Akupunktur­ und Medita­tion
Wie wirksam ist Energiemedizin wirklich?

Wie wirksam ist Energiemedizin wirklich? Die Antwort hängt davon ab, wie man welche Wirkung testet.
Publiziert: 04.07.2014 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2020 um 16:33 Uhr
«Eine vernünftige Behandlungsoption» Eine Metastudie von 2012 bewertet Akupunktur positiv.
Foto: Getty Images
Von Werner Vontobel

Für die einen ist es sonnenklar: «Wie auch immer man das wissenschaftlich misst», sagt die Zen Shiatsu Praktizierende Meral Blumer, «spüren und sehen, wie sich diese Energie bemerkbar macht, kann man auf alle Fälle. Das kann Ihnen jeder Therapeut, der mit Energie arbeitet, zeigen.» Doch nur wenige Menschen haben die Gabe, feine elektromagnetische Energiefelder zu spüren oder zu sehen. Sie wollen Beweise.

In der biochemischen Medizin werden Krankheiten mit Molekülen bekämpft. Statine etwa stoppen die Synthese von Cholesterin, das Herzkrankheiten verursachen soll. Um ihre Wirksamkeit zu prüfen, schaltet man mit Doppelblindversuchen den Placeboeffekt aus. Dieser wirkt oft stärker als das Molekül. Bei der Energiemedizin hingegen ist – spitz formuliert – der Placeboeffekt die Hauptsache. Sie geht davon aus, dass Krankheiten durch eine Störung von Energiefeldern entstehen.  Durch Massage, Handauflegen, Akupunktur oder elektromagnetische Geräte wird die Störung beseitigt, die Selbstheilung (vulgo: Placebo) setzt ein, die Symptome verschwinden.

Dennoch beharren die Kritiker auf Doppelblindstudien. Bei der Akupunktur geht das wenigstens halbwegs. Setzt der Therapeut die ­Nadeln am falschen Ort, ohne dies dem Patienten zu sagen, gilt das als Einfachblindstudie. Inzwischen gibt es über 3000 Unter­suchungen  zur Wirkung von Akupunktur gegen Schmerzen.

Placebo ist fast so wirksam

Eine Metastudie von 2012 fasst die Ergebnisse von 29 «seriösen» Studien mit 17 922 Patienten zusammen. Grundtenor: Akupunktur mildert den Schmerz signifikant, aber Placebo (Scheinakupunktur am falschen Ort) ist fast so wirksam. Professor David Colquohoun, ein bekennender Akupunktur-Kritiker, schliesst daraus, dass die Wirkung der Akupunktur «für die Patienten kaum messbar» sei. Die Autoren der Studie sehen es anders: «Akupunktur» ist wirksam gegen chronische Schmerzen und eine vernünftige Behandlungsoption.» Sie vermuten auch, dass ihre Studie die Wirksamkeit unterschätzt, weil die «anderen Einflüsse» auch eine Rolle spielen.

Die britische Gesundheits­behörde NHS schloss sich dem an und hat Akupunktur auf die Liste der zugelassenen Therapien gesetzt. Auch in der Schweiz übernimmt die Krankenkasse die Kosten, sofern die Behandlung von einem Arzt vorgenommen wird, der über eine anerkannte Weiterbildung verfügt. Doch Doppelblindversuche sind ohnehin ein Stochern im statistischen Nebel.

Energiemedizin bewirkt etwas

Viel präziser lässt sich ­messen, ob Akupunktur­nadeln, Massage, Medita­tion oder Handauflegen etwa Gehirnströme oder den Zuckerstoffwechsel im Gehirn verändern. Solche Untersuchungen gibt es zuhauf. Sie zeigen klar, dass Energiemedizin etwas bewirkt. Welche Symptome damit verbessert werden und ob der Patient gesund wird, steht auf einem anderen Blatt.

In der Praxis (von Meral Blumer) sieht das so aus:  «Dass sich bei der Therapie Energien verändern, ist für mich klar, dass kann ich bei allen Kunden spüren. Aber der Therapie-Erfolg hängt auch davon ab, ob die Chemie zwischen Sender und Empfänger stimmt. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt.» Hier können elektromagnetische Stimulationsgeräte helfen (siehe Kasten). Ihre Wirkung wird durch Studien belegt. Diese werden allerdings vom Hersteller finanziert, was ihre Glaubwürdigkeit schmälert. Dasselbe gilt allerdings auch für fast alle biochemischen Heilmittel.

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