Das Geschäft mit Diäten und Ernährungsratgebern brummt. Kein Wunder, sind doch vier von zehn Schweizer Erwachsenen übergewichtig. Und jeder zehnte ist gemäss Bundesamt für Statistik sogar fettleibig oder adipös, hat also einen Body-Mass-Index (BMI) von über 30. Mit Folgen für die Gesundheit: Fettleibige haben öfter Diabetes oder Bluthochdruck.
Diesen Patienten verschreiben Ärzte in der Regel Bewegung und eine Diät. Doch: «Klinische Daten zeigen, dass nur einer von 500 Patienten eine deutliche Gewichtsreduktion langfristig beibehalten kann», sagt Andreas Birkenfeld vom Universitätsklinikum Dresden.
14 Prozent des Gewichts in einem Jahr verloren
Künftig könnte Betroffenen der Wirkstoff Semaglutid helfen, der bereits bei Diabetes genutzt wird. In einer klinischen Studie untersuchte Birkenfeld zusammen mit Kollegen, wie über 900 Fettleibige aus acht Ländern auf Semaglutid reagierten. Ergebnis: Im Schnitt verloren Patienten mit der höchsten Dosis Semaglutid knapp 14 Prozent an Gewicht in einem Jahr, mit Placebo waren es rund zwei Prozent. Ein Hersteller des Wirkstoffs finanzierte die Studie.
Die untersuchte Substanz greift direkt in den Stoffwechsel ein, denn sie wirkt ähnlich wie das Darmhormon GLP1. Dieses signalisiert dem Gehirn: Ich bin satt. «Bei fettleibigen Menschen ist die Ausschüttung dieses Hormons gestört, sie fühlen sich also seltener satt», sagt Birkenfeld.
Jedes Kilo zu viel verkürzt das Leben, heisst es immer. Aber es gibt auch Hinweise darauf, dass ein bisschen mehr auf den Rippen sogar nützen könnte. Sich im Durcheinander der Forschungsresultate zu orientieren, fällt schwer: Ist rund am Ende doch gesund?
Jedes Kilo zu viel verkürzt das Leben, heisst es immer. Aber es gibt auch Hinweise darauf, dass ein bisschen mehr auf den Rippen sogar nützen könnte. Sich im Durcheinander der Forschungsresultate zu orientieren, fällt schwer: Ist rund am Ende doch gesund?
Das Medikament muss gespritzt werden
Ein Mittel, um lediglich ein paar Pfunde nach Weihnachten zu verlieren, sei der Wirkstoff jedoch auf keinen Fall, sagt Georgios Peros, der am Kantonsspital Winterthur Adipositas behandelt. Denn, Semaglutid führt auch zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Zudem muss das Medikament unter die Haut gespritzt werden. Peros sieht es vor allem als Zusatzbehandlung zu einer Therapie mit Sport und Diät.
Bis Fettleibige Semaglutid erhalten könnten, werden aber noch einige Jahre vergehen. Vorerst bleibt ihnen der schwere Kampf mit dem Lebenswandel.
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