Dogliani, eine gute halbe Stunde südlich von Alba, ist das Epizentrum des Dolcetto. Dort gedeiht die Traube am besten, die tief rubinrote Gewächse mit leichter Bittermandel-Note und floraler Anleihe hervorbringt. Nebst dem Piemont findet man sie dank italienischer Auswanderer auch in Kalifornien.
In Dogliani, wo Abfüllungen der Vorzeige-Rebsorte Dolcetto bloss noch Dogliani DOC heissen, liegt auch das Gut von Marziano Abbona. Dort keltert Abbona seit 1975 seinen Papa Celso, einen der besten Dogliani überhaupt. Chiara Abbona nennt die Vorzüge der Lage: «Die Kalkböden sind sehr reich. Und die Hügel sind hier mit 400 Meter höher als im Gebiet um Alba. Das erzeugt mehr Wind, was der auf Krankheiten anfällige Traube zugutekommt. So trocknet die Nässe viel schneller. Denn Dolcetto ist so heikel wie Pinot Noir und braucht viel mehr Pflege als zum Beispiel Nebbiolo.»
Der Papa Celso ist ein tiefgründiges Gewächs, das nicht mehr einfach als «piemontesischer Landwein» abgetan werden kann. «Tatsächlich haben sich die Dogliani in den letzten Jahren gewandelt. Es sind nicht mehr nur einfach Spassweine. Sie sind nun ernst zu nehmen», sagt Chiara Abbona. Das Erfolgsgeheimnis des Papa Celso seien die uralten Reben, die seien teils 70-jährig. «Deshalb haben wir uns entschlossen, vollständig auf einen Ausbau in Holz zu verzichten.» Eine gute Entscheidung, wie die Degustation zeigen wird. Ohnehin sind Barriques auf dem Gut eine Rarität. «Wir arbeiten vor allem mit 500-Liter-Tonneaux, meistens aus Slawonien. Die wenigen Barriques sind bei uns alle mindestens drei Jahre alt und werden nur zur Fermentierung und Reifung des Viognier eingesetzt.» Man wolle die Frucht in den Weinen präsentieren und nicht Vanille und Holz, schliesst Chiara.
Wir ziehen weiter zur Cascina Corte von Sandro Barosi, auch er ein Dogliani-Spezialist, der wie Abbona schon drei Gläser von Vini d’Italia eingeheimst hat - für seinen «Vigna Pirocchetta». Auch dies ein Dolcetto ohne Holz, dazu vollständig biodynamisch produziert. Nicht ganz so wuchtig wie der Papa Celso, aber auch ein Wein von beeindruckender Fülle. «Bei uns in Dogliani sind die besten Lagen für den Dolcetto reserviert», sagt denn auch Barosi. Das sei in den anderen Piemont-Regionen anders, da sei die Reihenfolge vorgegeben. Zuerst komme Nebbiolo, dann Barbera, als nächstes vielleicht Arneis – und übrig bleibe dann der Dolcetto als Schlusslicht.
Letzte Station ist die Enoteca La Bottega del Vino di Dogliani auf der Piazza San Paolo im Herzen des malerischen Dörfchens. Hier sind praktisch alle wichtigen Gewächse aus der Region erhältlich. Wir decken uns mit einigen der besten ein, um dem Geheimnis des «neuen Dolcetto» noch näher auf die Spur zu kommen. Wir treffen da auf weitere Kraftpakete, auf ein Gut, das seine Weine nur nach einigen Jahren Flaschenlagerung auf den Markt bringt – und auf Enttäuschungen. Die ganze Bandbreite.
«Das erstaunt mich nicht», sagt Valter Fissore von Elvio Cogno, einer der Piemont-Shooting-Stars der letzten Jahre. «Dolcetto ist zwar die billigste Traube – und doch ist sie am schwierigsten zu produzieren, weil sie sensibel gegenüber praktisch allen Witterungsverhältnissen ist.» Wenn es morgens kalt sei, entwickle sich die Traube den ganzen Tag nicht, was die Gefahr einer starken Reduktion beinhalte. Von den kräftigen, tiefen, modernen Dogliani hält Fissore nichts: «Dolcetto soll nicht 15% Alkohol haben. Seine Typizität ist die Leichtigkeit, die schnelle Trinkbarkeit, die Frucht. Dolcetto soll nie ein ‚grosser‘ Wein werden können, sonst verliert er seinen Charakter.»
Dann sind wir vielleicht Charakterlumpen. Aber die modernen Dogliani haben es uns angetan. Die Debatte ist eröffnet!
Weiss: Roero Arneis 2011
Fruchtige Nase, Grapefruit, leicht im Gaumen, wenig Säure, aber auch wenig Körper, leichte Bittermandeln. Okay als süffiger Sommerwein. Score: 15/20 (CHF 19.90, www.globus.ch)
Weiss: Cinerino Langhe Bianco 2011 (Viognier)
Frucht, Akazienhonig, dezentes Holz im Gaumen, Volumen, etwas Asche, mineralisch, frisch und mittellang. Score: 16,5/20 (CHF 24.35, www.salvis-online.ch)
Dogliani San Luigi 2011
Schöne Farbe, nicht einfach nur Purpur - tiefer. Die Nase ist frisch, Himbeeren, Würze, Pilze, rund, dezente Säure, leichte Tannine, weich und süffig, mittleres Finale. Score: 16/20
Dogliani Papa Celso 2010 (Foto)
Untypische Nase, ungewöhnlich ausladend, dunkle Noten, Kirschen, kräftig im Gaumen, fruchtig und reich, mineralisch, runde Tannine, Struktur und gute Länge. Toll! Score: 17,5/20 (CHF 24.90, www.globus.ch)
Barbera d’Alba Rinaldi 2010
Dezentes Holz, Kirschen, fruchtig, reife Tannine, sauber, Struktur, gelungener typischer Barbera. Score: 16,5/20 (CHF 21.50, www.salvis-online.ch)
Nebbiolo Bricco Barone 2010
Dezente Nase von Rosen, Frucht im Gaumen, auch Struktur und Schmelz, hohe Sortentypizität, viel Frische und Würze. Score: 16,5/20 (CHF 21.50, www.salvis-online.ch)
Barolo Pressenda 2008
Äusserst typische Nase von Rosen und Veilchen, viel Frucht im Gaumen, rechte Tannine, Kraft, Frische, Super-Länge, ein Barolo aus Monforte d’Alba mit grossem Potenzial. Score: 18/20 (ca. CHF 68.50 für Jahrgang 2004, www.salvis-online.ch)
Barolo Pressenda 2007
Floral in der Nase, würzig, rund, dann massiver Tannin-Ausschlag, braucht noch ein paar Jahre. Länge gut. Score: 17/20 (ca. CHF 68.50 für Jahrgang 2004, www.salvis-online.ch)
Barolo Terlo Ravera 2008
Ausladende rosige Nase, fruchtig, mit 15% spürt man den Alkohol, Schmelz im Gaumen, Power, dann Tannine, grundsauber vinifizierter Nebbiolo aus Novello, der in einer mittellangen Parfümwolke endet. Score: 17/20 (CHF 49.90, www.globus.ch)
Barolo Terlo Ravera 2007
Leichte Oxidationsspuren, dahinter Rosen, schmelzig im Gaumen, massive Tannine, Power, wunderbare Struktur, Kraft und Würze. Super-Länge. Score: 17,5/20 (CHF 49.90, www.globus.ch)
Weiss: Roero Arneis 2011
Fruchtige Nase, Grapefruit, leicht im Gaumen, wenig Säure, aber auch wenig Körper, leichte Bittermandeln. Okay als süffiger Sommerwein. Score: 15/20 (CHF 19.90, www.globus.ch)
Weiss: Cinerino Langhe Bianco 2011 (Viognier)
Frucht, Akazienhonig, dezentes Holz im Gaumen, Volumen, etwas Asche, mineralisch, frisch und mittellang. Score: 16,5/20 (CHF 24.35, www.salvis-online.ch)
Dogliani San Luigi 2011
Schöne Farbe, nicht einfach nur Purpur - tiefer. Die Nase ist frisch, Himbeeren, Würze, Pilze, rund, dezente Säure, leichte Tannine, weich und süffig, mittleres Finale. Score: 16/20
Dogliani Papa Celso 2010 (Foto)
Untypische Nase, ungewöhnlich ausladend, dunkle Noten, Kirschen, kräftig im Gaumen, fruchtig und reich, mineralisch, runde Tannine, Struktur und gute Länge. Toll! Score: 17,5/20 (CHF 24.90, www.globus.ch)
Barbera d’Alba Rinaldi 2010
Dezentes Holz, Kirschen, fruchtig, reife Tannine, sauber, Struktur, gelungener typischer Barbera. Score: 16,5/20 (CHF 21.50, www.salvis-online.ch)
Nebbiolo Bricco Barone 2010
Dezente Nase von Rosen, Frucht im Gaumen, auch Struktur und Schmelz, hohe Sortentypizität, viel Frische und Würze. Score: 16,5/20 (CHF 21.50, www.salvis-online.ch)
Barolo Pressenda 2008
Äusserst typische Nase von Rosen und Veilchen, viel Frucht im Gaumen, rechte Tannine, Kraft, Frische, Super-Länge, ein Barolo aus Monforte d’Alba mit grossem Potenzial. Score: 18/20 (ca. CHF 68.50 für Jahrgang 2004, www.salvis-online.ch)
Barolo Pressenda 2007
Floral in der Nase, würzig, rund, dann massiver Tannin-Ausschlag, braucht noch ein paar Jahre. Länge gut. Score: 17/20 (ca. CHF 68.50 für Jahrgang 2004, www.salvis-online.ch)
Barolo Terlo Ravera 2008
Ausladende rosige Nase, fruchtig, mit 15% spürt man den Alkohol, Schmelz im Gaumen, Power, dann Tannine, grundsauber vinifizierter Nebbiolo aus Novello, der in einer mittellangen Parfümwolke endet. Score: 17/20 (CHF 49.90, www.globus.ch)
Barolo Terlo Ravera 2007
Leichte Oxidationsspuren, dahinter Rosen, schmelzig im Gaumen, massive Tannine, Power, wunderbare Struktur, Kraft und Würze. Super-Länge. Score: 17,5/20 (CHF 49.90, www.globus.ch)
Traurige Kunde kommt aus Bad Ragaz. Am 1. März hat wohl die Presseinformation mit Genussabend stattgefunden – doch es wird der einzige Anlass des Weltwein-Festivals 2013 bleiben. Denn die Organisatoren sahen sich gezwungen, gut einen Monat vor Kickoff die Reissleine zu ziehen. In einer Pressemitteilung heisst es: «Es sind unter anderem der Zeitgeist der Unsicherheit und die Sättigung an ähnlichen Veranstaltungen, die uns zu diesem traurigen Schritt zwingen.»
Nach sechs Wochen Ticketverkauf habe man gesehen, dass praktisch kein Anlass den Vorstellungen entsprechend gebucht sein würde, man habe lediglich zehn bis fünfzehn Prozent der 2011 verkauften Karten abgesetzt. Man wolle den Protagonisten - den Winzern und Köchen - keine fast leeren Tische zumuten. «Wir wollen es uns nicht leisten, am 25. April mit einem grossartigen Programm, mit renommierten Winzern, mit Weltklasse-Künstlern dazustehen – und kein Mensch besucht uns! Der Fall würde abgrundtief sein», schreibt OK-Mitglied Georges Spengler.
Die Namen waren wirklich toll. Stéphan Graf von Neipperg mit u.a. Canon La Gaffelière, Barolo-Künstler Luciano Sandrone, Riesling-Weltklasse mit Dr. Loosen, sechs Köche mit Michelin-Stern dazu der Wiener Überflieger Christian Petz mit zwei solchen. Bleibt nur die Hoffnung, dass mit der Absage der neunten Austragung das Weltwein-Festival in Bad Ragaz nicht endgültig tot ist.
A.Ku.
Traurige Kunde kommt aus Bad Ragaz. Am 1. März hat wohl die Presseinformation mit Genussabend stattgefunden – doch es wird der einzige Anlass des Weltwein-Festivals 2013 bleiben. Denn die Organisatoren sahen sich gezwungen, gut einen Monat vor Kickoff die Reissleine zu ziehen. In einer Pressemitteilung heisst es: «Es sind unter anderem der Zeitgeist der Unsicherheit und die Sättigung an ähnlichen Veranstaltungen, die uns zu diesem traurigen Schritt zwingen.»
Nach sechs Wochen Ticketverkauf habe man gesehen, dass praktisch kein Anlass den Vorstellungen entsprechend gebucht sein würde, man habe lediglich zehn bis fünfzehn Prozent der 2011 verkauften Karten abgesetzt. Man wolle den Protagonisten - den Winzern und Köchen - keine fast leeren Tische zumuten. «Wir wollen es uns nicht leisten, am 25. April mit einem grossartigen Programm, mit renommierten Winzern, mit Weltklasse-Künstlern dazustehen – und kein Mensch besucht uns! Der Fall würde abgrundtief sein», schreibt OK-Mitglied Georges Spengler.
Die Namen waren wirklich toll. Stéphan Graf von Neipperg mit u.a. Canon La Gaffelière, Barolo-Künstler Luciano Sandrone, Riesling-Weltklasse mit Dr. Loosen, sechs Köche mit Michelin-Stern dazu der Wiener Überflieger Christian Petz mit zwei solchen. Bleibt nur die Hoffnung, dass mit der Absage der neunten Austragung das Weltwein-Festival in Bad Ragaz nicht endgültig tot ist.
A.Ku.