Fit oder Fett
Sport bringt Hormone auf Trab

Hormone bestimmen unser Leben. Doch manchmal muss man das Heft selbst in die Hand nehmen und ein wenig nachhelfen.
Publiziert: 03.10.2014 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2018 um 16:00 Uhr
<p><strong>Einflussreicher Lebenswandel</strong> Frauen beim Training.</p>
Foto: Getty Images
Von Werner Vontobel

Beim Wort Hormon denken die Männer an Testosteron und die Frauen an Östrogen. Diabetiker wissen, dass ihre Probleme mit Insulin zusammenhängen und wenn wir uns ärgern, steigt der Adrenalinspiegel. Ursprünglich dachte man, dass Hormone immer von bestimmten Drüsen hergestellt werden: Testosteron von den Hoden, Östrogen von den Eierstöcken, Insulin von der Bauchspeicheldrüse und Adrenalin von den Nebennieren. Die Schilddrüse und die Hypophyse oder Hirnanhangdrüse sind ebenfalls wichtige Hormonfabriken.

Inzwischen haben die Endokrinologen entdeckt, dass Hormone praktisch von allen Zellen im Körper gebildet werden können. Sie werden über das Blut zu ihren Zielorganen geschickt, wo sie komplexe Wachstumsprozesse steuern, also etwa Knaben zu Männern heranreifen lassen. Im Gegensatz dazu wirken Enzyme nur innerhalb von Zellen. Inzwischen hat man gut 80 Hormone entdeckt und die Definition immer wieder mal den neuen Erkenntnissen angepasst.

Da Hormone jedes System im Körper kontrollieren, stehen auch praktisch alle Krankheiten irgendwie mit einer Über- oder Unterfunktion eines oder mehrerer Hormone im Zusammenhang oder mit einem schlechten Zusammenspiel verschiedener Hormone. Das gilt insbesondere für Asthma, Fettleibigkeit, Migräne, Arthritis, Krebs, Myome, ADHS und chronische Müdigkeit.

Was ist Testosteron?

Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Vorurteile, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen. Hier weiterlesen.

Testosteron Sinnbild: Ein man auf dem wilden Stier.
Wilde Stiere, wilde Männer - das Sinnbild für viel Testosteron.
Mauritius Images

Um kein anderes Hormon ranken sich so viele Mythen wie um Testosteron. Der Zürcher Arzt Christian Sigg über Vorurteile, Tatsachen, muskelbepackte Bodybuilder und Männer, die weinen. Hier weiterlesen.

Medikamente absetzen

Um einen gestörten Hormonhaushalt in Ordnung zu bringen, sollte man erst einmal die Medikamente absetzen, welche die Hormonsynthese stören: Statine stören unter anderem die Bildung von Choles­terinen, aus denen sämtliche Steroidhormone wie Testosteron und Vitamin D gebaut werden. Auch synthetische Östrogene können den Hormonhaushalt schwer stören.

Zweitens kann man seine Hormone mit der richtigen Diät und einem gesunden Lebenswandel in Schuss bringen: Zucker und schnell verdauliche Kohlenhydrate bewirken eine Überproduktion von Insulin. Fette und Omega-3-Fettsäuren sind wichtige Bausteine für viele Hormone. Meditation normalisiert den Cortisolspiegel. Sport und Krafttraining bringen die Wachstumshormone auf Trab. Da aber die Hormone auch die Psyche beeinflussen, ist es oft sehr schwierig, den Teufelskreis allein mit Sport und Diät zu durchbrechen. Dann helfen «naturidentische» Hormone. Der US-amerikanische Arzt Michael E. Pratt hat seine jahrzehntelangen Erfahrungen damit in einem Buch zusammengefasst. Dabei taucht ein Thema immer wieder auf: Zu viel Östrogen, zu wenig Progesteron.

Zu viel Östrogen, zu wenig Progesteron

Typisches Beispiel: Brenda J., 57 Jahre alt, zweifache Mutter, starkes Übergewicht, Kopf- und Gliederschmerzen, chronische Erschöpfung, Sehstörungen, Östrogenersatz-Therapie mit Presomen seit dem 23. Lebensjahr, Gebärmutterentfernung. Diagnose von Dr. Pratt: Viel zu viel Östrogen, zu wenig Progesteron. Therapie: Natur-identisches Progesteron zum Einreiben. Kein Zucker, weniger Kohlenhydrate, Fleisch, Gemüse, Speck und Eier schon zum Frühstück. Begründung: Progesteron ist der Gegenspieler von Östrogen, es regt den Stoffwechsel an, unterstützt die Funktion der Schilddrüse und verhindert eine Überproduktion von Insulin, das Fett in die Zellen einlagert. Diese Wirkung wird durch eine fettreiche Diät unterstützt. Auch (ältere) Männer produzieren oft zu viel Östrogen und fühlen sich nach einer Behandlung mit Progesteron viel besser.

Naturidentische Hormone sind (meist) verschreibungspflichtig und sollten von einem erfahrenen Arzt dosiert und überwacht werden. Vorbeugend und in leichteren Fällen kann man das Progesteron auch mit einer Anti-Östrogen-Diät munter machen. Der Fitness-Guru Ori Hofmekler hat dazu ein gutes Buch geschrieben. Die wichtigsten Punkte: Kohlgemüse, Zwiebeln, Knoblauch, Omega-3-Fette und Milch bzw. Molke von mit Gras gefütterten Kühen sind gut. Soja-Speisen vermeiden.

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