedoch in einen Zustand der Zustimmung, so dass er sich auf die Behandlung in der Praxis einlässt. Zum Beispiel seien Aussagen wie «Sie müssen keine Angst haben, es wird nicht weh tun» völlig kontraproduktiv: Denn Menschen, die unter Stress stehen, hören in dieser Situation nur «Angst» und «weh tun», erklärt Besimo. Viel besser ist aus hypnotischer Sicht die Formulierung: «Sie können ganz beruhigt sein, wir schauen, dass es ihnen gut geht.»