Den Namen Alois Lageder kennt jeder Weinfreak, der sich dann und wann auch mal in Südtirol tummelt. Mittlerweile muss der geneigte Weinfreund indes auch den Namen Alois Clemens kennen, denn Lageder senior ist daran, die Gutsschlüssel an seinen Sohn weiterzugeben. Das Gut als solches habe ich an dieser Stelle bereits im Detail vorgestellt. Das ist HIER nachzulesen.
Einige Dinge will Alois Clemens in Erinnerung rufen. So Südtiroler Besonderheiten: «Das Piemont ist bekannt für Nebbiolo-Weine. Das Burgund für Pinot noir. Südtirol hingegen kann man nicht auf Vernatsch oder Lagrein reduzieren. Die Sortenvielfalt ist bei uns enorm hoch.»
Damit will er aufzeigen: Auch Chardonnay hat seine Berechtigung hier. «Auch wenn damals, als wir damit begannen, diese internationale Sorte anzupflanzen, viele sagten: Also Chardonnay – nein! Und dazu in Barriques? Doppelt nein!» Den Input hat 1981 übrigens der legendäre Robert Mondavi gegeben. Doch die Lageder’sche Idee setzte sich durch: Ausgerechnet dieser Chardonnay wurde der erste Weisswein aus Südtirol, der ausserhalb der Region Gefallen und Anerkennung fand. Dreissig Jahrgänge sind seit 1984 erschienen. Und der Chardonnay Löwengang ist zu einer Institution geworden.
Und woher kommt der Name Löwengang? Alois Clemens: «So heisst ein Ansitz, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückgehen und den mein Grossvater 1934 gekauft hat. Das Lustige daran: Er kaufte ihn mitsamt den uralten Reben, von denen alle dachten, es handle sich um Cabernet Franc. In Tat und Wahrheit ist es Carmenère. Und diese Reben sind mittlerweile bis zu 140 Jahre alt!»
Lageder als Veranstalter: Vin-o-Ton und Summa
Die Familie Lageder belässt es nicht dabei, einfach «nur» Weine herzustellen. Sie glänzt auch als Organisatorin hochkarätiger Anlässe. Zum einen ist da Vin-o-Ton, der Tag der klassischen Musik der Gegenwart in der Vineria Paradeis. Die Matinee zum Zehn-Jahr-Jubiläum steigt am 23. Februar.
Zum anderen ist da Summa, eine wahrlich aussergewöhnliche Veranstaltung! Denn dass ein Weinproduzent eine Messe von internationalem Renommee mit über 100 Winzern und also Konkurrenten auf die Beine stellt, ist wohl einmalig. Lageder tut genau das. Am 6. und 7. April steigt die 22. Ausgabe seiner Summa, bei welcher Winzer aus über zehn Ländern ihre Werke den 2000 Fachgästen, 40 Weinliebhabern und 100 Journalisten vorstellen.
«Mit Summa haben wir uns zum Ziel gesetzt, im einzigartigen Rahmen unseres Ansitzes Casòn Hirschprunn mit den besten Winzern aus aller Welt zusammenzutreffen», erklärt Alois Lageder das Ziel der Veranstaltung, bei welcher alle Winzer persönlich anwesend sind. Es ist dies mitunter die Crème de la Crème: Chapoutier, Dr. Bürklin-Wolf, Pio Cesare, Biserno, Cos d’Estournel, Montevertine, Guado al Tasso, Pol Roger, Von Winning etc. Demnächst kann man sich für den Topanlass anmelden. Und zwar hier: www.summa-al.eu.
Lehengut: Shooting-Star aus dem Vinschgau
Das Weingut ist klein, die Weine noch eine Entdeckung, sodass sie in der Schweiz (noch) nicht erhältlich sind. Die Rede ist vom Lehengut von Thomas Plack in Kastelbell-Tschars, der den Betrieb 1989 mit 19 Jahren übernommen hat. Er betreibt Fruchtanbau und vinifiziert drei Weine: Riesling, Weissburgunder und Blauburgunder (www.lehengut.it). Wer die Weine vor Ort verkosten möchte: Das fantastische Restaurant Kuppelrain auf der anderen Seite der Hauptstrasse durchs Vinschgau, ein unprätentiöser Ein-Sterne-Michelin-Betrieb, führt die Weine: www.kuppelrain.com.
- Riesling Lehengut Vinschgau 2016: Metallisch-fruchtig, mineralisch, Ananas, Apfel, schlank, rechte Säure, trinkig, harmonisch, elegant, mittleres Finale. Score: 16,5/20 (€ 13.40 bei www.vinusta.com).
- Weissburgunder Lehengut Vinschgau 2016: Agrumen, mineralisch, Pfirsich, Säure, schlank, elegant, für einen Südtiroler Weissburgunder fast etwas ausgezehrt, frisch, mittleres Finale, stringenter Wein. Score: 16/20 (€ 13.40 bei www.vinusta.com).
- Blauburgunder Lehengut Vinschgau 2015: Kirschig-rotbeerig, kräuterig, Johannisbeeren, etwas spitze Säure, frisch, eukalyptisch, unter dem Strich aber etwas dünnlich und einfach gestrickt, mittellanger Abgang. Score: 16/20 (€ 16.25 bei www.vinusta.com).
- Riesling Lehengut Vinschgau 2016: Metallisch-fruchtig, mineralisch, Ananas, Apfel, schlank, rechte Säure, trinkig, harmonisch, elegant, mittleres Finale. Score: 16,5/20 (€ 13.40 bei www.vinusta.com).
- Weissburgunder Lehengut Vinschgau 2016: Agrumen, mineralisch, Pfirsich, Säure, schlank, elegant, für einen Südtiroler Weissburgunder fast etwas ausgezehrt, frisch, mittleres Finale, stringenter Wein. Score: 16/20 (€ 13.40 bei www.vinusta.com).
- Blauburgunder Lehengut Vinschgau 2015: Kirschig-rotbeerig, kräuterig, Johannisbeeren, etwas spitze Säure, frisch, eukalyptisch, unter dem Strich aber etwas dünnlich und einfach gestrickt, mittellanger Abgang. Score: 16/20 (€ 16.25 bei www.vinusta.com).
Wein der Woche: Klosteranger von Muri-Gries
Es ist ja so eine Tendenz, dass viele Weingüter sich mit einem raren und ultimativen Topwein ein Denkmal setzen wollen. Oft sind es abenteuerliche Kreationen, die in den Weinolymp eingehen sollen. Manchmal aber ganz pragmatische Neukreationen wie im Fall der Klosterkellerei Muri-Gries in Bozen. Diese ist in Sachen Lagrein in Südtirol bereits das Mass aller Dinge mit dem Riserva, der ein Dauerabonnent auf die drei Gläser im Führer Vini d’Italia ist. Allerdings: In der Ausgabe 2019 hat der Pinot Nero Abtei Muri ausnahmsweise die Tre bicchieri eingeheimst.
Die Rede soll aber nicht von diesem Wein sein, sondern von einem neuen namens Klosteranger. Ein Einzellagen-Lagrein aus dem gleichnamigen Weingarten. Es ist die Lage gleich hinter dem Kloster. Das Herzstück der Klosterkellerei, das seit jeher von alten Steinmauern umrundet und beschützt ist, wodurch es wie ein Clos aus dem Burgund wirkt. 1901 wird die Parzelle in das österreichisch-ungarische Kataster aufgenommen. Doch laut Aufzeichnungen war es bereits 1750 mit dem damals üblichen gemischten Satz mit vorrangig Lagrein bepflanzt.
Mit dem Jahrgang 2014 wird diese Einzellage also erstmals separat vinifiziert und geht nicht mehr in die Riserva Abtei Muri. «2014 war kein einfaches Jahr. Durch tiefe Erträge und eine späte Lese ist es uns dennoch gelungen, ein überragendes Resultat zu erzeugen», sagt Önologe Christian Werth. 2004 wurde im Klosteranger alles neu bepflanzt. Das Potenzial ist also wegen des noch jugendlichen Alters der Reben enorm. Hier die Verkostungsnotizen von Klosternager und einigen weiteren Weinen von Muri-Gries. Die Klosterkellerei geht übrigens tatsächlich auf 1845 aus Muri AG emigrierte Benediktinermönche zurück!