Kleinkinder verwechseln Putzmittel mit buntem Sirup
Die Gefahr lauert im Putzschrank

In jedem vierten Notfall-Anruf auf der Tox-Info-Nummer 145 geht es um Kleinkinder, die Putzmittel oder Medikamente geschluckt haben. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat darum ein Kinderbuch in Auftrag gegeben, das Eltern und Kinder auf die Vergiftungsgefahren im Haushalt aufmerksam macht.
Publiziert: 31.05.2018 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:55 Uhr
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Wohlriechende, farbige Putzmittel wecken das Interesse von Kindern.
Foto: Shutterstock
Larissa Jurczek

Über 40’000 Anrufe gingen 2017 bei der Vergiftungs-Helpline «Tox Info Suisse» auf der Nummer 145 ein. Das ist ein Viertel mehr als noch vor zehn Jahren. «Die Leute sind vorsichtiger geworden und fragen lieber einmal zu viel nach, bevor sie eine Beere oder einen Pilz im Wald essen», erklärt Tox-Oberärztin Colette Degrandi die Zunahme.«Es geht also nicht bei jedem Anruf um einen akuten Vergiftungsfall.»

Beunruhigend ist aber: Mehr als die Hälfte der Notfallanfrufe betrafen Kinder unter 16 Jahren, besonders häufig sogar Vorschulkinder. Die Gefahr lauert im Bad und in der Küche. «Medikamente und Haushaltsprodukte wie Putz- und Waschmittel gehören zu den häufigsten Vergiftungsursachen bei Kindern», so Degrandi. Sie stehen für mehr als einen Viertel der Notfall-Anrufe, 6000 Meldungen betrafen Putz- und Waschmittel, über 5000 Medikamente. Mit giftigen Pflanzen gab es nur rund 2100 Fälle.

«Ökologisch» ist nicht gleich ungefährlich

Immer wieder halten kleine Kinder den süsslichen Weichspüler für einen leckeren Sirup, den fruchtigen Abwaschtab für einen Keks. «Die immer bunteren und besser riechenden Putzmittel faszinieren kleine Kinder und wecken ihre Neugierde», erklärt Heribert Bürgy, Leiter Sektion Marktkontrolle und Beratung vom Bundesamt für Gesundheit (BAG). 

Mitschuldig seien oft die Eltern, weil sie Produktanpreisungen wie «ökologisch», «Naturstoffe» oder «natürlichen Ursprungs» falsch deuten. «Sie denken, das Putz- oder Waschmittel sei darum ungefährlich und lassen es in der Reichweite der Kinder», erklärt Bürgy und mokiert sich: «Ein Schlangenbiss ist ebenfalls natürlich und ökologisch, aber alles andere als harmlos.»

Wie vergiften sich die Schweizer?

An den meisten Vergiftungen in der Schweiz sind Medikamente schuld. Das Zentrum Tox Info Suisse weist in seinem Jahresbericht auch auf einige überraschende Fälle hin.

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Kein Scherz! Falsch zubereitet kann sogar Babybrei gefährlich sein.
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AP

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Putzmittelschäden können bei Kindern irreversibel sein

Verätzungen der Augen mit einem Abflussreiniger oder der Speiseröhre mit Waschmitteltabs können bei Kindern irreversibel sein, warnt Bürgy. Damit Eltern die Gefahren besser erkennen und ihren Kindern erklären können, hat das Bundesamt ein Kinderbuch schreiben lassen: «‹Richtig giftig› soll Eltern und Kinder für die Gefahren im Haushalt sensibilisieren», sagt Autor Lorenz Pauli (51).

«Richtig giftig» von Kinderbuchautor Lorenz Pauli und Illustratorin Claudia de Weck. Atlantis Verlag. 32 Seiten. Fr. 24.90.

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