Depressionen werden in der Regel mit Psychotherapie und Psychopharmaka behandelt. Entsprechende Medikamente können starke Nebenwirkungen hervorrufen. Dass nun auch Hormone zu Thearpiezwecken in Betracht gezogen werden könnten, dafür sprechen die Ergebnisse einer Studie.
Im Rahmen der Studie haben Forschende der TU Dresden über einen Zeitraum von 18 Jahren 27 zufällige Kontrolluntersuchungen bei insgesamt 1'890 Männern mit Depressionen durchgeführt. «Wir wollten ein für alle Mal klären, ob Testosteron bei der Behandlung von Depressionen in Frage kommen kann», erklärt Co-Studienleiter Andreas Walther.
Symptome gehen um mindestens 50 Prozent zurück
Die Forschenden kamen zum Ergebnis, dass es Männern, die mit Testosteron behandelt wurden, schnell besser ging. So konnten die Symptome der Depression bei den Probanden mit einer Hormonzugabe um 50 Prozent oder mehr reduziert werden. Diese Werte sind vergleichbar mit jenen von Antidepressiva. Bereits bei einer Dosis von 0,5 Gramm pro Woche zeigten sich nach sechs Wochen altersübergreifend erste Erfolge.
Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Vorurteile, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen. Hier weiterlesen.
Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Vorurteile, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen. Hier weiterlesen.
International sorgten die Ergebnisse für Aufsehen: So erklärte z.B. der nicht an der Studie beteiligte Allan Young, Professor am King's College in London, gegenüber «The Guardian», dass die Studie neue Türen für die Forschung öffne und die Grundlage für weitere Untersuchungen zu hormonellen Behandlungen - auch bei Frauen - biete.
Testosteron ist verfügbar
Young sieht darin grosses Potenzial: «Testosteron ist eine derzeit verfügbare Substanz - wenn diese sich also überzeugend als Antidepressivum erweisen würde, könnte viel Zeit eingespart werden, um betroffenen Patientinnen und Patienten zu helfen.» Die Studie erschien in der Fachzeitschrift «JAMA Psychiatry».