Im Mund-Nasen-Rachenraum befinden sich bei vielen Menschen Pneumokokken. Diese Bakterien leben meistens dort, ohne eine Krankheit auszulösen. Ist das Immunsystem aber geschwächt, können sich die Erreger ausbreiten. Pneumokokken sind Schuld an Infektionen wie Nasennebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung. Lebensgefährlich wird es, wenn die Bakterien eine Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung verursachen.
Bisher sind Forscher davon ausgegangen, dass man sich nur über die Tröpfcheninfektion anstecken kann, also durch das Einatmen von keimbelasteter Luft. Jetzt hat die aktuelle Studie des Fachblatts European Respiratory Journal festgestellt, dass auch Nasenbohren und Reiben in der Nase ebenfalls zur Verbreitung von Pneumokokken führt.
Kinder sind die Hauptüberträger
Studienautorin Victoria Connor legt in der Fachzeitschrift Healio nahe, wie wichtig es ist, richtig informiert zu sein: Über 1.2 Millionen Todesfälle von Säuglingen gehen auf Krankheiten zurück, die mit Pneumokokken verbunden sind. «Kinder beherbergen häufiger Pneumokokken in ihrer Nase als Erwachsene. Aus anderen Studien geht hervor, dass Kinder die Hauptüberträger dieser Bakterien sind», meint die wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Liverpool School of Tropical Medicine.
Pneumokokken übertragen sich in feuchter Umgebung
Diese Feststellung geht auf eine Studie zwischen April und Mai 2017 zurück, wo bei 40 gesunden erwachsenen Teilnehmern Pneumokokken auf die Fingerspitze oder den Handrücken platziert wurde.
Sobald die Bakterien in einer feuchten Lösung verabreicht worden waren, wurden die Probanden angewiesen, entweder an den Bakterien zu schnüffeln («Tröpfcheninfektion») oder direkten Kontakt mit der Oberfläche der Nasenschleimhaut herzustellen, ähnlich wie beim Nasenbohren oder dem Reiben der Nase.
Neun Tage später wurde bei 20 Prozent der Teilnehmer die Entstehung einer Bakterienkolonie beobachtet. Die «Nasenbohrer», die gebeten wurden, ihre Nase mit einer feuchten Bakterienlösung zu berühren, hatten die höchste Besiedlungsrate (40 Prozent). Die «Handschnüffler», welche die Tröpfcheninfektion simulierten, folgten dicht danach (30 Prozent).
Der gleiche Versuch wurde auch mit einer trockenen Bakteriensubstanz probiert. Die Resultate waren deutlich geringer. Bei den «Nasenbohrern» konnten rund 10 Prozent Bakterien nachgewiesen werden, bei den «Handschnüfflern» gar keine. Folglich übertragen sich Pneumokokken leichter in einer feuchten Umgebung.
Beste Prävention: Hände waschen
Connor sieht konsequente Handhygiene als die beste präventative Massnahme an. Dies sei besonders wichtig, wenn man in Kontakt mit Kindern und mit älteren Menschen oder Menschen mit geschwächten Immunsystem komme.
Die regelmässige Reinigung von Oberflächen und Spielzeugen hilft das Risiko einer Übertragung zusätzlich zu minimieren. (chj)