7000 Wanderverletzungen pro Jahr
Welche Details dir zum Verhängnis werden können

Die Wandersaison hat begonnen – und sie ist nicht ungefährlich: Jedes Jahr verletzen sich Tausende Menschen. Trotz Erfahrung kann man in heikle Situationen geraten. Wanderexpertin Patricia Cornali erklärt, auf welche – zum Teil banalen – Dinge du achten musst.
Publiziert: 14.05.2025 um 11:55 Uhr
|
Aktualisiert: 14.05.2025 um 12:10 Uhr
Wetterumschwung in Sicht? In den Bergen ist das keine Seltenheit.
Foto: Getty Images/Image Source

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_445.JPG
Jana GigerRedaktorin Service

Heute, am 14. Mai 2025, ist der Tag des Wanderns, der die Bevölkerung zur Bewegung in der Natur animieren soll. Wandern ist toll – das findet gut die Hälfte aller Schweizerinnen und Schweizer –, birgt aber auch Risiken. Immer wieder kommt es zu Unfällen durch Ausrutschen, Stolpern oder Stürzen. Zahlen der Beratungsstelle für Unfallverhütung zeigen, dass sich jährlich rund 7000 Wanderinnen und Wanderer aus der Schweiz mittelschwer oder schwer verletzen.

Am häufigsten verletzen sie sich an den Unterschenkeln und Sprunggelenken. Meist handelt es sich um Knochenbrüche, teilweise auch um Bänder- oder Muskelverletzungen. An zweiter Stelle stehen Knieverletzungen. «Häufig führen mehrere Faktoren zu einem Unfall mit Verletzungsfolge», sagt Wanderspezialistin Patricia Cornali (36), die als Kommunikationsverantwortliche beim Verband Schweizer Wanderwege auch für die Unfallprävention mitverantwortlich ist.

Wanderunfälle: Ältere Menschen sind besonders häufig betroffen

Rund 60 Prozent der Wanderunfälle betreffen Menschen im Alter zwischen 17 und 64 Jahren. Mehr als 35 Prozent aller Verletzten sind 65 Jahre oder älter. Geht man davon aus, dass viele bis etwa zum 80. Lebensjahr wandern, verletzen sich überdurchschnittlich viele ältere Menschen.

Rund 60 Prozent der Wanderunfälle betreffen Menschen im Alter zwischen 17 und 64 Jahren. Mehr als 35 Prozent aller Verletzten sind 65 Jahre oder älter. Geht man davon aus, dass viele bis etwa zum 80. Lebensjahr wandern, verletzen sich überdurchschnittlich viele ältere Menschen.

1

Route studieren

Einer der häufigsten Fehler sei, einfach drauflos zu wandern, sagt Cornali. «Dann besteht das Risiko, dass man sich übernimmt oder in eine gefährliche Situation gerät.» Eine solide Planung könne das verhindern. Als Erstes sollte man sich gründlich über die Route informieren: Wie lange dauert sie? Wie viele Kilometer umfasst sie? Welche Höhenmeter sind zu bewältigen? «Eine zweistündige Wanderung klingt zunächst machbar, doch wer zwei Stunden nur bergauf unterwegs ist, kommt eventuell schnell an seine Grenzen.» Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die Betriebszeiten von Bergbahnen sollte man gemäss Expertin berücksichtigen. Gerade im Frühling kommt es häufig zu Revisionen und die Bergbahn fährt nicht. Cornali sagt: «Aus eigener Erfahrung weiss ich: Wer sich darauf verlässt, bequem ins Tal gondeln zu können, und dann überraschenderweise noch 700 Höhenmeter zu Fuss zurücklegen muss, kann in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.»

Gute Vorbereitung sei das A und O einer Wanderung, sagt Patricia Cornali (36), Kommunikationsverantwortliche beim Verband Schweizer Wanderwege.
Foto: Pascal Gertschen
2

Fähigkeiten richtig einschätzen

Die Expertin sagt: «Viele Wanderinnen und Wanderer überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und unterschätzen die Herausforderungen.» Das führe oft zu Unfällen. «Ausserdem stellen wir immer wieder fest, dass vielen nicht bewusst ist, welche Anforderungen die drei verschiedenen Wanderwegkategorien stellen.» Dann besteht das Risiko, unvorbereitet in schwieriges Gelände zu geraten, was das Unfallrisiko erhöhen kann.

  • Kategorie Wanderwege (gelb markiert): Die Wege selbst sind relativ breit angelegt. Es gibt keine besonderen Schwierigkeiten und man kann davon ausgehen, dass steile Passagen oder Absturzstellen gesichert sind. Wenn man vorsichtig und aufmerksam ist, sind diese Wanderungen für fast alle Personen geeignet.
  • Kategorie Bergwanderwege (weiss-rot-weiss markiert): Die Wege können steil, schmal oder exponiert sein. Sie erschliessen oft unwegsames Gelände mit Steinen und Wurzeln. Man muss trittsicher sein und eine gewisse Fitness haben. Und man muss schwindelfrei sein, um eben auch so exponierte oder unwegsame Stellen selber überwinden zu können.
  • Kategorie Alpinwanderwege (weiss-blau-weiss markiert): Diese Wanderwege stellen nochmals höhere Anforderungen und sind wirklich nur für die Geübten gedacht. Es kann Kletterstellen geben, oder man muss über Schnee- oder Eisfelder gehen.
3

Passende Schuhe tragen

Dieser Tipp klingt vielleicht banal, aber Cornali sagt: «Die Schuhe können im Ernstfall den entscheidenden Unterschied machen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die häufigsten Unfallursachen Ausrutscher oder Stolperer sind.» Auf gelb markierten Wanderwegen reicht gemäss Expertin meist ein guter Trekkingschuh oder ein sehr guter Turnschuh mit Profil aus. Wer jedoch ins Gebirge auf weiss-rot-weiss markierten Bergwanderwegen unterwegs ist, sollte knöchelhohe Wanderschuhe mit gutem Profil tragen. Sie geben Halt, stützen das Fussgelenk und verhindern Verletzungen. Insbesondere dann, wenn die Konzentration und die Kraft am Ende einer Tour nachlassen und man vielleicht nicht mehr richtig schaut, wo man den Fuss aufsetzt. 

4

Pausen einlegen beim Abstieg

Wahrscheinlich hat jeder Wanderer schon einmal nach vier oder fünf Stunden Wanderung gedacht: «Bald haben wir’s geschafft, nur noch eine Stunde abwärts, da kann nichts mehr passieren.» Doch genau darin liege das Problem, sagt die Expertin: «Es wurde festgestellt, dass beim Abstieg besonders viele Unfälle passieren.» Denn er sei nicht nur technisch anspruchsvoller als der Aufstieg, sondern erfordere auch mehr Kraft, Koordination und Konzentration. Meist fällt er ans Ende der Tour, wenn die Energiereserven bereits aufgebraucht sind. Das heisst, man ist müde oder unterschätzt die körperliche Belastung. Umso wichtiger ist es gemäss Cornali, auch bergab Pausen einzulegen, etwas zu trinken, zu essen und den Körper bewusst zu entlasten. 

Das richtige Schuhwerk schützt das Fussgelenk und sorgt für Trittsicherheit.
Foto: Shutterstock
5

Wetter im Blick behalten

«Wir empfehlen bei Bergwanderungen immer, Sonnen- und Regenschutz mitzunehmen und unterwegs den Himmel zu beobachten», sagt Cornali. Denn in den Bergen kann das Wetter auch bei guter Prognose rasch umschlagen und starke Temperaturunterschiede können das Wohlbefinden beeinträchtigen. Bei Anzeichen von Gewitter rät die Expertin, frühzeitig in einer Hütte, in grossen Höhlen oder unter Felsvorsprüngen Schutz zu suchen – aber immer mit ausreichend Abstand zur Wand. «Wer im freien Gelände von einem Gewitter überrascht wird, sollte in die Hocke gehen, die Füsse eng zusammenstellen und wenn möglich den Rucksack als isolierende Unterlage nutzen.» Exponierte Orte wie alleinstehende Bäume, Waldränder, Bergbahnmasten oder den Grat eines Berges unbedingt meiden. Wichtig sei auch, dass man mindestens zwei Meter Abstand zu anderen Personen und Metallgegenständen wie Wanderstöcken halte.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?