Rund jeder Zehnte leidet an chronischem Juckreiz, der durch Haut-, Nieren- oder Lebererkrankungen ausgelöst wird. Gängige Gegenmittel sind Medikamente, die eigentlich für andere Krankheiten entwickelt wurden, etwa Antidepressiva oder Immunsuppressiva. Sie lindern den Juckreiz, aber oft nicht ausreichend und sind teils mit schweren Nebenwirkungen verbunden.
Jetzt hat Professor Hanns Ulrich Zeilhofer mit einem Team von der Universität Zürich einen Ansatz gefunden, der Abhilfe verspricht: Sie entdeckten Nervenzellen im Rückenmark, welche die Juckreizsignale ans Gehirn hemmen können.
Medikament hilft der Anti-Juck-Zelle
Inzwischen testete Zeilhofers Team ein experimentelles Arzneimittel, das ursprünglich als angstlösendes Medikament entwickelt wurde. Es kann an diesen Zellen andocken und auf sie einwirken. Es verstärkt die Aktivität der Juckreizsignal-hemmenden Nervenzellen und soll so die Signalweiterleitung ausbremsen.
Im Tierversuch mit Mäusen und Hunden stellten die Forschenden fest, dass das Arzneimittel nicht nur akuten Juckreiz hemmte, sondern auch bei ekzemartigen Veränderungen der Haut und chronischem Juckreiz half. Unerwünschte Nebenwirkungen seien dabei nicht aufgetreten.
Auch Hunde profitieren
Die Ergebnisse, die im Fachblatt «Nature Communications» erschienen sind, lassen Zeilhofer hoffen, dass das Arzneimittel gleichermassen beim Menschen wirkt. Aber auch für die Veterinärmedizin seien die Erkenntnisse wertvoll: «Haushunde leiden wie Menschen häufig an chronischem Juckreiz. Auch sie können also von einer neuen Therapie profitieren.»