Unzählig ist die Zahl der Studien, in denen die hormonelle Lage von Frauen während und kurz nach der Entbindung beschrieben wird. Aber wie sieht es eigentlich bei den Männern aus? Professor Dr. Lee Gettler, Anthropologe von der University of Notre Dame in Indiana, USA, untersuchte dafür gemeinsam mit Kollegen den Hormonstatus von knapp 300 Männern in den ersten beiden Tagen nach der Entbindung ihrer Kinder.
Auch die Hormone der Väter verändern sich
Es zeigte sich, dass sich die Hormone der Väter um den Geburtstermin herum stark veränderten. Die Hormone geben auch Auskunft darüber, wie stark die Bindung zwischen Vater und Kind später sein wird und inwieweit sich die Väter mit in die Pflege ihrer Sprösslinge einbringen werden, schreiben die Forscher im Fachmagazin Hormones and Behavior. Im Fokus der Untersuchungen standen die Hormone Cortisol und Testosteron. Cortisol gilt allgemein als Stresshormon, erlaubt Menschen in der Ausnahmesituation Geburt und der ersten Zeit danach aber auch, besonders viel zu leisten. Untersuchte man die Hormonspiegel der Väter, zeigte sich: Männer, die im Kreisssaal dabei waren und das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt auf den Arm nahmen, wiesen deutlich höhere Cortisolwerte auf als Väter im Wartezimmer. Die Männer mit den höheren Hormonspiegeln waren es dann später auch, die sich mehr an der Pflege ihrer Kinder beteiligten. Die Anwesenheit der Väter bei der Geburt sei deswegen von extremer Bedeutung für die spätere Beziehung zwischen Kind und Vater, betont Gettler.
Vaterschaft törnt Testosteron ab
Was Testosteron betrifft, zeigte sich, dass der Hormonwert am Tag der Geburt keinen Einfluss darauf hat, wie sich Väter im Weiteren in der Erziehung ihrer Kinder mit einbringen. Entscheidend war hier der Hormonwert zwei Tage nach der Entbindung. Männer die zu diesem Zeitpunkt eher niedrigere Werte aufwiesen, beteiligten sich später deutlich mehr an der Pflege der Kinder.
Bei frischgebackenen Vätern sinkt der Testosteron-Gehalt im Blut. Kaum war das Kind auf der Welt, sinkt der Gehalt des männlichen Geschlechtshormons ab, und zwar unter die Werte von Singles. Gemäss den Wissenschaftlern will die Natur mit diesem Phänomen dafür sorgen, dass frischgebackene Väter bei der Familie bleiben und mithelfen, den Nachwuchs grosszuziehen, anstatt mit der nächstbesten Frau durchzubrennen. Der Effekt ist jedoch nur von kurzer Dauer: Bereits nach einem Monat steigt der Testosteron-Spiegel wieder an. (aponet)
Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron, das ist wohl das Hormon, das am stärksten mit Vorurteilen belastet ist. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Eigenschaften, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen.
Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron, das ist wohl das Hormon, das am stärksten mit Vorurteilen belastet ist. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Eigenschaften, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen.