Zusammenhang zwischen Pestiziden und Krebs vermutet
Schützen Bio-Lebensmittel vor Tumoren?

Bio-Lebensmittel waren über lange Zeit nur in Reformhäusern und kleine, versteckte Läden erhältlich. Nun findet man Bio in jedem Supermarkt. Mit gutem Grund: Sie schonen nicht nur die Umwelt, sondern sollen auch gegen Krebs vorbeugen.
Publiziert: 08.01.2019 um 17:48 Uhr
|
Aktualisiert: 01.04.2019 um 17:22 Uhr
1/7
Sind Pestizidrückstände in Lebensmittel zu hoch?
Foto: KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Geschmacksintensiv, aromatisch, vitalstoffreicher und weniger belastet - es gibt viele gute Gründe für Bio. Regelmässige Bio-Konsumenten schwören, dass es sie auch gesünder macht. Französische Wissenschaftler sind dieser Behauptung nun nachgegangen: Die im Jama Internal Medicine veröffentlichte Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Bio-Lebensmitteln und Krebs.

Analyse einer langjährigen Studie

Grundlage der Studie waren die Daten der NutriNet-Santé-Studie, welche seit 2009 die Beziehung zwischen Gesundheit und Ernährung auswertet. Die Forschung um Julia Baudry von der Université Paris ist Teil eines Programms, das den Aufbau nachhaltiger Nahrungsmittelproduktion fördern soll.

Für die NutriNet-Santé-Studie haben Teilnehmer angegeben, wie oft sie Bio-Produkte (Früchte, Gemüse, Fisch und Fleisch, Eier, Brot und Schokolade). Insgesamt nahmen 68.946 Erwachsene an der noch laufenden Studie teil, davon sind 80 Prozent Frauen.

Die Resultate von Teilnehmenden wurden in vier Gruppen geteilt, je nach dem, wie häufig Bio konsumiert wurde. Teilnehmer, welche viele Bio-Produkte konsumierten, führten häufiger einen gesünderen Lebensstil und verfügten über eine grösseres Haushaltseinkommen. Viele dieser Teilnehmer waren eher Nichtraucher, trieben viel Sport, hatten einen niedrigen Body-Mass-Index, tranken selten Alkohol und assen wenig rotes Fleisch. Weil diese Faktoren sich auf das Krebsrisiko auswirken, wurden diese Unterschiede zwischen Teilnehmer in Betracht gezogen.

Geringeres Krebsrisiko vermutet

Die Auswertung der Daten ergab, dass ein häufiger Konsum von Bio-Produkten mit einem geringerem Risiko für Brustkrebs nach der Menopause sowie für Lymphome verlinkt ist. Das Krebsrisiko war 25% geringer als die Teilnehmer mit dem geringsten Bio-Konsum. Die Ergebnisse der Studie zeigen zwar einen vielversprechenden Zusammenhang auf, aber noch kann keine definitive Aussage dazu gemacht werden. Der statistische Zusammenhang regt aber weitere Forschung an.

Krebs-Krankheiten im Überblick

Aktuelle News und Artikel zum Thema Krebs: Informationen und Hintergründe, Symptome, Diagnose,  Ursachen, Forschungen und Behandlungsmöglichkeiten von Krebs.

Aktuelle News und Artikel zum Thema Krebs: Informationen und Hintergründe, Symptome, Diagnose,  Ursachen, Forschungen und Behandlungsmöglichkeiten von Krebs.

Sind Pestizidrückstände in Lebensmittel zu hoch?

Den Krebsschützenden Effekt erklären die Forscher mit dem geringen Gehalt an Pestiziden in Bio-Lebensmitteln. Tatsächlich stehen einige Pflanzenschutzmittel unter Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Zudem weisen einige Pestizide eine hormonähnliche Wirkung auf. Bioprodukte weisen weniger Pestizidrückstände auf als konventionelle Lebensmitell, denn der Einsatz von Pflanzenschutzmittel ist im Biolandbau zum grössten Teil untersagt.

Die Studie weisst ein wichtiges Manko auf: Ein Forscherteam der Harvard University in Bosten kritisiert in einem Kommentar zur Studie, dass die französische Studie keinen empirischen Beweis liefert, dass die Pestizidbelastung bei Bio-Konsumenten tiefer lag. Idealerweise hätte man die Pestizidbelastung im Blut messen müssen. Es ist auch nicht auszuschliessen, dass die Unterschiede im Lebensstil eine Rolle gespielt haben – auch wenn die Forscher bekannte Risikofaktoren wie das Rauchen herausgeklammert haben.

Pestizidrückstände in Lebensmittel der EU liegen zu 96 Prozent innerhalb den festgeleten Grenzwerten. Folglich deutet die Studie an, dass die festgelegten Grenzwerte doch nicht sicher sind und neu bewertet werden müssen. So lange aber keine eigentliche Messung von Pestizidrückständen in Teilnehmenden einer solchen Bio-Kost-Studie stattgefunden hat, kann diese Theorie nicht bestätigt werden.

Die Öko-Bewegung

Die Schweiz gilt als Ursprungsland der biologischen Landwirtschaft. Bereits in den 1920er-Jahren begannen Pioniere, auf nachhaltige Agrarwirtschaft zu setzen. Es waren dies einerseits Anhänger des in die Schweiz zugewanderten deutschen Anthroposophen Rudolf Steiner, die biologisch-dynamische Anbaumethoden einführten.

Es gab aber auch weniger esoterische Ansätze: Auch der Emmentaler Agrarwissenschaftler Hans Müller, der für die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (heute SVP) von 1928 bis 1947 im Nationalrat sass, wollte die Unabhängigkeit der Kleinbauern von Saat- und Düngerproduzenten verringern – und deshalb Bauern zu einem möglichst geschlossenen Kreislauf animieren.

1973 wurde das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gegründet. Von hier aus wurden die ersten seriösen Bio-Richtlinien festgelegt, die danach auf Bundesebene und auch von der EU übernommen wurden. Unter Urs Niggli wuchs das Institut stark. In den nächsten Jahren wird der FiBL-Standort in Frick für 24,5 Millionen Franken aus- und umgebaut.

Die Schweiz gilt als Ursprungsland der biologischen Landwirtschaft. Bereits in den 1920er-Jahren begannen Pioniere, auf nachhaltige Agrarwirtschaft zu setzen. Es waren dies einerseits Anhänger des in die Schweiz zugewanderten deutschen Anthroposophen Rudolf Steiner, die biologisch-dynamische Anbaumethoden einführten.

Es gab aber auch weniger esoterische Ansätze: Auch der Emmentaler Agrarwissenschaftler Hans Müller, der für die Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (heute SVP) von 1928 bis 1947 im Nationalrat sass, wollte die Unabhängigkeit der Kleinbauern von Saat- und Düngerproduzenten verringern – und deshalb Bauern zu einem möglichst geschlossenen Kreislauf animieren.

1973 wurde das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gegründet. Von hier aus wurden die ersten seriösen Bio-Richtlinien festgelegt, die danach auf Bundesebene und auch von der EU übernommen wurden. Unter Urs Niggli wuchs das Institut stark. In den nächsten Jahren wird der FiBL-Standort in Frick für 24,5 Millionen Franken aus- und umgebaut.

Soll Bio gegen Krebs gekauft werden?

Bisher konnten wissenschaftlichen Studien nur bei einigen wenigen Lebensmitteln Hinweise liefern, dass sie das Krebsrisiko beeinflussen. So wird der häufige Konsum von rotem Fleisch wie Rind oder Schwein mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindungen gebracht. Ein hoher Anteil an Ballaststoff, wie etwa in Vollkornprodukten, könnte das Krebsrisiko senken.

Vorerst macht es nur Sinn, Bio-Lebensmittel der Umwelt zuliebe zu kaufen. Aber auch hier macht es die Menge aus: Ein wichtiger Risikofaktor für Krebs ist, Lebensmittel beiseite, Übergewicht. Wer sein Krebsrisiko durch die Lebensmittel beeinflussen möchte, sollte primär auf eine ausgewogene Ernährung achten.

Bio-Produkte: Darauf sollte man achten

Heutzutage sind Bio-Produkte fast überall erhältlich, das Bio-Sortiment wächst kontinuierlich und die Preise sinken. Doch nicht jedes Bio-Produkt ist gleichwertig. Hier ein paar hilfreiche Tipps, worauf man beim Einkauf achten sollte:

  • Es gibt sehr verschieden Bio-Labels, welche unterschiedliche Standards setzten. Einen Überblick verschaffen Websites wie www.labelinfo.ch oder das WWF-Ratgeber-App
  • Regionale Bio-Produkte sind nicht nur frischer, sondern haben auch einen kürzeren Transportweg
  • Saisonale Gemüse und Früchte schmecken besser und sind umweltfreundlich. Erdbeeren im Winter, selbst wenn sie bio sind, schneiden in dieser Hinsicht weniger gut ab.
  • Fair Trade Produkte sind nicht zwingend bio – und umgekehrt sind Bio-Produkte nicht unbedingt Fair Trade. Hier sollte man auf das Label achte.
  • Viele Fischbestände sind überfischt und die Fortpflanzung von vielen Fischarten ist bedroht. Deshalb sollte man vielmehr auf Art und Herkunft des Fisches achten. Auch hier verschafft das WWF-Ratgeber-App Abhilfe
  • Bio-Fleisch schmeckt besser – die Tiere werden im Freien gehalten, haben eine langsamere Mast und sind weniger unter Stress. Die Fleischproduktion belastet die Umwelt, weshalb es kein täglicher Genuss sein sollte

Heutzutage sind Bio-Produkte fast überall erhältlich, das Bio-Sortiment wächst kontinuierlich und die Preise sinken. Doch nicht jedes Bio-Produkt ist gleichwertig. Hier ein paar hilfreiche Tipps, worauf man beim Einkauf achten sollte:

  • Es gibt sehr verschieden Bio-Labels, welche unterschiedliche Standards setzten. Einen Überblick verschaffen Websites wie www.labelinfo.ch oder das WWF-Ratgeber-App
  • Regionale Bio-Produkte sind nicht nur frischer, sondern haben auch einen kürzeren Transportweg
  • Saisonale Gemüse und Früchte schmecken besser und sind umweltfreundlich. Erdbeeren im Winter, selbst wenn sie bio sind, schneiden in dieser Hinsicht weniger gut ab.
  • Fair Trade Produkte sind nicht zwingend bio – und umgekehrt sind Bio-Produkte nicht unbedingt Fair Trade. Hier sollte man auf das Label achte.
  • Viele Fischbestände sind überfischt und die Fortpflanzung von vielen Fischarten ist bedroht. Deshalb sollte man vielmehr auf Art und Herkunft des Fisches achten. Auch hier verschafft das WWF-Ratgeber-App Abhilfe
  • Bio-Fleisch schmeckt besser – die Tiere werden im Freien gehalten, haben eine langsamere Mast und sind weniger unter Stress. Die Fleischproduktion belastet die Umwelt, weshalb es kein täglicher Genuss sein sollte

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?