Für Sie degustiert
Im siebten Ornellaia-Himmel

Zehn Jahrgänge Ornellaia! Kann man sich weintechnisch etwas Schöneres vorstellen? Kaum… Zum 25-Jahr-Jubiläum des Gutes wurde dieser Traum in Zürichs Wolken wahr. Der Bericht nach dem Aufwachen.
Publiziert: 14.06.2013 um 15:14 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 07:55 Uhr
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Zehn Jahrgänge Ornellaia in den hübsch drapierten Degustationsgläsern: Welche Vorfreude!
Foto: Alain Kunz
Von Alain Kunz

Ornellaia, das sind einerseits Spitzenweine, die anerkanntermassen zu den Besten der Welt gehören. Ornellaia – das ist aber auch eine gut geölte und auf Hochglanz polierte Vermarktungsmaschinerie. Sowohl in ganz Italien, in der toskanischen Heimat des Guts, aber natürlich auch international. In der Schweiz ist es das Weinhaus Bindella, welches den Wein seit der ersten Stunde importiert und sich mit viel Hingabe um das Image des Bolgheri-Spitzenguts kümmert.

Heuer etwas mehr als sonst. Denn Ornellaia feiert das erste Vierteljahrhundert seiner Geschichte. 1985 wurde der erste Ornellaia auf den Markt gebracht. Der aktuelle 2010er ist also der 25. Jahrgang! Grund genug für eine Spezial-Jubiläumsetikette. Und eine Vertikale im Zürcher Himmel, im Clouds.

Le Volte und Serre Nuove

Weinmacher Axel Heinz, ein Deutscher, der sich seine Sporen in Bordeaux abverdient hat, bezeichnet den Ornellaia als "sehr jung in der jahrhundertealten Tradition anderer Güter. Aber mittlerweile haben wir doch auch schon das, was man mittlerweile als alte Rebstöcke bezeichnen darf. Nämlich jene, die über zwanzig Jahre alt sind.“

Das Gut Ornellaia ist aber nicht einfach nur der Wein Ornellaia. Da gibts zuerst den kleinen Ornellaia für jedermann, der nur etwas mehr als zwanzig Franken kostet. In guten Jahren ein wunderbarer Genuss. Allerdings hat sich der 2009er erstaunlich schlecht entwickelt. Finger weg! Umso besser präsentiert sich der 2010er. Ein Top-Preis-/Leistungswein. Den 2011er werden wir ihnen nach unserem Besuch auf dem Gut diesen Sommer präsentieren.

Der Zweitwein von Ornellaia ist der Serre Nuove. Heinz: „Das ist das klassische Prinzip der Bordeaux-Zweitweine mit dem nicht ganz optimalen und jüngeren Traubengut. Ich kann Ihnen aber versichern: Es bleibt wegen der strengen Selektion für Ornellaia einiges Gutes an Traubenmaterial übrig!“ Wir können bloss zustimmen: Noch nie habe ich einen Serre Nuove mit weniger als 17,5/20 Punkten bewertet. Egal, ob an einer Marathon-Degu, auf einem Weinschiff, auf dem Gut selbst, in einer gemütlichen Osteria in Bolgheri oder am Anlass im Clouds.

Viel Laubarbeit

Und dann ist da natürlich der Ornellaia selbst, an dem zum Jubiläum in allen Flaschenformaten statt der üblichen Etikette ein festliches Relief-Logo in Gold und Elfenbein namens „La Celebrazione“ prangt. Es macht den 2010er zum noch gesuchteren Wein als sonst schon. Heinz: „Dies ist einer der elegantesten Jahrgänge in unserer Geschichte. Es regnete oft, was viel Laubarbeit und eine strenge Selektion – im Rebberg und im Keller - nötig machte. Es war ein kühler und spätreifender Jahrgang, in welchem die Opulenz und Reichhaltigkeit der Lebhaftigkeit und der komplexen Aromatik den Vortritt lassen. Die Frucht bleibt stets präsent. Im Gaumen zeigt sich der Wein geradlinig und geschmeidig, behält dennoch die für grosse Jahrgänge typische Ornellaia-Dichte. Wir sind jedenfalls stolz auf das Ergebnis: ein Ornellaia mit viel Finesse und Eleganz.“

Doch welches ist nun der schönste Jahrgang? Heinz lässt sich nicht auf die Äste hinaus: „Das sind alles unsere Kinder. Da kann man nicht sagen, welches das beste und schönste ist.“ Dann gibt der Herr Önologe doch preis: „Stilistisch der 2001er, weil er zeigt, was wir unter einem grossen Jahrgang verstehen. Dann der 2006er, weil er uns aufzeigt: Nicht Du Önologe sagst uns, was die guten Jahrgänge sind, sondern Mutter Natur!“ Und was sagen wir? 2008 ist fantastisch, ein gewaltiger Wein, der bei jeder meiner Verkostungen auf über 19 Punkte kam. 2006 ist der Hammer! Und auch 1997, ein Jahrhundert-Jahrgang im nördlichen Italien, ist Genuss pur.

Doch genug der Worte. Hier die Resultate der Wahnsinns-Vertikale:

ZEHN JAHRGÄNGE ORNELLAIA

2010 (Foto)

Dezente Nase, leicht parfümiert, im Gaumen filigran, viel Eleganz, feingliedrig, präsente Tannine, lakritzig, etwas Säure, tolles Finish.

Score: 18/20

2009

Ausladende Nase, reife, eingekochte Pflaume, extreme Konzentration, fast schon überreif, Opulenz, markante Tannine, braucht immer noch ziemlich Zeit.

Score: 18/20

2008

Dezente Nase, schöne Frucht, frische Brownies, wirkt verletzlich, im Gaumen hoch elegant und filigran – und dennoch üppig-beerig, reife Tannine, Ricola-Zältli-Noten, sensationelles, unendliches Finish.

Score: 19/20

2007

Schon leichte Braun-Reflexe, Nase von gereiften Früchten, schöner Schmelz im Gaumen, beerig, immer noch frisch, harmonisch, Minze, kräuterig, sehr gute Länge.

Score: 18,5/20

2006

Wirkt in der Nase leicht ältlich, portish, pilzig, Stallaromen, also die typischen Tertiäraromen, reife Beeren, viel Schmelz im Gaumen, Opulenz, immer noch rechte Tannine, füllig, Kräuter, Eleganz, Super-Länge!

Score: 19,5/20

2005

Zältlige Nase, Wahnsinns-Opulenz, ausladend, in Weinbrand eingelegte Kirschen, im Gaumen primär kräuterig-würzig, schöne Frucht, massive Tannine, Schmelz, gute Länge.

Score: 17,5/20

2002

Bräunliche Reflexe im Rot, tolle Nase von Früchten, Kräutern, Toasting – alles im Gleichgewicht. Im Gaumen primär kräuterig-zältlig, dezente Tannine, mittlere Länge.

Score: 18/20

2001

Wunderbar konzentriertes Rot, kaum Bräune, leichte Stallnoten, rauchig, Leder, Pilze, dezente Frucht, würzig, im Gaumen kräuterig, Power, immer noch massive Tannine, gute Länge. Warten!

Score: 18/20

1999

Ausladende Nase von überreifen Früchten, leicht alkoholisch, Tertiäraromen wie Leder und Stall, im Gaumen extrem dicht, kräftig, neigt zur Opulenz, krasse Power, kompottig, fast schon etwas plump. Erstaunlich für einen 99er.

Score: 17,5/20

1997

Braun-rote Farbe, dezente Nase von Stalligem, leicht metallisch, im Gaumen sehr reif und dennoch frisch, kräftig, opulent, reife Früchte, Kräuter, Zedernholz, eukalyptisch gegen Ende, Sehr gute Länge. Superwein!

Score: 19/20

 

(Bezug: www.bindellaweine.ch. Ladengeschäft: Hönggerstrasse 115, Zürich. Der Serre Nuove 2010 kostet CHF 52.50. Der Ornellaia 2010 CHF 160.--. Ältere Jahrgänge sind auch noch erhältlich zum Preis von CHF 155.—(2009) bis CHF 250.—(1997). Der 2006er kostet CHF 165.--, den gewaltigen 2008er gibts nur noch als Magnum für CHF 340.--.)

2010 (Foto)

Dezente Nase, leicht parfümiert, im Gaumen filigran, viel Eleganz, feingliedrig, präsente Tannine, lakritzig, etwas Säure, tolles Finish.

Score: 18/20

2009

Ausladende Nase, reife, eingekochte Pflaume, extreme Konzentration, fast schon überreif, Opulenz, markante Tannine, braucht immer noch ziemlich Zeit.

Score: 18/20

2008

Dezente Nase, schöne Frucht, frische Brownies, wirkt verletzlich, im Gaumen hoch elegant und filigran – und dennoch üppig-beerig, reife Tannine, Ricola-Zältli-Noten, sensationelles, unendliches Finish.

Score: 19/20

2007

Schon leichte Braun-Reflexe, Nase von gereiften Früchten, schöner Schmelz im Gaumen, beerig, immer noch frisch, harmonisch, Minze, kräuterig, sehr gute Länge.

Score: 18,5/20

2006

Wirkt in der Nase leicht ältlich, portish, pilzig, Stallaromen, also die typischen Tertiäraromen, reife Beeren, viel Schmelz im Gaumen, Opulenz, immer noch rechte Tannine, füllig, Kräuter, Eleganz, Super-Länge!

Score: 19,5/20

2005

Zältlige Nase, Wahnsinns-Opulenz, ausladend, in Weinbrand eingelegte Kirschen, im Gaumen primär kräuterig-würzig, schöne Frucht, massive Tannine, Schmelz, gute Länge.

Score: 17,5/20

2002

Bräunliche Reflexe im Rot, tolle Nase von Früchten, Kräutern, Toasting – alles im Gleichgewicht. Im Gaumen primär kräuterig-zältlig, dezente Tannine, mittlere Länge.

Score: 18/20

2001

Wunderbar konzentriertes Rot, kaum Bräune, leichte Stallnoten, rauchig, Leder, Pilze, dezente Frucht, würzig, im Gaumen kräuterig, Power, immer noch massive Tannine, gute Länge. Warten!

Score: 18/20

1999

Ausladende Nase von überreifen Früchten, leicht alkoholisch, Tertiäraromen wie Leder und Stall, im Gaumen extrem dicht, kräftig, neigt zur Opulenz, krasse Power, kompottig, fast schon etwas plump. Erstaunlich für einen 99er.

Score: 17,5/20

1997

Braun-rote Farbe, dezente Nase von Stalligem, leicht metallisch, im Gaumen sehr reif und dennoch frisch, kräftig, opulent, reife Früchte, Kräuter, Zedernholz, eukalyptisch gegen Ende, Sehr gute Länge. Superwein!

Score: 19/20

 

(Bezug: www.bindellaweine.ch. Ladengeschäft: Hönggerstrasse 115, Zürich. Der Serre Nuove 2010 kostet CHF 52.50. Der Ornellaia 2010 CHF 160.--. Ältere Jahrgänge sind auch noch erhältlich zum Preis von CHF 155.—(2009) bis CHF 250.—(1997). Der 2006er kostet CHF 165.--, den gewaltigen 2008er gibts nur noch als Magnum für CHF 340.--.)

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