Expertin gibt 5 Tipps für Eltern
Hilfe, mein Kind mobbt andere – was soll ich tun?

Mobbing ist kein Streit, sondern eine Form von Gewalt. Umso schockierender ist es für Eltern, wenn sie erfahren, dass ihr Kind mobbt. Ingrid Broger von Pro Juventute erklärt, wie sich Eltern in dieser Situation wirksam verhalten und welche Reaktionen eher schaden.
Publiziert: 11:07 Uhr
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Kinder müssen frühzeitig darüber aufgeklärt werden, dass Mobbing kein Spass ist.
Foto: Getty Images

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Jana GigerRedaktorin Service

Ein Streit dreht sich um eine Sache. Mobbing hingegen ist ein Gruppenphänomen, bei dem eine Person gezielt und wiederholt über längere Zeit absichtlich gedemütigt wird. Je früher man eingreift, desto besser lassen sich Ausgrenzungen, Beleidigungen oder Beschimpfungen stoppen. Die fünf wichtigsten Tipps für Eltern.

1

Die Tat verurteilen, nicht die Person

«Wenn sich die Beschuldigung bestätigt, dass das Kind jemanden mobbt, sollten Eltern klarmachen, dass sie dieses Verhalten nicht tolerieren, aber ihr Kind trotz allem lieb haben», sagt Ingrid Broger, Fachexpertin für Medienkompetenz bei Pro Juventute. Das heisst, man verurteilt die Tat und nicht die Person. Wenn Eltern dem Kind sagen: «Du enttäuschst mich», bekomme das Kind den Eindruck, als Mensch enttäuschend zu sein.

Der Expertin zufolge sollten Eltern das Kind im nächsten Schritt dazu ermutigen, andere Erwachsene zu informieren. Lehrpersonen, Schulsozialarbeiterinnen oder die Trainer des Sportvereins sind geeignete Bezugspersonen, die die ganze Gruppe unterstützen können, mit dem Mobbing aufzuhören.

Ingrid Broger ist Fachexpertin für Medienkompetenz bei Pro Juventute und leitet Workshops zu Mobbing und Cybermobbing.
Foto: Jolanda Flubacher Derungs
2

Einsicht fördern statt bestrafen

Das mobbende Kind zu bestrafen, sei kontraproduktiv, sagt Broger, da es zu einem Vertrauensverlust führen könne. «Viel hilfreicher ist es, gemeinsam mit dem Kind zu besprechen, wie die Situation verändert werden kann: Was kannst du konkret tun? Welche nächsten Schritte sind sinnvoll? Wie kann ich dich dabei unterstützen?» Es gehe darum, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, aber auch Raum zu geben für eigene Ideen.

Manche Kinder schlagen zum Beispiel vor, sich mit einem Brief bei der betroffenen Person zu entschuldigen. Andere möchten ihr Verhalten wiedergutmachen, indem sie einen kaputten Gegenstand reparieren oder ersetzen. «Wichtig ist, dass das Kind echte Einsicht entwickelt und Verantwortung übernimmt, mit dem Mobbing aufzuhören», so die Expertin.

3

Mobbing-Anzeichen beachten

Zu Hause ist es oft schwieriger, problematisches Verhalten zu erkennen als im sozialen Umfeld. «Trotzdem gibt es Anzeichen, etwa, wenn das Kind gemeines Verhalten als normal oder legitim betrachtet», sagt Broger. Beobachtet man mit der Tochter auf dem Spielplatz, wie ein Kind von einem anderen geschlagen wird, und die Tochter lacht darüber, weil sie das lustig findet, rät die Expertin, ihr Mitgefühl zu fördern. 

Ein weiteres Warnzeichen sei, wenn der Sohn die ganze Klasse zur Geburtstagsparty einlade, ausser ein bestimmtes Kind. Hier könnte man nachfragen, warum er genau dieses Kind nicht einladen möchte, um besser zu verstehen, was dahintersteckt.

4

Empathie und Verantwortung vorleben

Eltern würden eine zentrale Rolle in der Mobbingprävention spielen, sagt Broger. «Wenn sie ihrem Kind Toleranz, Wertschätzung und einen gewaltfreien, respektvollen Umgang vorleben, hat das einen grossen Einfluss auf seine Haltung gegenüber anderen.»

Das beginnt bei kleinen Dingen: Wenn ein Kind sieht, wie die Mutter oder der Vater im Supermarkt einer älteren Person hilft, die ein Produkt im oberen Regal nicht erreicht, lernt es, dass man sich nicht über andere lustig macht, sondern sie unterstützt und respektiert.

5

Kinder ermutigen, nicht mitzumobben

Gemäss Broger ist es zentral, dass Kinder frühzeitig präventiv aufgeklärt werden. «Ihnen muss klar sein, wie sich Mobbing von einem Streit unterscheidet und dass es kein harmloser Spass, sondern eine Form von Gewalt ist.»

Ausserdem sollten sie wissen, dass sie jederzeit zu einer Vertrauensperson gehen können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen haben zu müssen. «Hilfe holen bedeutet nicht, jemanden zu verraten oder zu ‹verpetzen›, sondern zeigt Mitgefühl und Verantwortung.» Denn das betroffene Kind braucht in diesem Moment Hilfe.

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