Rosé kommt noch immer sehr oft in Flaschen mit mehr oder weniger neckischen Etiketten daher. Dabei würde die Farbe des Weins doch eigentlich genügen: von Puderrosa über Fuchsia zu Lachsrosa und Kindersirup-Pink: Rosé strahlt in allen möglichen Schattierungen seiner Farbpalette.
Bleiben wir gleich beim Thema Farbe und verabschieden wir uns von der weit verbreiteten Theorie, dass ein guter Rosé extrem blass sein muss. Muss er nicht – die Farbe ist keine Qualitätsgarantie. Jedoch liefert die Farbe Aufschluss über die Herkunft des Weins sowie die Verfahren, die zu seiner Herstellung verwendet wurden.
Trinken – nicht lagern
Ein sehr heller Rosé, dessen Farbe an einen Pfirsich erinnert, wird höchstwahrscheinlich ein Rosé sein, der einer «Direktpressung» unterzogen wurde. Das bedeutet, dass die Trauben unmittelbar nach der Ernte gepresst wurden und die in der Beerenschalen vorhandenen Farbpigmente gewonnen werden konnten.
Direkt gepresste Roséweine sind in der Regel eher leicht, frisch und besitzen nur sehr wenig Tannin. Die allermeisten Rosé aus der Provence werden so hergestellt. Diese Weine sollten rasch getrunken werden: Länger als zwei Jahre sollte man sie nicht lagern, da sie sonst ihre typische Frische verlieren.
Diese leichten Weine passen gut als Aperitif, zu leichten Fischgerichten und Meeresfrüchten.
Saignée-Methode: Wenn Trauben bluten
Der aus dem Französischen stammende Begriff Saignée bedeutet wörtlich «Aderlass» und bezeichnet eine Methode zur Bereitung von Roséwein.
Ein dunklerer Rosé, sagen wir mal in der Nuance von Fuchsia oder Johannisbeeren, wird höchstwahrscheinlich ein «blutender» Rosé sein. Diese Methode besteht darin, den Traubensaft mehrere Stunden lang in Kontakt mit den Traubenschalen zu halten (der Fachausdruck hierfür ist «Mazeration»).
Je nachdem, wie lange die Traubenschalen mit dem Saft in Kontakt waren, umso mehr oder weniger stark wird die Farbintensität des Weins sein. Diese Weine sind ein bisschen weniger empfindlich als die Roséweine aus der Direktpressung und haben daher ein grösseres Alterungspotenzial. Viel länger als drei oder vier Jahre sollten aber auch diese Weine nicht aufgespart werden.
Diese meist kräftigen und aromatischen Weine erfrischen den Gaumen ganz wunderbar bei einem Grillabend und können es gut mit verschiedenen Speisen aufnehmen.
Ausnahme Frankreich
Die Champagne in Frankreich ist der einzige Ort auf der Welt, an dem es erlaubt ist, Rosé durch das Mischen von Weiss- und Rotwein herzustellen. Und zwar, um Champagner herzustellen.
Rosé-Champagner gibt es von klebrig süss bis knochentrocken. Persönlich finde ich, dass ein pinker Champagner ganz wunderbar zu einfachem Essen wie beispielsweise einem Hotdog passt.
Wer es süss mag, dem sei ein Roséwein aus dem Loiretal empfohlen: Probieren Sie einen «Rosé d'Anjou» oder einen «Cabernet d'Anjou» (wirklich sehr, sehr süss!).
Obacht! Ganz egal, ob süss, blutend oder knochentrocken: Rosé bitte unbedingt immer sehr gut gekühlt geniessen!