Das Weinland Schweiz, das ist Chasselas, bekannt aus dem Waadtland und vom Walliser Fendant. Die klare Nummer eins? Nicht mehr. Vor ein paar Jahren hat Pinot Noir dem Chasselas den Rang abgelaufen. Vor allem deshalb, weil es keine Schweizer Weinregion gibt, in der nicht Pinot-Noir-Reben kultiviert werden. Von Genf bis zum Tessin – Pinot wächst überall.
Wir haben das jährliche Treffen der besten Schweizer Winzer an der Mémoire des Vins Suisses zum Anlass genommen, eine Grosszahl der besten Schweizer Pinots zu degustieren. Von den 50 Mitgliedern sind nicht weniger als elf dank ihres Pinots Teil der Schatzkammer des Schweizer Weins.
Um das Bild zu komplettieren, haben wir drei Winzer dazu genommen, ohne die es nicht geht: Erstens Daniel und Martha Gantenbein, die international renommiertesten Schweizer Weinmacher, weil sie als einzige auf Export setzen. So haben es die Gantenbeins als einzige in die Falstaff-Liste der 100 besten Weine der Welt geschafft. Zweitens Diego Mathier, den zweifachen Winzer des Jahres, dessen «Ambassadeur des Domaines» unlängst von der «Sonntagszeitung» zum besten Schweizer Pinot gekürt wurde. Und drittens den zweifachen Pinot-Noir-Weltmeister Martin Donatsch, der wohl Mémoire-Mitglied ist, allerdings mit seinem wunderbaren Completer.
Donatsch charakterisiert die empfindliche, kapriziöse Traube aus dem Burgund trefflich: «Sie kann extrem viel zeigen und widerspielgelt das Terroir so wie keine andere Rebsorte. Allerdings verzeiht sie keine Fehler. Was bedeutet: Einen grossen Pinot kann man nicht im Keller machen.» Donatsch geht nicht so weit, die Traube als Zicke zu bezeichnen. Aber in die Richtung gehts schon. Zweimal in Folge holte der junge Winzer den WM-Titel an der Mondial du Pinot Noir, heuer mit den Jahrgängen 2007/2008/2009 seines «Passion».
Dass in der für Pinot bestens geeigneten Bündner Herrschaft überragende Blauburgunder heranwachsen, die es mit den besten Burgundern aufnehmen können, überrascht nicht wirklich. In Neuenburg hingegen hätte man das nicht vermutet. Louis-Philippe Burgat belehrt uns auf seiner Domaine de Chambleau eines Besseren.
Dank unglaublicher Akribie und Perfektion gelingen ihm mit dem «Pur Sang» regelmässig ganz grosse Würfe. «Man muss knallhart sein. Im Juli schneide ich alle zu grossen Beeren weg, denn die sind bei Nässe fäulnisanfällig.» Zudem wird bei der Lese quasi jede einzelne Traube unter die Lupe genommen. «Wer von meinen Lesern da nicht höchste Sorgfalt anwendet, den schicke ich weg», so Burgat. Das führt dazu, dass der Ertrag mit im Schnitt 300 Gramm pro Quadratmeter unglaublich tief ist.
Auf drei speziell guten Einzellagen wachsen die Trauben für den «Pur Sang». Zur Bestimmung des perfekten Lesetermins verlässt sich Burgat voll und ganz auf seinen Bauch. «Und natürlich den Gaumen. Ich urteile aufgrund dessen, was mir das Traubenmaterial im Mund erzählt und nicht aufgrund von Oechsle-Graden.» Das hat 2008 dazu geführt, dass der Pinot erst am 2. November (!) gelesen wurde. Dieser Perfektionismus hat allerdings seinen Preis: Das reine Blut kostet 69 Franken, ist damit der teuerste Mémoire-Wein. Zu viel? Burgat: «Nein, eigentlich zu billig…»
So. Genug Theorie. Vorhang auf für die ultimativen Schweizer Pinot-Charts!
Gantenbein 2009, Fläsch GR: Helles Rubinrot, ein Hauch Holz in der Nase, Raucharomen, üppige Frucht, würzig, balsamisch, Minze. Kräftig im Gaumen, Waldbeeren, Pilze, Power und dennoch unglaublich elegant und frisch. Sensationelle Länge. Besser geht in der Schweiz nicht!
(Bezug: Händlerliste unter gantenbeinwein.com, derzeit ausverkauft, ca. CHF 69.--)
Gantenbein 2009, Fläsch GR: Helles Rubinrot, ein Hauch Holz in der Nase, Raucharomen, üppige Frucht, würzig, balsamisch, Minze. Kräftig im Gaumen, Waldbeeren, Pilze, Power und dennoch unglaublich elegant und frisch. Sensationelle Länge. Besser geht in der Schweiz nicht!
(Bezug: Händlerliste unter gantenbeinwein.com, derzeit ausverkauft, ca. CHF 69.--)
Unique Donatsch 2009, Malans GR: Die Nase zeigt viel Frucht und zurückhaltende Holznoten, tolle Komplexität, extreme Kraft, total rund, aristokratisch, frisch und wunderbar lang.
(Bezug: www.donatsch-malans.ch, CHF 52.--)
Unique Donatsch 2009, Malans GR: Die Nase zeigt viel Frucht und zurückhaltende Holznoten, tolle Komplexität, extreme Kraft, total rund, aristokratisch, frisch und wunderbar lang.
(Bezug: www.donatsch-malans.ch, CHF 52.--)
L‘Ambassadeur des Domaines (Foto) 2009, Diego Mathier, Salgesch VS: Die Barriquenoten sind unterschwellig, die Frucht schön, viel Eleganz, die Tannine brauchen noch etwas Reifezeit. Toller Beerenmix, floral, Kirschen, würzig. Könnte sogar noch zulegen!
(Bezug: www.mathier.com, CHF 36.--)
Pur Sang 2009, Domaine de Chambleau, Colombier NE : Zurückhaltend in der Nase, präsente Eichennoten. Im Gaumen viel Kraft und Frucht, alle Komponenten da: Finesse, reife Tannine, Frische, Power, leichte Süsse, gute Lange. Wunderbar. Braucht aber noch Zeit.
(Bezug: www.chambleau.ch, CHF 69.--)
L‘Ambassadeur des Domaines (Foto) 2009, Diego Mathier, Salgesch VS: Die Barriquenoten sind unterschwellig, die Frucht schön, viel Eleganz, die Tannine brauchen noch etwas Reifezeit. Toller Beerenmix, floral, Kirschen, würzig. Könnte sogar noch zulegen!
(Bezug: www.mathier.com, CHF 36.--)
Pur Sang 2009, Domaine de Chambleau, Colombier NE : Zurückhaltend in der Nase, präsente Eichennoten. Im Gaumen viel Kraft und Frucht, alle Komponenten da: Finesse, reife Tannine, Frische, Power, leichte Süsse, gute Lange. Wunderbar. Braucht aber noch Zeit.
(Bezug: www.chambleau.ch, CHF 69.--)
Stadtberg Eglisau 2009, Urs Pircher, Eglisau ZH: Sortentypische, expressive Nase, leichtes Holz, Schmelz, Power, äusserst harmonisch, dezente Tannine, wunderbar!
(Bezug: www.weingut-pircher.ch, CHF 29.--)
Malanser Barrique 2009, Georg Fromm (Foto), Malans GR: Etwas viel Holz, das noch vieles zudeckt, im Gaumen superb, alles da: Power, Frische, Frucht, Komplexität, Harmonie. Gute Länge. Kann mit dem Abbau der Holznoten noch zulegen.
(Bezug: www.weingut-fromm.ch, CHF 36.--, ausverkauft)
Stadtberg Eglisau 2009, Urs Pircher, Eglisau ZH: Sortentypische, expressive Nase, leichtes Holz, Schmelz, Power, äusserst harmonisch, dezente Tannine, wunderbar!
(Bezug: www.weingut-pircher.ch, CHF 29.--)
Malanser Barrique 2009, Georg Fromm (Foto), Malans GR: Etwas viel Holz, das noch vieles zudeckt, im Gaumen superb, alles da: Power, Frische, Frucht, Komplexität, Harmonie. Gute Länge. Kann mit dem Abbau der Holznoten noch zulegen.
(Bezug: www.weingut-fromm.ch, CHF 36.--, ausverkauft)
No. 3, Schlossgut Bachtobel 2009, Ottoberg TG: Zurückhaltend in der Nase, leichte Vanille, im Gaumen verführerisch, weich, feminin, dennoch Kraft, sehr harmonisch, ein Schmeichler. Nicht erstaunlich, macht ihn doch mit Ines Rebentrost eine Frau…
(Bezug: www.bachtobel.ch, CHF 32.--, ausverkauft)
Kloster Sion, Klingnau Réserve 2009, Klingnau AG: Hohe Typizität, dezentes Holz, Power, etwas viel Süsse, tolle Frische, gute Länge.
(Bezug: www.weingut-sternen.ch, CHF 29.--)
Der Mattmann 2009 (Foto), Cicero Weinbau, Zizers GR: Etwas viel Holz, schöne Struktur, Teernoten, Power, sortentypisch, sehr frisch und lang.
(Bezug: www.ciceroweinbau.ch, CHF 37.--)
Auvernier 2009, Domaine de la Maison Carrée, Auvernier NE : Zältlige Nase, rotbeerig, wirkt leicht. Im Gaumen dann verspielte Pinot-Typizität, Johannisbeeren, mit Schmackes und Schmelz. Schöne Süsse und Länge.
Bezug: www.lamaisoncarree.ch, CHF 19.--)
No. 3, Schlossgut Bachtobel 2009, Ottoberg TG: Zurückhaltend in der Nase, leichte Vanille, im Gaumen verführerisch, weich, feminin, dennoch Kraft, sehr harmonisch, ein Schmeichler. Nicht erstaunlich, macht ihn doch mit Ines Rebentrost eine Frau…
(Bezug: www.bachtobel.ch, CHF 32.--, ausverkauft)
Kloster Sion, Klingnau Réserve 2009, Klingnau AG: Hohe Typizität, dezentes Holz, Power, etwas viel Süsse, tolle Frische, gute Länge.
(Bezug: www.weingut-sternen.ch, CHF 29.--)
Der Mattmann 2009 (Foto), Cicero Weinbau, Zizers GR: Etwas viel Holz, schöne Struktur, Teernoten, Power, sortentypisch, sehr frisch und lang.
(Bezug: www.ciceroweinbau.ch, CHF 37.--)
Auvernier 2009, Domaine de la Maison Carrée, Auvernier NE : Zältlige Nase, rotbeerig, wirkt leicht. Im Gaumen dann verspielte Pinot-Typizität, Johannisbeeren, mit Schmackes und Schmelz. Schöne Süsse und Länge.
Bezug: www.lamaisoncarree.ch, CHF 19.--)
«R» Weingut Baumann 2009, Oberhallau SH: Dunkles Rot, dezent in der Nase, Kirschen, recht viel Säure, vegetal, wirkt etwas „gemacht“, flacht schnell ab, um im Abgang aufzuerstehen.
(Bezug: www.baumannweingut.ch, CHF 34.--)
Gian-Battista 2008, Weinbau von Tscharner (Foto), Reichenau GR: Tolle, leicht parfümiert wirkende Nase, dezentes Holz, im Gaumen etwas vegetal, hält das nasale Versprechen nicht ganz, tolles Finale. Kann noch zulegen!
(Bezug: www.passionduvin.ch, CHF 65.--)
Raissennaz Grand Cru 2009, Domaine Henri Cruchon, Morges VD: Schweflig-vegetale Nase, teerig, auch im Gaumen, viel Würze, Ein hoch interessanter und sehr spezieller, fast schon atypischer Pinot.
(Bezug: www.henricruchon.com, 2009 ausverkauft, 2010: CHF 29.--)
Grand Cru Gemeinde Salgesch 2009, Cave du Rhodan, Mounir Weine, Salgesch VS: Würzige Nase, auch im Gaumen Küchenkräuter, floral, viel Süsse, wirkt nicht ganz perfekt harmonisch.
(Bezug: www.rhodan.ch, CHF 25.--)
«R» Weingut Baumann 2009, Oberhallau SH: Dunkles Rot, dezent in der Nase, Kirschen, recht viel Säure, vegetal, wirkt etwas „gemacht“, flacht schnell ab, um im Abgang aufzuerstehen.
(Bezug: www.baumannweingut.ch, CHF 34.--)
Gian-Battista 2008, Weinbau von Tscharner (Foto), Reichenau GR: Tolle, leicht parfümiert wirkende Nase, dezentes Holz, im Gaumen etwas vegetal, hält das nasale Versprechen nicht ganz, tolles Finale. Kann noch zulegen!
(Bezug: www.passionduvin.ch, CHF 65.--)
Raissennaz Grand Cru 2009, Domaine Henri Cruchon, Morges VD: Schweflig-vegetale Nase, teerig, auch im Gaumen, viel Würze, Ein hoch interessanter und sehr spezieller, fast schon atypischer Pinot.
(Bezug: www.henricruchon.com, 2009 ausverkauft, 2010: CHF 29.--)
Grand Cru Gemeinde Salgesch 2009, Cave du Rhodan, Mounir Weine, Salgesch VS: Würzige Nase, auch im Gaumen Küchenkräuter, floral, viel Süsse, wirkt nicht ganz perfekt harmonisch.
(Bezug: www.rhodan.ch, CHF 25.--)
Am Dienstag, 1. und Samstag 5. Mai laden 210 Winzer unter dem Patronat des Branchenverbands Deutschschweizer Wein in ihre Keller. Neu dabei sind die Anbieter vom Thunersee, womit der Auftritt praktisch flächendeckend ist. 82 Betriebe sind am 1. Mai geöffnet, 48 am 5. Mai und 80 an beiden Tagen. Diese Open Days sind eine einmalige Gelegenheit, sich die auch in der Deutschschweiz immer besser gewordenen Gewächse zu Gemüte zu führen. Dazu werden Kellerbesichtigungen, Rebrundgänge, Kutschenfahrten, Streichelzoos, Kinderattraktionen, musikalische Darbietungen und kulinarische Köstlichkeiten angeboten. Details unter www.offeneweinkeller.ch.
Ein Beispiel eines tollen Thunersee-Weins: Seftiger Lumi 2011 (Blanc de Noir aus Cabernet Dorsa und Pinot Noir), Rindisbacher Weinmanufaktur Bern, Thunersee AOC: Mineralische Nase mit Kräutereinschlag, im Gaumen Power, leichte Süsse, vegetal, Spargel, frisch, harmonisch. Eine Trouvaille!
Score: 16,5/20 (www.weinmanufaktur.ch, CHF 17.--)
Am Dienstag, 1. und Samstag 5. Mai laden 210 Winzer unter dem Patronat des Branchenverbands Deutschschweizer Wein in ihre Keller. Neu dabei sind die Anbieter vom Thunersee, womit der Auftritt praktisch flächendeckend ist. 82 Betriebe sind am 1. Mai geöffnet, 48 am 5. Mai und 80 an beiden Tagen. Diese Open Days sind eine einmalige Gelegenheit, sich die auch in der Deutschschweiz immer besser gewordenen Gewächse zu Gemüte zu führen. Dazu werden Kellerbesichtigungen, Rebrundgänge, Kutschenfahrten, Streichelzoos, Kinderattraktionen, musikalische Darbietungen und kulinarische Köstlichkeiten angeboten. Details unter www.offeneweinkeller.ch.
Ein Beispiel eines tollen Thunersee-Weins: Seftiger Lumi 2011 (Blanc de Noir aus Cabernet Dorsa und Pinot Noir), Rindisbacher Weinmanufaktur Bern, Thunersee AOC: Mineralische Nase mit Kräutereinschlag, im Gaumen Power, leichte Süsse, vegetal, Spargel, frisch, harmonisch. Eine Trouvaille!
Score: 16,5/20 (www.weinmanufaktur.ch, CHF 17.--)
Es war die Flasche, die auf dem Auktionskatalog von Sotheby's abgebildet war: Ein Masseto Nebukadnezar 2007, die 15-Liter-Flasche des raren Merlot-Lagenweins der Tenuta dell'Ornellaia in Bolgheri. Genau acht Stück wurden davon hergestellt, fünf lagern noch auf dem Gut.
Kein Wunder erzielte dieser zu den Blue Chips aufgestiegene Toskaner einen Wahnsinnspreis: 45'000 Franken nach einem langen Bietgefecht. Den Zuschlag erhielt ein Asiate. Seit 20 Prozent der Masseto-Produktion an Bordeaux-Händler verkauft wird, steigen die Gebote für den Wein konstant. Wertzuwachs in 10 Jahren: 446 Prozent!
Es war die Flasche, die auf dem Auktionskatalog von Sotheby's abgebildet war: Ein Masseto Nebukadnezar 2007, die 15-Liter-Flasche des raren Merlot-Lagenweins der Tenuta dell'Ornellaia in Bolgheri. Genau acht Stück wurden davon hergestellt, fünf lagern noch auf dem Gut.
Kein Wunder erzielte dieser zu den Blue Chips aufgestiegene Toskaner einen Wahnsinnspreis: 45'000 Franken nach einem langen Bietgefecht. Den Zuschlag erhielt ein Asiate. Seit 20 Prozent der Masseto-Produktion an Bordeaux-Händler verkauft wird, steigen die Gebote für den Wein konstant. Wertzuwachs in 10 Jahren: 446 Prozent!