Hoher Blutdruck und Schlaganfälle
Viel Salz in der Brause

Salzreiche Kost fördert hohen Blutdruck und Schlaganfälle. Was viele nicht wissen: Natriumchlorid (Kochsalz) versteckt sich oft auch in Brausetabletten.
Publiziert: 24.11.2014 um 15:45 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 12:05 Uhr
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Von Thomas Vogel

Salz macht zwar Essen schmackhaft und ist für das reibungslose Funktionieren unseres Körpers lebenswichtig. Reichlich genossen belastet es aber unsere Gesundheit. Und Salz wird reichlich genossen: Über neun Gramm verspeist der Schweizer täglich im Schnitt. Fast doppelt so viel, wie die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Dosis: fünf Gramm.

Die Folgen sind verheerend: Denn zu viel Salz – hauptsächlich dessen Natriumanteil – gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und diese waren 2012 für ein Drittel aller Todesfälle in der Schweiz verantwortlich. «Salz führt zu einer Zunahme des Blutvolumens und erhöht den Blutdruck», erklärt Professor Dr. Michel Burnier, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Bluthochdruck am Universitätsspital Lausanne und Vorsitzender der Schweizer Arbeitsgruppe «Salz und Gesundheit».

Ein Verzicht zahlt sich für uns aus Forschungsergebnisse aus aller Welt zeigen: Eine Reduktion auf die WHO-empfohlenen fünf Gramm pro Tag senkt bei Erwachsenen die Zahl der Schlaganfälle um rund ein Viertel – und koronare Herzkrankheiten immerhin um ein Fünftel.

Nun zeigt sich, dass die Gefahr nicht nur in Pommes, Burgern, Käse, Brot oder Fertigpizzen lauert, sondern auch in vielen wasserlöslichen Medikamenten. Wer häufig Brausetabletten einnimmt, schluckt damit reichlich verborgenes Natrium – egal, ob als Aspirin, ­Ibuprofen, Paracetamol (Dafalgan), Alka-Seltzer oder als Kalzium- und Vitaminpräparat. Denn im Gegensatz zu Kapseln oder normalen Tabletten wird löslichen Tabletten und Brausetabletten Natrium zugefügt, damit sich diese überhaupt im Wasser auflösen.

Ausserdem verbessert Natrium die Aufnahme des jeweiligen Wirkstoffs. «Eine lösliche Tablette mit 500 Milligramm Paracetamol ­enthält etwa 430 Milligramm Natrium», sagt Michel Burnier. «Mit der maximalen Tagesdosis von acht ­Tabletten schluckt man also fast 3,5 Gramm Natrium.» Das entspricht über acht Gramm Salz. ­Damit überschreiten Patienten also die empfohlene Tagesdosis Salz massiv – ohne es zu ahnen, ohne den Salzkonsum im ­Essen mit einzuberechnen. «Selbst Ärzte sind in diesem Bereich meist ahnungslos», bestätigt der Experte. Immerhin: «Wer nur hin und wieder ein oder zwei Brausetabletten gegen Kopfweh nimmt und sonst gesund ist, hat damit keine Probleme», beruhigt Burnier.

Dauerhaft geschluckt, erhöhen solche Mittel das Risiko für Bluthochdruck aber um das Siebenfache – und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um immerhin 16 Prozent. Das zeigte unlängst eine im renommierten «British ­Medical Journal» veröffentlichte Langzeitstudie aus England, an der über eine Million Patienten teilgenommen haben.

«Gefährlich sind die Folgen vor allem für ältere Schmerzpatienten», erklärt Hypertonie-Spezialist Burnier. «Etwa 60 Prozent aller älteren Menschen leiden unter ­erhöhtem Blutdruck und fast alle an Arthrose. Entsprechend häufig nehmen sie Brausetabletten gegen Schmerzen ein.»

Der Lausanner Professor fordert deshalb: «Der Natriumgehalt von Arzneimitteln muss in Zukunft genauso klar deklariert werden, wie es in Lebensmitteln oder im Mineralwasser heute schon der Fall ist.» Der Fachman empfiehlt Ärzten, Brausetabletten wenn möglich durch natriumarme Standard­tabletten zu ersetzen.

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