Hochsaison für «Leisure Sickness»
Warum werden wir immer in den Ferien krank?

«Gute Besserung» statt «Schöne Ferien»! Viele liegen bereits am ersten Ferientag flach – schuld ist meistens der Stress.
Publiziert: 19.07.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2023 um 15:54 Uhr
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Fast jeder von uns kennt das: Man freut sich auf die Ferien und schon ein paar Tage nach Beginn liegt man krank im Bett.
Foto: Getty Images

Endlich! Schon seit Wochen freut man sich auf die Sommerferien und die Büro-Auszeit am Strand. Doch kaum ist man angekommen, muss die Sonnencreme gegen Pulmex-Salbe und das Bade- gegen ein Arsenal Nastüechli getauscht werden.

Warum werden wir immer ausgerechnet im Urlaub krank? Das Phänomen ist so verbreitet, dass es vom holländischen Psychologen vor einigen Jahren als «Leisure-Sickness», zu Deutsch «Freizeit-Krankheit», genannt wurde.

Viren warten, bis der Körper Zeit für sie hat

Schuld daran ist der Stress. Während der Arbeit viel zu gross fällt er in der Freizeit plötzlich weg – dieser abrupte Wechsel kann krank machen. Arbeitet man im Büro auf Hochtouren, macht das auch das Immunsystem. Die Stresshormone Cortisol und Adrenalin unterdrücken eine Immunantwort. Bakterien oder Viren müssen darauf warten, bis der Körper überhaupt Zeit hat, sich mit ihnen zu beschäftigen. Dieser Abwehrkampf macht sich dann zum Beispiel mit Niesen, Husten und Schniefen bemerkbar.

Vor allem Perfektionisten leiden unter der Ferien-Krankheit. Sie fühlen sich für alles verantwortlich, haben hohe Ansprüche an sich selbst und können deswegen nur schlecht oder gar nicht abschalten. Ruhe und Entspannung könnten mit Schuldgefühlen verbunden sein, was sie daran hindern mag, ihre freien Tage so richtig zu geniessen.

Um dem entgegenzuwirken, muss man gemäss dem britischen Stress-Management-Coach Neil Shah mit seinen Bürogspänli richtig «brutal» sein. «Sie müssen delegieren – und realisieren, dass viele Aufgaben wirklich bis nach ihrer Pause warten können.»

Zudem sollten die letzten Tage vor der Abreise nicht noch mit zusätzlichem Stress vollgepackt werden. Ablaufdaten der Pässe kontrollieren, Impfungen nachholen oder sich um einen Hundesitter kümmern sind alles Dinge, die mit genügend Vorlaufzeit auch in Ruhe erledigt werden können.

So krank werden wir im Flugi

Doch auch wer diese Tipps gewissenhaft befolgt, kann die Reiseapotheke nicht mit gutem Gewissen zu Hause lassen. Besonders nicht, wer mit dem Flugzeug verreist. An Bord ist es nämlich praktisch unmöglich, nicht mit Keimen in Kontakt zu kommen. Ist auch nur ein Passagier erkältet, sorgt das Belüftungssystem dafür, dass alle Mitreisenden etwas von den Erregern haben.

Die gute Nachricht: Wird man während der Ferien krank und der Doktor bescheinigt die «Ferienunfähigkeit», also die Unfähigkeit, sich zu erholen, mit einem Arztzeugnis, können die Tage nachbezogen werden.

So kann man Krankheit in den Ferien verhindern

Wenn man in den Ferien krank im Bett liegt, ist es bereits zu spät. Man muss sich früh genug um Stressreduktion kümmern. Der Körper teilt mit, wenn es ihm nicht gut geht. Im Stress übersieht man die Anzeichen aber oft. «Man sollte sich immer wieder die Zeit nehmen, um genau auf seinen Körper zu hören», erklärt Marisa Hübner (36), Ärztin für Innere Medizin und leitende Ärztin bei Jivita, ein Therapiezentrum in der Privatklinik Bethanien.

Auch gute Ernährung hilft, einer Krankheit in den Ferien vorzubeugen. Vor allem Ingwer, Kurkuma und andere Kräuter wirken entspannend. Auch ein Spaziergang in der Natur könne eine grosse Auswirkung haben, so Hübner: «Es ist nachgewiesen, dass grüne Farben froh machen und der Waldgeruch wegen des Terpinen-Öl beruhigt, ähnlich wie bei Cannabis.»

Jeder hat seine eigenen Entlastungsstrategien. Manche lesen ein Buch, machen Sport, Yoga oder meditieren. Wichtig dabei ist laut Hübner, dass man diese Dinge regelmässig macht. Der Körper liebt Routine.

Das Leasure Sickness Syndrom an sich ist nicht gefährlich. Doch chronischer Stress ist ein Risikofaktor für ernstere Erkrankungen. Sind wir dauerhaft gestresst und schaffen es nicht mehr in die Entspannung zu kommen, kann das zu einem Burnout führen. «Es ist ein Warnzeichen des Körpers, dass man es mal etwas ruhiger angehen sollte.» (lex)

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